Düsseldorf Der neue Fahrplan

Düsseldorf · Ab heute können Bahnreisende auf der Internetseite des Staatskonzerns, in den Reisezentren oder per DB-Navigator die neuen Verbindungen buchen. Der Fahrgastverband Pro Bahn bezweifelt, dass die Züge pünktlicher werden.

Wenn es ein Sorgenkind bei der Deutschen Bahn gibt, dann ist das vor allem der Fernverkehr. Zwar war es dem Konzern zuletzt gelungen, mehr Menschen in seine Züge zu holen. Allerdings nur mit Rabatt-Aktionen. Zeitgleich erstarkt die Konkurrenz auf der Straße. Mit MeinFernbus/Flixbus hat sich ein ernstzunehmender Wettbewerber etabliert. Doch die Bahn will angreifen: Am 11. Dezember tritt der neue Fahrplan in Kraft. Kunden können ab heute per Reisezentrum, auf bahn.de oder über die App DB-Navigator buchen. Ein Überblick über die wichtigsten Neuerungen.

Fahrzeuge Die Bahn rüstet ihre Flotte um. 130 ICE4-Züge werden bis 2023 angeschafft, die ersten sollen bereits in den kommenden Tagen eingesetzt werden. Auch der neue Intercity 2 löst Schritt für Schritt die alten Modelle ab. "Die Bahn hat zu lange von der Substanz gelebt", meint Lothar Ebbers vom Fahrgastverband Pro Bahn NRW. "Mit Ausnahme der IC-Doppelstock- und der ICE3-Züge fährt sie mit altem Material: im ICE-Bereich 30 Jahre alt, im IC-Bereich teils sogar deutlich älter." Es sei gut, dass neue Züge angeschafft worden seien, aber die dürften das Ergebnis im Fernverkehr durch die Abschreibungen zunächst einmal deutlich drücken. Ebbers hofft, dass es diesmal nicht erneut zu Problemen kommt wie bei der Einführung des ICE3.

Verbindungen Auf den stark nachgefragten Strecken soll das Angebot erhöht werden. Beispielsweise werden zusätzliche Verbindungen auf den ICE-Strecken Frankfurt-Köln-Amsterdam und Frankfurt-Köln-Aachen-Brüssel sowie auf den IC-Strecken Münster-Berlin und Köln-Berlin angeboten.

Preise Erstmals seit drei Jahren traut sich die Bahn im Fernverkehr wieder höhere Preise zu. Flexi-Tickets kosten im Schnitt 1,9 Prozent mehr, sogenannte Streckenzeitkarten 3,9 Prozent. Die Bahncard 100 kostet 4190 Euro (2. Klasse) beziehungsweise 7090 Euro (1. Klasse).

Pünktlichkeit Bahnchef Rüdiger Grube hat eine höhere Pünktlichkeit zur obersten Maxime gemacht. "Die fahrzeugbedingten Verspätungen dürften aufgrund der neueren Züge und der Pünktlichkeitsmanager zwar deutlich zurückgehen", prognostiziert Lothar Ebbers, "wir stehen aber vor einem nie dagewesenen Baumarathon. Im Frühjahr 2017 startet beispielsweise der Dachneubau in Duisburg, da werden dann fünf Jahre lang immer zwei Gleise nebeneinander gesperrt. Auf der Hauptstrecke kommt 2018 der Bahnhofsausbau Dortmund dazu, 2019 der Anschluss von Mülheim an das neue Stellwerk in Duisburg." Netzbedingte Verspätungen beziehungsweise Baustellenfahrpläne mit Einschränkungen würden deutlich zunehmen.

Vorausbuchungen Bahn-Kunden können den 19-Euro-Sparpreis künftig 180 Tage im Voraus buchen. "Ich bin zwar grundsätzlich ein Befürworter der Möglichkeit, sechs Monate im Voraus ein Ticket zu buchen", sagt Ebbers. Aber dann müsse auch sichergestellt sein, dass der entsprechende Zug an dem Tag auch fahre. "Aufgrund der Baustellensituation muss man dahinter aber ein Fragezeichen machen."

Flexibilität Die Bahn schränkt den sogenannten Flexi-Tarif noch weiter ein. "Bislang konnte der Kunde, wenn ihm etwas dazwischen kam und er die Reise nicht antreten konnte, zumindest auch noch am nächsten Tag reisen", sagt Ebbers. "Jetzt muss die Reise am ersten Tag angetreten werden, eine Unterbrechung über Nacht bleibt noch möglich." Mit Flexibilität habe das nur noch wenig zu tun, sagt er.

Sparpreise Die Bahncard 50 wurde nach Angaben von Pro Bahn NRW in den vergangenen Jahren kontinuierlich entwertet. "Oft kommen Kunden deutlich günstiger weg, wenn sie nur auf Sparpreise setzen", sagt Ebbers. "Die angedachte kostenfreie Reservierung bei Sparpreisen hat sich die Bahn einmal mehr nicht zugetraut - wohl auch, weil die Reservierungsanzeigen in den Zügen regelmäßig ausfallen, wenn Ersatzgarnituren eingesetzt werden." Natürlich könne man für die Bahncard-100-Fahrer und die Besitzer von Zeitstreckenkarten keine 100-prozentige Reservierungspflicht einführen, aber eine Kopplung des Spartickets an einen festen Sitzplatz hätte den Vorteil, dass weit weniger Menschen im Zug stehen müssten.

W-Lan Mit dem neuen Fahrplan bietet die Bahn auch in der 2. Klasse des ICE kostenfreies W-Lan an. Auch der Mobilfunkempfang soll deutlich besser werden.

(maxi)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort