Frankfurt Deutsche Bank macht überraschend Gewinn

Frankfurt · Statt des erwarteten Verlustes erzielt die Bank im dritten Quartal 278 Millionen Euro. Einerseits lief das Investmentbanking gut, andererseits sind die Rückstellungen geringer als gedacht. Aber es bleiben Zweifel.

Es schien eine dicke Überraschung zu sein: Die Deutsche Bank hat, anders als erwartet, das dritte Quartal mit einem Gewinn abgeschlossen. 619 Millionen Euro blieben vor Steuern übrig, unter dem Strich noch 278 Millionen Euro. Analysten hatten im Schnitt mit einem Nachsteuerverlust von 600 Millionen Euro gerechnet.

Woher kommen die überraschend guten Zahlen? Zum einen verbuchte die Bank eine Milliarde Euro im Investmentbanking, also etwa mit dem Handel von Aktien, Anleihen, Devisen und Derivaten, der Beratung und Finanzierung von Unternehmen bei Börsengängen. Der zweite Grund: "Wir waren zu negativ, was die Kosten angeht", sagt der Analyst Philipp Häßler, "da hatten wir höhere Einmalaufwendungen und Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten einkalkuliert." Diese Rückstellungen hat die Bank "nur" um 400 Millionen auf 5,9 Milliarden Euro aufgestockt. Das sei viel zu wenig, urteilt etwa Dieter Hein von fairesearch. Dass die Bank da nicht mehr vorgesorgt habe, hat seiner Meinung nach einen Grund: "Ich vermute, dass sie den Aktienkurs nach oben treiben möchte, damit sie eine Kapitalerhöhung vorbereiten kann." In den vergangenen Monaten war häufig vermutet worden, das Geldhaus komme um eine Kapitalerhöhung nicht herum.

Konzernchef John Cryan sagte gestern, beim Umbau der Bank sei man gut vorangekommen. Gleichzeitig stimmte er aber die Mitarbeiter in einem Brief auf eine Verschärfung des Sparkurses ein. Die Lage bleibe schwierig, das Umfeld habe sich in einigen wichtigen Bereichen weiter verschlechtert. Bisher will die Bank unter dem Strich 9000 Stellen streichen, davon 4000 im Inland. Bis Ende 2017 sollen 200 der 700 Filialen geschlossen werden.

Die Lage der Bank sei auch deshalb schwierig, weil die Berichte über Strafzahlungen, die dem Geldhaus in den USA wegen unlauterer Hypothekengeschäfte drohen, im Zentrum der Aufmerksamkeit gestanden hätten, so Cryan. Das habe zu Unsicherheit geführt. Mitte September hatten die US-Justizbehörden die Vergleichsverhandlungen mit einer Forderung von 14 Milliarden Dollar (12,8 Milliarden Euro) eröffnet. Daraufhin war der Aktienkurs eingebrochen, auf zeitweise weniger als zehn Euro. Hinzu kommen weitere Unwägbarkeiten: So könnten auch die Ermittlungen wegen des Verdachts auf Geldwäsche in Russland und Sanktionsverstöße weitere empfindliche Strafen nach sich ziehen. Somit bleiben Investoren und Analysten skeptisch. Solange keine Klarheit bezüglich der großen laufenden Rechtsstreitigkeiten herrsche, bestehe weiter Unsicherheit, ob die Kapitalausstattung ausreichend sei, urteilt etwa Markus Rießelmann, Analyst von Independent Research.

Unsicherheit herrscht auch wegen der Spekulationen über den Umbau des Geldhauses. Am Verkauf der Postbank halte man fest, erklärte Cryan und widersprach Spekulationen, nach denen eine Wiedereingliederung der Tochter geplant sei. Man wolle die Postbank verkaufen, aber nur zu einem attraktiven Preis. Deshalb sei der Verkauf eher ein Thema für 2017. Die zahlreichen Spekulationen über die Strategie des Hauses seien sehr ärgerlich, sagte Cryan in einer Telefonkonferenz. Die meisten ergäben keinen Sinn, so der Manager.

(RP)
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