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Kolumne Christian Kirchner Bloß nicht an Niedrigzinsen gewöhnen

In den Börsenprognosen für 2016 steckt viel Skepsis. Das liegt vor allem an der Angst vor Verlusten bei Anleihen.

Es ist erstaunlich, dass sich durch die Börsenausblicke von Banken und Fondsgesellschaften wie ein roter Faden ein hohes Maß an Skepsis zieht. So moderierte der Deutsche-Bank-Chefanlagestratege Ulrich Stephan kürzlich seinen keineswegs euphorischen Ausblick auf 2016. Im Kern: Ein bisschen Luft noch für Aktien, keine Luft mehr bei Bundesanleihen, Finger weg von Rohstoffen - mit der Bemerkung, man müsse bedenken, dass er Rheinländer sei, die für unerschütterlichen Optimismus bekannt seien. So müsse man seine Vorhersagen sehen. Bloß: Wenn das eine optimistische Haltung spiegelt, wie sähe dann eine moderate oder gar pessimistische aus?

Am deutlichsten les- und hörbar wird die Skepsis, wenn es um das Thema Zinsen geht, genauer: um die Rendite von Bundesanleihen. Tatsächlich gibt es derzeit keine einzige Bank (unter den rund 40 regelmäßig von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Instituten), die mit weiter sinkenden Zinsen rechnet. Im Schnitt gehen sie von einem Anstieg der Rendite zehnjähriger Bundesanleihen von 0,4 Prozent auf 1,1 Prozent bis Ende des kommenden Jahres aus. Pessimisten sehen sogar die "Zwei" vorne. Im Klartext heißt das, wie es Deutsche-Bank-Stratege Stephan zuletzt sagte, dass mit Anleihen "viel Ärger für wenig Rendite" droht. Zinsanstiege gehen nämlich mit temporären Verlusten bei Anleihen einher. Im Frühjahr büßten zehnjährige Bundespapiere nach einem Zinsanstieg acht Prozent ein.

Besorgniserregend daran ist nicht nur, dass die Renditen von Bundesanleihen als Dreh- und Angelpunkt für Bauzinsen und die Bewertung von Aktien weitaus wichtiger sind als ein paar hundert Punkte mehr oder weniger für den Dax oder ein um ein paar Cent höherer oder tieferer Euro. Besorgniserregend ist auch, dass nach vielen Jahren mit Fehlalarmen über eine mögliche Zinswende kaum noch ein Privatanleger daran glaubt. Wer könnte es ihnen verdenken? Hat nicht jüngst die Europäische Zentralbank (EZB) eine Verlängerung ihres Anleihenaufkaufprogramms bis März 2017 verkündet?

Anleger tun indes gut daran, etwas gegen die gefährlichen Gewöhnungseffekte niedriger Zinsen zu tun. Für einen Anstieg der Zinsen muss nicht einmal die EZB eine Kehrtwende ihrer Geldpolitik vollziehen (wie zuletzt die US-Notenbank Fed). Für einen kräftigen Zinsanstieg genügt schon, dass sich das Zinsniveau normalisiert. Das wird spätestens dann der Fall sein, wenn ein Ende der Anleihenaufkäufe absehbar ist. Ein aktuelles Renditeniveau von 0,4 Prozent für zehnjährige Papiere ließe sich ohne EZB-Aufkäufe nur rechtfertigen, wenn die Summe aus Wirtschaftswachstum und Inflation in Deutschland über die nächste Dekade bei 0,4 Prozent läge. Oder wenn die EZB eine Dekade lang Anleihen kauft. Wenn Sie das für realistisch halten, dann können Sie ruhig an Bundesanleihen festhalten.

Drei Ratschläge sollten helfen, Schlimmeres zu verhindern:

Erstens ist ein gut verzinstes Tagesgeldkonto namhafter Anbieter derzeit besser als Bundesanleihen mit bis zu zehn Jahren Laufzeit. Es bietet höhere Zinsen - ohne die Kursrisiken der Anleihen in sich zu tragen.

Zweitens will der Kauf von Mischfonds gut überlegt sein, auch wenn sie derzeit der Vertriebsschlager bei Banken sind. Klettern die Zinsen, setzt dies auch die Kurse von Mischfonds unter Druck, in denen Anleihen häufig den Sockel bilden.

Drittens sollten sich potenzielle Immobilienkäufer und Bauherren fest vornehmen, bei einem Anstieg der Zinsen keine Panikkäufe vorzunehmen. Genau das ist nach übereinstimmenden Aussagen von Banken und Hypothekenmaklern nämlich im Frühjahr passiert: Die Zahl der Kreditanfragen zog sprunghaft an, viele kauften überstürzt Objekte aus Angst, die noch tiefen Zinsen zu verpassen. Merke: Auch bei Immobilien liegt der Gewinn im Einkauf, nicht in der Höhe der Zinsen.

DER AUTOR IST FRANKFURT-KORRESPONDENT DES WIRTSCHAFTSMAGAZINS "CAPITAL". WWW.CAPITAL.DE

(RP)
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