Frankfurt Commerzbank gerüstet für Abwehrschlacht

Frankfurt · Um eine Übernahme zu verhindern, sollen sich die Deutschen die Dienste zweier Investmentbanken gesichert haben. Grund für die Unsicherheit ist ein möglicher Verkauf der Anteile des Bundes. Speziell eine Partei sorgt dabei für Unruhe.

 Commerzbank-Filiale nahe der Zentrale der Commerzbank in Frankfurt am Main (Archivbild).

Commerzbank-Filiale nahe der Zentrale der Commerzbank in Frankfurt am Main (Archivbild).

Foto: dpa

Die Commerzbank sorgt vor: Sie holt sich einem Bericht der "Financial Times" zufolge die Hilfe von zwei Investmentbanken, damit sie für eine mögliche Übernahme gewappnet ist. Angeblich soll sie diese Mandate den Investmentbanken Goldman Sachs und Rothschild übertragen haben. Dabei könnte es um eine Abwehr einer Übernahme gehen, es könnten aber auch allgemeine strategische Optionen ausgelotet werden, heißt es. Die beteiligten Banken wollten sich nicht äußern.

In den vergangenen Wochen hatten verschiedene ausländische Großbanken Interesse an der Commerzbank bekundet, sowohl die italienische Uni Credit als auch die französischen Institute BNP Paribas und Crédit Agricole. "Wenn ein so großes Institut wie die Commerzbank tatsächlich zum Verkauf stünde, müssten wir das als eines der bedeutendsten Institute in der Euro-Zone sicher analysieren", hatte Crédit-Agricole-Chef Philippe Brassac erklärt.

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron würde eine solche Annäherung begrüßen: Es sei gut, dass die Crédit Agricole sich auch Deutschland und einer so wichtigen Bank wie der Commerzbank hinwende, hatte er Anfang Oktober über seinen Sprecher mitteilen lassen. Ein Grund für das Interesse dürfte der bessere Zugang zum deutschen Markt sein. Zudem haben sich die Aussichten für die deutsche Bankenbranche aufgehellt. Ende Juli war etwa der Hedge Fonds Cerberus eingestiegen, er ist mit gut fünf Prozent inzwischen zweitgrößter Aktionär des Instituts.

Es geht zunächst um den Anteil von 15,6 Prozent, den der Bund noch an der Commerzbank hält. Er war in der Finanzkrise dort eingestiegen, für zunächst 18 Milliarden Euro hatte er sowohl eine stille Beteiligung als auch Aktienanteile in Höhe von 25 Prozent gekauft. Eine neue Regierung könnte die Staatsbeteiligungen überdenken, vor allem, wenn die FDP mit am Regierungstisch säße.

Doch dass der Bund sich jetzt schon von seinen Aktien trennen könnte, halten Analysten wie Philipp Häßler vom Bankhaus Equinet für recht unwahrscheinlich. Denn noch würde er beim Verkauf Verlust machen. Das sei nicht im Interesse der Steuerzahler. Deshalb hält Häßler Abwarten für sinnvoller. Denn der seit Mitte 2016 amtierende Vorstandschef Martin Zielke will die Bank umgestalten: Sie soll digitaler werden und sich voll auf das Geschäft mit Privat- und Firmenkunden konzentrieren. Dazu sollen 9600 Vollzeitstellen abgebaut werden. Diese Restrukturierung werde man wohl erst abwarten, vermuten Beobachter.

"Wenn dann auch die Zinsen und damit die Profitabilität deutlich stiegen, dann könnten die Aktien mittelfristig auch noch stärker zulegen", meint Analyst Häßler. Gestern kletterten sie um knapp sechs Prozent auf gut zwölf Euro. Sollte dann noch eine Prämie gezahlt werden, käme man schon deutlich näher an den Einstandspreis, vermutet er.

Das Interesse der ausländischen Konkurrenten könnte aber auch die Deutsche Bank wieder anregen, über ein Zusammengehen mit der Commerzbank nachzudenken. Auch das könnte ein Grund sein, warum der Bund mit einem Ausstieg noch wartet. Denn die Deutsche Bank ist noch mit Aufräumarbeiten im eigenen Haus beschäftigt und muss eine überzeugende Strategie entwickeln. Deutsche-Bank-Chef John Cryan und Commerzbank-Chef Zielke hatten ein Zusammengehen schon im vergangenen Jahr sondiert, aber verworfen - vorerst.

(RP)
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