Tobias Kollmann "Das Thema Digitalisierung ist in NRW angekommen"

2015 kündigte das NRW-Wirtschaftsministerium eine Digitalstrategie an. Nun zieht deren Autor eine erste Bilanz.

Düsseldorf Die NRW-Landesregierung hat sich das Thema Digitalisierung auf die Fahnen geschrieben. Die zugehörige Strategie wurde maßgeblich von Tobias Kollmann entwickelt. Der ist Professor für E-Entrepreneurship an der Universität Duisburg-Essen - treibt aber zugleich als Digitalbeauftragter von Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) das Thema in NRW voran.

Vor einem Jahr haben Sie die Digitalstrategie für NRW vorgelegt. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus?

Kollmann Ich bin sehr zufrieden. Wir haben zusammen mit Minister Duin ein digitales Update für die Wirtschaft in NRW gestartet. Mit unseren Maßnahmen für Start-ups, Mittelstand und Industrie haben wir viel bewegt. Das Thema Digitalisierung ist in den Köpfen in unserem Bundesland angekommen. Unsere Initiative DWNRW ist landesweit bekannt und wir haben viel Anerkennung für unsere Arbeit bekommen.

Viele Projekte befinden sich immer noch im Planungsstatus: Die von Ihnen geplanten regionalen Hubs, also Brutkästen für Start-ups, sind noch nicht vergeben, die Digitalkonferenz findet erst im Herbst statt. In der digitalen Welt ist das eine kleine Ewigkeit. Müsste es nicht schneller gehen?

Kollmann Wir planen nicht nur, sondern haben auch schon geliefert: Das Messeprogramm für Start-ups der Digitalen Wirtschaft läuft, das neue Start-up-Finanzierungsprogramm SeedCap steht zur Verfügung, der DWNRW-Summit als Tag der Digitalen Wirtschaft NRW ist terminiert, die DWNRW-Hubs als Drehscheibe für die Zusammenführung von Startups, Mittelstand und Industrie werden Anfang Juli vergeben, und wir sind im ganzen Land auf Veranstaltungen mit eigenen Aktionen wie zum Beispiel dem Speed-Dating zwischen Start-ups und Investoren unterwegs. Damit sind wir viel schneller in der Umsetzung von konkreten Maßnahmen als die meisten anderen Bundesländer.

Passiert inzwischen auch in der NRW-Digitalszene mehr?

Kollmann Ein klares Ja! Es gibt neue oder expandierende Co-Working-Angebote für Start-ups in Düsseldorf, zahlreiche erfolgreiche Exits für Start-ups wie Emmas Enkel, die Eröffnung der Digitaltochter Schacht One von Haniel in Essen oder den Start einer E-Commerce-Plattform der Stadt Mönchengladbach beim Online-Marktplatz E-Bay. Es werden mehr Start-ups gegründet, der Mittelstand befasst sich intensiver mit den digitalen Herausforderungen und die Industrie stellt sich der eigenen digitalen Transformation. Diese Beispiele und viele anderen Aktivitäten zeigen, dass sich NRW längst auf den digitalen Weg gemacht hat.

Trotzdem hat NRW gegenüber Berlin oder München noch Aufholbedarf. Gibt es trotzdem ein paar Hoffnungsträger hier im Land?

Kollmann Natürlich bleiben insbesondere die Start-ups unsere Hoffnungsträger, da sie die Quelle von digitalen Innovationen und neuen elektronischen Geschäftsmodellen sind, die auch weiterhin dringend gebraucht werden. Deswegen sind wir auf der Dmexco in Köln, der Messe für digitales Marketing, zum ersten Mal mit einem großen eigenen DWNRW-Stand vertreten, um zehn weitere Hoffnungsträger zu präsentieren. Vier von zehn kommen dieses Jahr übrigens aus Düsseldorf: Tubevertise, Mint Square, A4VR und Richtiggutbewerben.de. Sie stehen stellvertretend für eine immer größer werdende Start-up-Bewegung in der Landeshauptstadt.

DIE FRAGEN STELLTE FLORIAN RINKE.

(frin)
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