Frankfurt Der zweifelhafte Aufstieg des Bitcoin

Frankfurt · Der Kurs der Kryptowährung ist binnen zwei Wochen um 50 Prozent gestiegen. Kritiker warnen, die Währung sei instabil.

Frankfurt: Der zweifelhafte Aufstieg des Bitcoin
Foto: dpa, jka sab gfh fpt

Die Internetwährung Bitcoin wird immer teurer. Die Marke von 4000 Dollar hat sie klar hinter sich gelassen. Auch wenn der Kurs gestern um mehr als ein Prozent auf 4109 Dollar sank - der Siegeszug dürfte laut Experten weitergehen. Der Saxo-Bank-Analyst Kay Van-Petersen erregte jüngst mit der Prognose Aufsehen, die Kryptowährung könnte in zehn Jahren bei 100.000 Dollar liegen.

Bitcoin ist eine digitale Rechnungseinheit oder Währung. Sie existiert nur im Internet. Man kann sie nicht "ausdrucken" und damit "bar" bezahlen. Erfunden hat sie 2008 ein Programmierer unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto. Er setzte sie Anfang 2009 praktisch um.

Anders als fast alle bekannten Währungen, die - wie der Euro von der EZB - von Zentralbanken kontrolliert werden, gibt es diese zentrale Kontrolle bei Bitcoin nicht. Verwaltet wird Bitcoin über ein Netzwerk von zusammengeschlossenen Computern. Sie müssen die verschlüsselten Transaktionen bestätigen, um zum Beispiel zu verhindern, dass ein Betrag doppelt ausgegeben wird.

Erstmals war der Bitcoin am vergangenen Sonntag über die Marke von 4000 Dollar gestiegen. Anfang August waren es noch gut 2700 Dollar gewesen. Der Kurs stieg, obwohl die Währung kurz zuvor aufgespalten worden war. Mit "Bitcoin Cash" hatten die Nutzer zugestimmt, eine zweite digitale Währung unter dem Namen Bitcoin zu kreieren. Im Prinzip bekam jeder, der einen Bitcoin besaß, die gleiche Menge Bitcoin Cash hinzu. Außerdem hatten die Nutzer sozusagen veränderten "Geschäftsbedingungen" zugestimmt. Damit sollten Bezahlvorgänge wieder beschleunigt werden.

Die Transaktionsgeschwindigkeit war zuletzt angeblich "stark gefallen". Das hing mit der "Blockchain-Technologie" zusammen, mit der Bitcoin verwaltet wird: Jede Transaktion wird in einem Datenblock gespeichert. Jede neue Transaktion mit demselben Kryptogeld erzeugt einen neuen Datenblock, der dem alten vorgeschaltet wird. So entstehen lange Ketten von Datenblöcken. Sie sorgen zwar für genaue Dokumentation, die bei hohen Umsätzen aber auch immer schwerer zu verarbeiten sind, selbst von Hochleistungscomputern. Der Datenstau war also ein Grund für die Aufspaltung der Währung und die neuen Geschäftsbedingungen, die es erlaubt, bestimmte Datenblöcke aus der Kette abzutrennen. Beides erhöhte die Umlaufgeschwindigkeit des künstlichen Geldes. Das trieb Nutzung und Kurs.

Hinzu kamen womöglich politische Gründe. Jedenfalls wurde beobachtet, dass ein großer Teil der Bitcoin-Umsätze kürzlich im Handel mit japanischen Yen gegen Bitcoin ausgeführt wurde. Einschließlich des koreanischen Won und des chinesischen Yuan kamen asiatische Währungen auf einen Handelsanteil von rund 70 Prozent. Der Dollaranteil lag nur bei 22 Prozent. Ob die Anleger sich einer als kriegssicher geltenden Kunstwährung zu- und sich gleichzeitig vom Dollar abwandten?

Wer so handelt, sollte wissen, dass der Bitcoin nicht stabil ist. Jörn Quitzau, Volkswirt der Berenberg Bank, hält trotz des starken Wertzuwachses seit der Einführung vor acht Jahren nichts von der Kryptowährung als Wertaufbewahrungsmittel. Dazu schwanke der Kurs zu stark. Müsse man zu einem bestimmten Zeitpunkt verkaufen, könne man ein Kurstief erwischen. Zudem sei auch der langfristige Wertzuwachs nicht gesichert, weil ständig vergleichbare Digitalwährungen erfunden werden könnten. Es gibt rund 900 Kryptowährungen.

Kritiker verweisen auch darauf, dass ein Dollar einen Anteil am amerikanischen Sozialprodukt repräsentiere, der Euro einen Anteil an der Wirtschaftsleistung der Eurozone. Wer eine solche Währung gegen einen Bitcoin tausche, gebe diesen Anteil ab, erhalte aber keine Gegenleistung. "Er wird Teilnehmer an einem Schneeballsystem und setzt darauf, seine Bitcoins einem noch Dümmeren verkaufen zu können", urteilt der Schweizer Autor Werner Vontobel.

(RP)
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