Leverkusen Bayer macht sich vor Monsanto-Deal hübsch

Leverkusen · Pharma und Covestro beglücken den Leverkusener Konzern, der Gewinn steigt überraschend stark. Dennoch sind die Anleger verschnupft: Die Monsanto-Übernahme lastet auf der Aktie, die gestern Schlusslicht im Dax war.

Bayer macht sich zur Übernahme des Saatgutkonzerns Monsanto noch mal hübsch: Vorstandschef Werner Baumann legte gestern eine gute Bilanz für das dritte Quartal vor. Der Gewinn (Ebitda) legte überraschend stark um sechs Prozent auf 2,7 Milliarden Euro zu. Vor allem das Geschäft mit rezeptpflichtigen Arzneien brummte, die für gut die Hälfte des Gewinns stehen und ein Plus von 13 Prozent schafften. Ebenso trotzte die Pflanzenschutzsparte (CropScience) der schlechten Branchenkonjunktur mit einem leichten Gewinnanstieg.

Dennoch reagierten die Anleger verschnupft: Die Bayer-Aktie fiel zeitweise um 2,6 Prozent auf 89,17 Euro und war schlechtester Wert im Dax. Seit Jahresbeginn hat sie ein Fünftel verloren. Offenbar sehen viele Anleger die milliardenschwere Übernahme von Monsanto noch als Last. "Das bremst die Titel momentan aus", sagte ein Händler der Agentur Reuters. Baumann betonte, in den USA gebe es bei Investoren und Analysten viel positivere Reaktionen als in Europa.

Auch die Monsanto-Aktie notiert nur bei 101 Dollar, obwohl Bayer bei der Übernahme 128 Dollar zahlen will. "Die Kartellthematik lastet auf der Monsanto-Aktie", räumte Baumann ein. Er ist aber zuversichtlich, dass der Deal wegen der guten Ergänzung und geringen Überschneidung der Geschäfte durchgeht. "Beide Unternehmen passen perfekt zusammen."

Bayer und Monsanto hatten am 14. September die Übernahme für 59 Milliarden Euro besiegelt. Nach dem Gipfel des Verhandlungserfolgs kommen nun die Mühen der Ebenen. Bayer hat begonnen, die Genehmigungen von über 30 Kartellbehörden einzuholen. Die deutsche Monopolkommission erwartet lange Verhandlungen. Baumann kündigte an, noch in diesem Jahr werde man die Genehmigung in den USA beantragen, im ersten Quartal 2017 soll der Antrag bei der EU folgen. In einer ersten Phase hat die EU-Kommission 25 Tage Zeit, sich den Deal anzusehen. Bei Bedenken geht es in eine vertiefte Analyse, die 90 Tage und länger dauern kann. In Branchenkreisen heißt es, Bayer wolle nicht Gefahr laufen, in eine verlängerte Prüfung der EU zu kommen, die ohnehin das Votum der US-Behörde abwarten werde.

Ende des Jahres oder im Januar, ein Termin steht noch nicht fest, werden die Monsanto-Aktionäre über die Bayer-Offerte abstimmen. Die Bayer-Aktionäre werden nicht gefragt, für sie hat der Aufsichtsrat entschieden. Umweltaktivisten haben zur Bayer-Hauptversammlung am 28. April in Köln aber zu massiven Protesten aufgerufen.

Um sich als starker Partner zu präsentieren, hatte Bayer jüngst die Renditeziele konzernweit angehoben. Das Pharma-Geschäft konnte seine Bilanz bereits aufpolieren, was vor allem an Kassenschlagern wie dem Schlaganfallmittel Xarelto und dem Augenmittel Eylea liegt. Die Botschaft soll wohl lauten: Seht, Pharma bleibt wichtig. Mitarbeiter und Analysten hatten die Sorge geäußert, dass Bayer über die Fusion das Pharmageschäft vernachlässigt.

Zum Sorgenkind werden die rezeptfreien Arzneien wie Bepanthen (Consumer Health). Hier ging der Gewinn um 3,5 Prozent auf 328 Millionen zurück. Bayer verweist auf höhere Herstellkosten und Währungseffekte. Zudem lahmt das Geschäft mit Sonnenschutz ("Coppertone"), das im Merck-Paket enthalten war, das Bayer 2014 übernommen hatte. Integration kann mühsam sein.

Viel Freude hat man dagegen am Kunststoffunternehmen Covestro, das Bayer vor einem Jahr an die Börse brachte. Covestro schaffte einen Gewinnsprung von 19,5 Prozent auf 564 Millionen Euro. Bayer hält noch 64 Prozent. Finanzvorstand Johannes Dietsch: "Mittelfristig werden wir komplett aussteigen, doch es gibt derzeit keine konkreten Pläne."

(anh)
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