Frankfurt Commerzbank-Dividende fällt "bis auf Weiteres" aus

Frankfurt · Vorstandschef Martin Zielke will im Privatkundengeschäft bis zum Jahr 2020 zwei Millionen Kunden gewinnen.

Die Commerzbank hat gestern ihre neue Strategie "Commerzbank 4.0" vorgestellt und die bereits bekannten Rahmendaten bestätigt: Die Dividende fällt "bis auf Weiteres" aus, die Bank wird verkleinert, zwei Säulen, nämlich das Privatkunden- und das Firmenkundengeschäft, bleiben. 9.600 Vollzeitstellen werden gestrichen. Das soll sozialverträglich erfolgen. Die Nachrichten kamen an der Börse nicht gut an: Die Commerzbank-Aktie verlor bis zu sechs Prozent. Die Verluste haben sich aber im Tagesverlauf halbiert.

Die Bank wolle "alles tun", um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, sagte Vorstandschef Martin Zielke. Mit der Zahl der Filialen fühle er sich wohl. Sie könnten sich aber verändern - in wenige Großfilialen mit umfassendem Beratungsangebot und viele kleine Stellen, die vor allem neue Kunden bringen sollen. Die Bank wolle zu einem "Technologiekonzern" werden, in dem alle Dienstleistungen "vom Kundenkontakt bis zur Bilanz" digitalisiert und automatisiert seien. Ziel sei, 2020 eine Eigenkapitalrendite von sechs Prozent zu erwirtschaften. Analysten der Ratingagentur Fitch nannten diese Ziele "bescheiden".

Zielke setzt beim Umbau des Geldhauses ganz auf das Privatkunden-Geschäft. Zwei Millionen neue Kunden soll sie bis 2020 gewinnen, doppelt so viele, wie sich in den vergangenen vier Jahren für Deutschlands zweitgrößte Bank entschieden hatten. Der Zweig soll auch den größten Teil der Ertragszuwächse bringen, auf denen Zielkes Strategie fußt: "Marktanteile, die seit Jahrzehnten wie festzementiert erschienen, geraten in Bewegung. Und das sehe ich als unsere Chance."

Das Geschäft mit Privatkunden und Kleinunternehmern braucht deutlich weniger vom kostbaren Kapital als die Investmentbank, die daher stark verkleinert und mit dem Großkunden-Geschäft zusammengelegt wird: Aus vier Sparten werden damit zwei. "Unser Geschäftsmodell ist nur zukunftsfähig, wenn wir uns auf das besinnen, was wir besser können als die Konkurrenz. Bereiche, in denen wir nur mitspielen, sind nicht zukunftsfähig", betonte Zielke. "Wir werden uns von Geschäften, bei denen wir keinen Bezug zu unseren Kernkunden haben, trennen." Dazu zählten unter anderem "exotische Zinsderivate".

Marktanteile gewinnen will Zielke vor allem bei kleineren Unternehmen mit bis zu 15 Millionen Euro Umsatz, von denen nur fünf Prozent Commerzbank-Kunden sind und die künftig in der Privatkunden-Sparte betreut werden. Damit will die Commerzbank die Ertragseinbußen im Handel wettmachen, der zum Teil verkauft werden soll. Dagegen wolle die Commerzbank das lukrative Geschäft mit Ratenkrediten, das sie noch in einer Gemeinschaftsfirma mit BNP Paribas betreibt, auf die eigenen Bücher nehmen.

(mib/rtr)
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