Düsseldorf Banken-Stresstest ohne Teststress

Düsseldorf · Europas Bankenaufsicht sieht die Geldwirtschaft prinzipiell gut gewappnet gegen mögliche Wirtschaftskrisen. Von den deutschen Instituten glänzt weiterhin die NRW.Bank, die Deutsche Bank und die Commerzbank fallen deutlich ab.

Düsseldorf: Banken-Stresstest ohne Teststress
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Europas Großbanken sind für neue Krisen im Großen und Ganzen gut gerüstet. Beim diesjährigen Stresstest der EU-Bankaufsichtsbehörde EBA erwiesen sich die in den vergangenen Jahren deutlich erhöhten Kapitalpuffer als vergleichsweise stabil. Einzelne Banken zeigten allerdings deutliche Schwächen. "Das Ergebnis zeigt Widerstandsfähigkeit im EU-Banken-Sektor als Ganzes dank erheblicher Kapitalaufstockung", heißt es in dem EBA-Bericht, der gestern am späten Abend in London veröffentlicht wurde.

Die neun deutschen Institute im Test (siehe nebenstehende Grafik) erwiesen sich als ausreichend ausgestattet, wenn auch in einigen Fällen nur knapp. Am besten schnitt die NRW Bank ab, die sich auch im schlimmsten Schockszenario mit einer harten Kernkapitalquote von 35,4 Prozent bewährte. Die Deutsche Bank sackte dagegen auf 7,8 Prozent ab, die Commerzbank sogar auf 7,4 Prozent. Deutsche-Bank-Chef John Cryan zeigte sich erleichtert: "Wir sind mit einem besseren Ergebnis herausgekommen als 2014, obwohl der diesjährige Test anspruchsvoller war. Der Stresstest zeigt, dass die Bank auch für härtere Zeiten gewappnet ist."

Deutlich besser steht die Frankfurter Landesbank Helaba mit einem Krisenwert von 10,1 Prozent. Zu den großen Verlierern würde ein Institut aus dem Nachbarland Österreich gehören: Die harte Kernkapitalquote der Raiffeisen Zentralbank würde in einem Stress-Szenariovon 10,2 auf 6,1 Prozent sinken. wie der Stresstest ergab. Die Bank zählt damit wie einige Geldhäuser aus Italien zu den Schlusslichtern im Test.

Mit Hilfe der Stresstests wird ein Szenarium hergestellt, das zeigen soll, welche Überlebenschancen die Geldhäuser im Krisenfall haben. Tenor: Je besser wir die Risiken in den Bilanzen kennen, desto früher können wir gegensteuern, und umso größer ist das Vertrauen in die Stabilität der Branche in Europa.

An der Aussagekraft der Tests wird allerdings gezweifelt. Denn die Banken haben von den Aufsehern Tabellen bekommen, in die sie jene Werte eintragen mussten, die im bankinternen Test herausgekommen waren, sich also sozusagen selbst getestet.

Zwei weitere Dinge unterscheiden den Stresstest 2016 von jenem vor zwei Jahren. Die europäische Bankenaufsicht hatte diesmal keine Mindestkapitalanforderungen für den Krisenfall vorgegeben, so dass kein Institut durch die Prüfung fallen konnte - Stresstest ohne Teststress. Vor zwei Jahren hatten 24 von 123 Unternehmen den Test nicht bestanden, also jede fünfte Bank, die unter die Lupe genommen wurde. Und: Diesmal wurden weitaus weniger Banken getestet als beim Check vor zwei Jahren.

Was bringt ein Test ohne Durchfaller? Die Befürworter sagen, die Ergebnisse des Tests sollten in die Bewertung von Geschäftsmodellen einfließen. Aber das muss dann auch Konsequenzen haben. Vor zwei Jahren fielen beispielsweise allein neun Institute in Italien durch. Wer denkt, dies hätte danach Alarmstimmung ausgelöst - wenn, dann auf jeden Fall nicht allzu lange: Die 360 Milliarden Euro an faulen Krediten, die Italiens Banken mit dem Kriseninstitut Monte dei Paschi an der Spitze noch heute mit sich herumschleppen, haben erneut die Diskussion um Staatshilfen für die Banken ausgelöst. Fazit: Die Diagnose ist zwar erfolgt, die Therapie teilweise aber nicht - anders als beispielsweise in den USA, wo vor Jahren Banken gezwungen wurde, sich frisches Kapital zu beschaffen.

Die Monte dei Paschi, die dringend eine Finanzspritze brauchte, hat eine Kapitalerhöhung von bis zu fünf Milliarden Euro unter Dach und Fach gebracht. Ein Konsortium von sechs in- und ausländischen Banken - darunter die Deutsche Bank - sichert die Emission ab.

Das ist der eine Teil des Rettungsplans. Die EZB nickte zudem gestern die Absicht der Bank ab, faule Kredite zu verkaufen. Dies verlautete aus dem Umfeld der Zentralbank. Geplant sei der Verkauf eines Kreditpaketes im Volumen von rund zehn Milliarden Euro, hieß es gestern Abend.

(gw/dpa)
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