Frankfurt Deutsche-Bank-Aktie fährt Achterbahn

Frankfurt · Erst stürzt der Kurs auf ein Rekordtief, dann steigt er um fast 14 Prozent. Experten argwöhnen, die Bank sei zum Spielball von Spekulanten geworden. In den USA muss die Bank wohl weniger zahlen als bisher befürchtet.

Frankfurt: Deutsche-Bank-Aktie fährt Achterbahn
Foto: Weber

Die Deutsche-Bank-Aktie hat gestern eine Achterbahnfahrt hingelegt. Am Morgen schockierte der Absturz die Börsen, zum Handelsschluss war die Aktie mit einem Plus von mehr als sechs Prozent der große Gewinner, danach stieg sie noch weiter -nachbörslich betrug das Plus teilweise fast 14 Prozent. Solche Kursausschläge bei einem derart liquiden Wert wie dem der größten deutschen Bank sind extrem selten.

Aber die Gründe für den späten Steilaufstieg sind für Branchenkenner nachvollziehbar: Die Bank soll erreicht haben, dass sie in den USA wegen ihrer Verfehlungen in der Immobilienkrise deutlich weniger zahlen muss als zunächst befürchtet. Das US-Justizministerium soll seine Forderung von 14 Milliarden auf 5,4 Milliarden Dollar (4,8 Milliarden Euro) herabgesetzt haben, hieß es am späten Nachmittag. Dies habe die Bank in Verhandlungen mit dem Ministerium erreicht. Die Einigung werde möglicherweise schon in den nächsten Tagen verkündet. Eine Deutsche-Bank-Sprecherin wollte sich gestern dazu nicht äußern. Auch sonst gab es keine Stellungnahmen zu der angeblichen Einigung.

Sollte die wirklich perfekt sein, wäre dies die erste gute Nachricht seit Tagen. Am Morgen hatte es noch extrem düster ausgesehen für die Aktie. Der Grund für den frühen Kursrutsch: Hedgefonds sollen Termingeschäfte mit der Bank gekündigt haben - aus Angst, das Geldhaus könne mangels Masse diese Geschäfte nicht mehr erfüllen. Das wiederum lieferte anderen Spekulanten eine Steilvorlage, auf einen Niedergang der Bank zu wetten. Und auf eine spätere Rettung durch die Bundesregierung.

Frankfurt: Deutsche-Bank-Aktie fährt Achterbahn
Foto: Weber

An der New Yorker Börse war der Kurs der Deutsche-Bank-Aktie am Donnerstagabend um 6,7 Prozent gesunken. Die Frankfurter Börse setzte zunächst noch eins drauf. Im Xetra-Handel krachte das Papier zum Handelsauftakt um neun Prozent auf ein Allzeittief von 9,90 Euro. In der Bank schrillten daraufhin die Alarmglocken. Vorstandschef John Cryan schrieb eine Beruhigungsmail an die Mitarbeiter, die Presseabteilung fütterte Journalisten mit Informationen, die das Gleiche bezwecken sollten. Cryan schrieb, wenn "einige wenige" Kunden die Bank verließen, müsse man wissen, dass die Bank insgesamt 20 Millionen Kunden habe. "Vertrauen steht im Bankgeschäft am Anfang von allem", erklärte der britische Manager und ergänzte: "Am Markt sind gerade Kräfte unterwegs, die dieses Vertrauen in uns schwächen wollen."

Verschwörungstheorien, nach denen die Deutsche Bank den US-Behörden ein Dorn im Auge sei, scheinen sich jedenfalls mit der angeblichen Einigung nicht zu bestätigen. Die Amerikaner wollten europäischen Unternehmen gern eins auswischen, wenn die EU bei einer Firma wie etwa Apple zweistellige Milliardenbeträge an Steuern nachfordere, hatte es geheißen.

(RP)
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