Bahnchef Grube sorgt mit Plan für selbstfahrende Züge für Ärger

Düsseldorf · Bis spätestens 2025 will die Bahn mit vollautomatischen Zügen unterwegs sein. Die Idee sorgt für Protest von der Lokführer Gewerkschaft.

Deutsche Bahn: Grube sorgt mit Plan für selbstfahrende Züge für Ärger
Foto: dpa, bvj gfh

Als der Bahnchef bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen auf das Thema "vollautomatisches Fahren" zu sprechen kam, da war Rüdiger Grube sehr wohl bewusst, auf welch vermintem Gebiet er sich bewegte. Dass die Bahn bis spätestens 2025 mit vollautomatischen Zügen an den Start gehen würde, sei keineswegs eine Kampfansage an die Lokomotivführer. "Wir wollen mit den Möglichkeiten der Technik Kosten und Energie sparen und mehr Pünktlichkeit schaffen", sagte Grube.

Angesprochen auf mögliche Gefahren für die Arbeitsplätze seiner Mitglieder, reagierte der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky, im Gespräch mit unserer Redaktion auch äußerst selbstbewusst: "Wenn die Züge vollautomatisch fahren, dann sitzen die Lokomotivführer in den Stellwerken und Leitstellen und bedienen die Züge von dort aus. Los wird Herr Grube uns also nicht."

Es sei schon interessant, dass der Vorstand bei dem Thema den Starttermin immer weiter nach hinten verschiebe. "Inzwischen heißt es ja, ,spätestens 2025 kommt das vollautomatische Fahren'", sagte Weselsky spöttisch und fügte hinzu: "Es ist doch ein Witz, dass die Bahn eine stillgelegte Strecke zwischen Schwarzenberg und Aue jetzt als fortschrittliche Pilotstrecke verkauft, obwohl da eine einsame Diesellok mit ein paar Kameras drauf fährt."

In Deutschland gebe es ein Streckennetz von 34.000 Kilometern. Um vollautomatisches Fahren darauf möglich zu machen, dürfte es auf der gesamten Strecke keinerlei äußere Einflüsse geben. "Das ist völlig unrealistisch", so der GDL-Chef. Der Bahn fehle es auch an den Kapazitäten. "Nehmen Sie zum Beispiel das Zugunglück in Hordorf: Damals hat sich die Bahn zum Ziel gesetzt, alle eingleisigen Strecken mit der sogenannten punktförmigen Zugbeeinflussung auszurüsten. Nur mit Müh und Not hat sie dies auf den noch fehlenden 5000 Kilometern Zugstrecke hinbekommen. Wie soll der Konzern da ein Mammut-Projekt wie das vollautomatische Fahren bis 2025 stemmen?"

Seine Gewerkschaft sei nicht gegen den technischen Fortschritt, sagte Weselsky. "Aber statt an illusorischen Zielen festzuhalten, sollte sich die Bahn lieber mit dem Möglichen beschäftigen. Ich spreche von technischen Assistenzsystemen für die Lokomotivführer." Denn auch den Fahrgästen sei wohler, wenn ein Mensch an Bord das Sagen habe, meint Weselsky.

(maxi)
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