Düsseldorf Den richtigen Musik-Streamingdienst finden

Düsseldorf · Der Umsatz mit CDs und Downloads sank 2017 erneut deutlich. Experten rechnen damit, dass Streaming-Anbieter den Musik-Markt bald bestimmen werden. Die bieten eine große Musikauswahl. Die Abos unterscheiden sich dabei kaum.

Der Börsengang von Spotify dürfte die Gründer des schwedischen Musikdienstes auf einen Schlag zu Multimilliardären machen. Umgerechnet 19 Milliarden Euro ist das Unternehmen derzeit wert. Die Zahlen belegen die gestiegene Bedeutung des Musik-Streamings für die Branche und den Bedeutungsverlust klassischer Tonträger. Von A wie Abba bis Z wie Zedd - Musik-Streaming-Anbieter wie Spotify, Apple und Deezer haben nahezu für jeden Musikgeschmack den passenden Song im Angebot. Noch dazu platzsparend zwischengespeichert auf dem Smartphone.

Bedeutende Unterschiede gibt es beim Angebot der großen Player auf dem Markt kaum. Die Preise für ein Premium-Abo sind nahezu gleich, die Soundqualität variiert ebenfalls kaum. Unterschiede gibt es für Nutzer bei der Anzahl verfügbarer Titel. Deezer bietet mit 53 Millionen die größte Auswahl an, Spotify mit mehr als 30 Millionen die kleinste. Das ergab eine Anfrage unserer Redaktion bei sieben Streaming-Portalen (siehe Grafik). Neben einem kostenpflichtigen Abo bieten einige Dienste zudem kostenfreie Varianten an, bei denen auch Werbung angezeigt wird. Allerdings mit Abstrichen bei Titel-Anzahl und Soundqualität.

Die Einrichtung eines Accounts ist relativ einfach. Auf der Homepage oder in der App der Dienste muss ein kurzes Formular ausgefüllt werden. Die Abbuchung der Abo-Gebühr erfolgt per Kontoeinzug oder beispielsweise über den Bezahldienst Paypal. Bevor man ein Konto anlegt, sollte aber darauf geachtet werden, auf welchen Smartphones gestreamt werden kann. So bieten zwar alle sieben oben genannten Anbieter Apps für iOS und Android an, für Besitzer von Windows-Phones und Blackberrys bleiben hingegen nur Spotify oder Deezer. Auf Computern kann jeder Dienst genutzt werden.

Inzwischen ist das Segment Streaming das am schnellsten wachsende im Musikgeschäft. Das liegt auch daran, dass Streaming mehr und mehr von älteren Musikliebhabern entdeckt wird. Bisher waren es besonders Jugendliche und junge Erwachsene, die Streaming-Dienste nutzten. CDs finden sich schon lange nicht mehr in den Jungendzimmern und verschwinden zunehmend auch aus den Wohnzimmern, das zeigen Zahlen des Bundesverbandes der Musikindustrie (BVMI). 2017 sanken die Umsätze im physischen Markt wie CDs um 14,3 Prozent. Daran konnte auch die Renaissance der Vinyl-Platte nichts ändern, deren Verkäufe zuletzt deutlich zunahmen, jedoch nur einen Anteil von 4,6 Prozent am Gesamtmarkt ausmachten. Trotzdem: Der physische Markt und besonders die CD machte laut BVMI 2017 noch immer fast die Hälfte des gesamten Umsatzes in der Musikbranche aus. Der Trend sei aber klar: "Zusammengefasst kann man sagen: Streaming wächst deutlich, CD schrumpft", sagt Florian Drücke, Vorsitzender des BVMI.

Laut einer Studie der Unternehmensberatung PWC werden durch Musik-Streaming im Jahr 2021 rund zwei Drittel des gesamten Umsatzes erwirtschaftet. "44 Prozent der deutschen Internetnutzer ab 14 Jahren nutzen schon heute Streaming- Anbieter. Das Wachstum der letzten Jahre wird nicht abreißen, sondern weiter steigen", sagt Niklas Veltkamp, Geschäftsführer beim Digitalverband Bitkom. Denn immer mehr Deutsche zahlen für digitale Musik. Das Audio-Streaming legte laut BVMI im vergangenen Jahr deutlich zu und belegt mit 34,6 Prozent Marktanteil inzwischen Platz zwei hinter der CD.

Die großen Digital-Konzerne wie Apple, Amazon und Google haben das Potenzial erkannt und bieten eigene Streamingportale an. Der Markt gilt als hart umkämpft, die Gewinne sind niedrig - wenn es denn überhaupt welche gibt. Spotify etwa meldete für 2017 einen Verlust von 1,24 Milliarden Euro. Zuletzt musste der Software-Gigant Microsoft angesichts mangelnder Rentabilität und niedrigen Nutzerzahlen sein Portal Groove schließen. Napster, einst eine der großen Anlaufstellen, wenn es um digitale Musik ging, spielt - gemessen am Marktanteil - kaum noch eine Rolle. Die meisten Anbieter geben keine Nutzer-Zahlen an, Spotify gilt aber als einer der größten Anbieter. Nutzerzahl laut Unternehmensangaben: mehr als 140 Millionen.

Größter Anbieter bleibt aber die Videoplattform Youtube. Zum Ärgernis der Musikindustrie. Denn Youtube zahle nur einen Bruchteil an Lizenzgebühr von dem, was Streaming-Anbieter zahlen würden, sagt BVMI-Vorsitzender Florian Drücke. Der Grund: Youtube sieht sich allein als Plattform, auf der Nutzer ihre Inhalte eigenständig und -verantwortlich hochladen. Die Zeche zahlen die Künstler. Sowohl bei Youtube, aber auch bei kostenpflichtigen Anbietern wie Spotify bleibt meist nur ein Anteil im einstelligen Bereich am Erlös bei den Musikern hängen.

(maxk)
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