Leverkusen Bayers Wege aus der Monsanto-Falle

Leverkusen · Bayer-Chef Baumann hat den Konzern in den größten Übernahmekampf eines deutschen Unternehmens geführt. Der Poker wird immer teurer, die Unruhe wächst. Nun hat der Krefelder vier Wege.

Bayer-Übernahmekampf: Wege aus der Monsanto-Falle
Foto: dpa, jew;cse wst

Das war forsch: Werner Baumann war gerade drei Wochen Bayer-Chef, da startete der Krefelder den öffentlichen Angriff auf den US-Riesen Monsanto. Am 23. Mai bot er 122 Dollar je Monsanto-Aktie, am 14. Juli stockte er auf 125 auf. Nun lautet seine Offerte 127,50 Dollar. Seit ein paar Tagen liegt sie auf dem Tisch, seit gestern ist sie offiziell. Doch der Schotte Hugh Grant, der seit 2003 den Gentechnik-Konzern führt, macht dem Ruf seiner Landsleute alle Ehre: Er will noch mehr Geld sehen. Die Optionen.

Freundliche Übernahme Beide Konzerne sehen industrielle Logik in einer Fusion: Der größte Saatgut-Hersteller der Welt würde sich mit dem Pflanzenschutz-Riesen Bayer zusammentun, Produkte und Märkte würden sich ergänzen. Die EU-Kommission, die bei solchen Deals am Zug ist, dürfte kaum Einwände haben. Zugleich bekäme Bayer wieder ein zweites starkes Standbein, das Pharma-Schwächen ausgleichen kann. Bis jetzt hatte diese Rolle das Kunststoff-Geschäft (Covestro), doch das stößt Bayer gerade ab. Baumann hofft auf eine freundliche Übernahme. Diese ist billiger, leichter umzusetzen und der Belegschaft zu vermitteln. Dafür wird Bayer wohl noch tiefer in die Tasche greifen müssen. Um die Übernahme freundlich zu Ende zu bringen, seien möglicherweise 130 Dollar nötig, hatte es in Kreisen geheißen. Bayers Erklärung lässt das zu: "Bayer wäre lediglich unter der Voraussetzung einer einvernehmlichen Übernahme bereit, 127,50 Dollar zu zahlen." Von "höchstens 127,50" ist nicht die Rede. Fondsgesellschaften sehen 135 Dollar als Obergrenze. Doch entsprechend müsste Bayer sich verschulden und die Aktionäre mit einer Kapitalerhöhung belasten.

Weißer Ritter Monsanto betonte, dass man auch alternative Angebote prüfe. Grant könnte ein ihm genehmes Unternehmen, einen "weißen Ritter", suchen. Bayer selbst war 2006 "weißer Ritter" beim Kampf von Merck um den Pharmahersteller Schering. Bayer gewann, Baumann war beteiligt. Doch im Streit um Monsanto sind - zum Glück für Baumann - mögliche Ritter rar: Syngenta und Chemchina sowie Dow und Dupont tun sich bereits zusammen. BASF steht nicht zur Verfügung, will aber gerne Teile übernehmen, die andere aus Kartell-Gründen billig verkaufen müssen, wie BASF gesten klar machte.

Feindliche Übernahme Alternativ könnte Baumann versuchen, eine feindliche Übernahme zu starten. Für DZ-Bank-Analyst Peter Spengler ist das die "wahrscheinlichste Option", weil der Vorstand nicht das Gesicht verlieren wolle. "Wir gehen davon aus, dass das Management den Aufsichtsrat um Erlaubnis dafür fragen wird", so Spengler. Allerdings sind die Risiken groß: Eine feindliche Übernahme kostet, wie der Fall Mannesmann/Vodafone zeigt, sehr viel Geld und bindet Ressourcen. Meistens funktioniert die Integration der gewaltsam zusammengefügten Teile nur, wenn der Gegner am Ende doch einwilligt. Zudem ist eine feindliche Übernahme überhaupt nicht Bayers Stil.

Stopp des Deals Theoretisch könnte Baumann die Übernahme auch abblasen, wenn keine freundliche Einigung zum vertretbaren Preis möglich ist. Sein Vorgänger Marijn Dekkers hatte diese Größe: Als 2012 der Kauf des Vitaminherstellers Schiff Nutrition teuer zu werden drohte, weil der Konkurrent Reckitt noch mehr bot, zog sich Bayer zurück. Ob Baumann das bei seinem ersten großen Wurf wagen würde? Bis auf weiteres gilt sein Satz: "Bayer hat die feste Absicht, diese Transaktion abzuschließen."

(anh)
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