Das Geld der Zukunft

Düsseldorf · Münzen und Scheine, EC-Karten, Bitcoins, Gold - im modernen Finanzkreislauf hat alles seien Platz. Auf Dauer. Jene, die Bargeld beerdigen wollen, sind auf dem Irrweg.

Eins ist mal sicher: Ohne die Finanzkrise der 2000er Jahre würden wir heute nicht diskutieren über die Zukunft des Geldes, mithin auch nicht über das Geld der Zukunft. Der Beinahe-Kollaps des internationalen Finanzsystems vor zehn Jahren hat den Glauben an die Stabilität der Finanzsysteme nachhaltig erschüttert. Das Versprechen der Bundeskanzlerin Angela Merkel und des damaligen Finanzministers Peer Steinbrück von 2008, die Spareinlagen der Deutschen seien sicher, war nie etwas anderes als die Beruhigungspille für die Finanzmärkte. Würden alle Deutschen gleichzeitig ihr Erspartes von ihren Konten abheben wollen, würde das gesamte europaweit zu beschaffende Bargeld weltweit nicht dazu reichen, um die Ansprüche zu decken. So viel sei zum realen Wahrheitsgehalt der Groko-Garantie vor zehn Jahren gesagt. Was natürlich nicht heißt, dass Merkel und Steinbrück etwas Unvernünftiges getan hätten. Die politische Beruhigungspille hat am Ende ja gewirkt.

Perspektivisch ist eine Verringerung der umlaufenden Scheine- und Münzzahlen ohnehin keine Katastrophe. Denn Bargeld hat als alleiniges Zahlungsmittel schon lange ausgedient. Im Laufe der Jahrzehnte sind immer mehr Verfahren dazugekommen, so dass viele schon darüber nachdenken, ob und bestenfalls wie lange man Bares noch benötigt. Doch diejenigen, die Bargeld beerdigen wollen, liegen falsch. Scheine und Münzen werden uns noch lange begleiten, denn sie sind der größtmögliche Schutz gegen Datenklau, sie machen Haushaltsführung einfacher, sie bergen nicht die Gefahr, Strafzinsen zahlen zu müssen, sie böten sogar Schutz bei Bankenpleiten. Und dass Bargeld stärker als andere Zahlungsmittel die Kriminalität begünstigt, kann man in Zeiten von Darknet und Bitcoin auch nicht behaupten.

Womit wir beim aktuell aufsehenerregendsten Bezahlverfahren wären. Niemand kann ernsthaft leugnen, dass die Kryptowährung in den vergangenen Monaten die vielleicht rentabelste Geldanlage überhaupt war. Anfang 2017 lag der Kurs des Bitcoin noch bei 1000 Dollar, Mitte Dezember bei mehr als 16.000 Dollar. Und jetzt pendelt er immer noch um die 10.000-Dollar-Marke. Eine Verzehnfachung des Vermögens innerhalb eines Jahres! Da packt Traditionssparer, die über reale Negativrenditen stöhnen, der Neid.

Gefährlich wird es für Investoren wegen der Schwankungsanfälligkeit der Kryptowährungen. Wieder einmal droht die Gier den gesunden Menschenverstand mancher Anleger aufzufressen, wie einst zu Zeiten des Neuen Marktes, als man eigentlich nur das Etikett "Internet" auf eine Aktie kleben musste, und es liefen alle wie die Lemminge hinter den ersten Käufern her, nur um den Zug nicht zu verpassen. Der Unterschied: Heute hat nicht mal jeder Zehnte Aktien, weil ihm das zu unsicher ist. Stattdessen glauben auch von denen welche, Bitcoins seien die Geldanlage der Zukunft. Das klingt bizarr. Man muss nicht auf die Kryptowährungen verzichten. Als Beimischung in einem Anlagedepot können sie viel abwerfen, wenn man das investierte Geld vorerst nicht braucht, sich also einen langen Atem leisten und zwischenzeitliche Kurseinbrüche aussitzen kann.

Mehr sollte es nicht sein. Auch wenn Bitcoin und Co. den Vorteil haben, dass ihr Wert nicht einer Hyperinflation zum Opfer fallen könnte. Von diesem Horrorszenario sind wir allerdings auch so weit entfernt, dass dieses Argument keine Rolle spielt bei der Frage, ob man sein Geld in Bitcoin halten sollte oder nicht. Im Gegenteil: Bitcoins bergen eher Deflations-Gefahren, weil die Menge der digitalen Münzen bei 21 Millionen begrenzt ist,. Die Weltwirtschaft wächst aber weiter, und somit müsste auch die Geldmenge wachsen.

Fürs tägliche Bezahlen braucht es das Kryptogeld eh nicht. Wir stehen täglich an Kassen im Supermarkt, im Bekleidungsgeschäft, an der Tankstelle und zahlen mit Debit- und Kreditkarten. Der Einkauf im Internet ist ohne die Kreditkarte, ohne Paypal oder ein verwandtes Verfahren kaum noch denkbar. Manche kaufen natürlich auch Gutscheine im Laden und lösen die auf den Websites von Apple, Amazon und Co. ein, aber die sind längst in der Minderheit. Wer ein Online-Konto hat, der kann mit einer sekundenschnellen Überweisung auch die Bitcoins in Sachen Geschwindigkeit schlagen. Das behauptet jedenfalls Carl-Ludwig Thiele, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank. Das Problem: Die Banken müssen ihre IT erst mal nachrüsten, um den Ankündigungen des Zentralbankers Taten folgen zu lassen. Bis dahin darf sich der Kunde weiterhin darüber ärgern, dass ihm zwar taggleiche Gutschrift von seinem Geldinstitut versprochen worden ist, das aber längst nicht immer funktioniert.

(RP)
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