Frankfurt Bundesbank: Minizinsen bedrohen Bankengewinne

Frankfurt · Nächste Woche wird die Europäische Zentralbank (EZB) das Geld womöglich noch billiger machen. Gestern warnte sie vor plötzlichen Umschwüngen an den Finanzmärkten, etwa vor steigenden Dollarzinsen und den Folgen letztlich auch für die Stabilität der Banken. Die Bundesbank sprach zudem dauerhaft niedrige Zinsen als "wirklich ernsthafte Gefahr" für große Teile der deutschen Kreditwirtschaft an.

Derzeit sei aber alles gut, hieß es in Berichten über die Finanzstabilität, die EZB und Bundesbank veröffentlicht haben. "Es gibt im allgemeinen ein niedriges Niveau an systemischen Risiken in der Euro-Zone", sagte EZB-Vizechef Vitor Constâncio. Und Andreas Dombret, das für die Banken und die Finanzaufsicht zuständige Vorstandsmitglied der Bundesbank, sagte: "Was die Risikotragfähigkeit der deutschen Banken angeht, sehen wir eine erfreuliche Entwicklung."

Dombret berichtete, die Kernkapitalquote des gesamten deutschen Bankensystems sei seit Anfang 2008 - vor der Lehman-Pleite - von 9,1 auf 15,6 Prozent gestiegen. "Durch die Aufnahme von neuem Kapital und die Einbehaltung von Gewinnen haben die deutschen Banken ihre Widerstandskraft weiter gestärkt", sagte Dombret. Aber sie verdienten nicht genug, erreichten nur eine Eigenkapitalrendite von weniger als fünf Prozent. Das sei für die Aufsicht ein Problem. Denn damit sei ein Kapitalaufbau für schlechte Zeiten nicht möglich. Ein Grund dafür: die niedrigen Zinsen. Damit könnten manche Institute nicht dauerhaft leben: "Insbesondere für Kreditinstitute mit einem stark zinsabhängigen Geschäftsmodell - und das sind sehr viele in Deutschland - kann die anhaltende Phase sehr niedriger Zinsen mittel- bis langfristig zu einer wirklich ernsten Gefahr werden", so Dombret. Er sprach damit vor allem die Genossenschaftsbanken und Sparkassen an: Die wollen ihren Kunden Sparzinsen zahlen, können aber kaum auskömmliche Kreditzinsen verlangen. Und wenn doch, dann mit Hilfe lang laufender Kredite, was aber zu hohen Zinsänderungsrisiken führe: Steige der Marktzins, seien die Kreditgeber an langjährige Niedrigzinsen beim Kredit gebunden. Die Bundesbank habe in einem Stresstest durchgerechnet, was steigende Zinsen und dann fallende Aktienkurse und deutlich einknickende Immobilienpreise bedeuten würden: "Bei fast der Hälfte der kleinen und mittleren Banken wäre das Vorsteuerergebnis im Minus", so Dombret: "Der durchschnittliche Jahresüberschuss würde in der Spitze um 91 Prozent einbrechen."

(mib)
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