Düsseldorf Audi überholt Volkswagen beim Rückruf

Düsseldorf · Innerhalb von vier Wochen wurden bei den Ingolstädtern 13.500 Fahrzeuge nachgerüstet. Bei VW sind es nur halb so viele.

Es ist ein Anfang, so wird man das bei Volkswagen sehen - wenn auch nur ein kleiner. Zwar begann der Autobauer gestern mit dem Rückruf der vom Abgasskandal betroffenen Golf. Allerdings dürfen zunächst nur die Golf TDI Blue Motion Technology mit 2,0-Liter-Motor und Schaltgetriebe in die Werkstatt. Deren Verbreitung ist nicht so groß. Der Großteil der VW-Fahrer muss weiter ausharren.

Wie kommt VW beim Rückruf voran? Schleppend. Nachdem der Abgasskandal im September aufflog, versuchte VW, Tempo zu machen. Doch offenbar ist es schwerer als gedacht, die Fahrzeuge in einen technisch ordnungsgemäßen Zustand zu versetzen. Bereits beim zweiten Fahrzeug, dem Passat, gab es Probleme. Insgesamt müssen in Deutschland rund 2,5 Millionen VW-Modelle nachgerüstet werden. Bislang gelang dies nur beim Truck Amarok, von dem knapp 6300 Stück nachgerüstet wurden. Rechnet man die geschätzt rund 4000 VW-Golf hinzu, die seit gestern in die Werkstatt gerufen werden, sieht man schnell, dass der Großteil der Arbeit noch vor den Vertragswerkstätten liegt. Zum Vergleich: Allein vom VW-Passat mit 2,0-Liter-Motor müssen rund 160.000 Fahrzeuge in die Werkstatt.

Um welche Motoren geht es bei dem Skandal? Kern des Problems ist nach VW-Angaben der Dieselmotor mit der Bezeichnung EA189, der nicht nur in VW-Modellen eingesetzt wurde, sondern auch in Fahrzeugen der Töchter Audi oder Skoda. Er erfüllt die EU-Abgasnorm Euro 5 und wird mit 1,2, 1,6 oder 2,0 Litern Hubraum angeboten. Betroffen sind die Baujahre 2009 bis 2014. Bei 1,2- und 2,0-Liter-Motoren soll eine Software-Aktualisierung genügen, um die Probleme zu beheben. Fahrzeuge mit 1,6-Liter-Motor erhalten zusätzlich einen Strömungsgleichrichter eingesetzt, ein kleines Plastikrohr. Wie geht es mit dem Rückruf weiter? Als nächstes soll er bei den 1,2-Liter-Modellen starten, zum Beispiel mit dem VW Polo. Der interne Zeitplan sieht nach VW-Angaben einen Start ab der 22. Kalenderwoche vor - also zwischen dem 30. Mai und dem 5. Juni. Parallel werden weitere Fahrzeuge mit 1,6-Liter-Motor in den Werkstätten nachgerüstet. Ab der 36. Kalenderwoche (5. bis 11. September) sollen dann die Fahrzeuge mit 1,6-Liter-Motor folgen. Die Verzögerungen beim Rückruf des Passat würden daran nach Angaben eines VW-Sprechers nichts ändern: "Das ist weiterhin unser Zeitplan."

Wann startet VW den Rückruf des Passat mit 2,0-Liter-Motor? Eigentlich sollte er bereits Ende Februar in die Werkstätten gerufen werden. Doch das Kraftfahrtbundesamt verweigerte die Freigabe. Eine offizielle Begründung gibt es nicht, angeblich wurden die Grenzwerte nicht eingehalten. Bei VW gibt man sich bei dem Thema zugeknöpft. Man sei zuversichtlich, alles in den Griff zu bekommen, heißt es. Der Rückruf solle dann "so schnell wie möglich" erfolgen. Wie läuft der Rückruf bei den VW-Töchtern? Bei der VW-Tochter Audi startete er vor vier Wochen. Das Kraftfahrtbundesamt hatte Anfang April die Rückrufe für die Modelle A4, A5, A6 und Q5 genehmigt. Weltweit sind 2,1 Millionen Fahrzeuge von Audi vom Abgasskandal betroffen. In Deutschland sollen knapp 46.000 Fahrzeuge ein Software-Update erhalten. Vier Wochen nach dem Start sind bereits mehr als 13.500 Autos umgerüstet worden.

Hat der Abgasskandal Auswirkungen auf das Geschäft der Auto-Hersteller? Der Marktanteil von Diesel-Neuwagen ist erstmals seit mehr als sieben Jahren wieder leicht gesunken. Das zeigt eine Studie des CAR-Center Automotive Research der Universität Duisburg-Essen. Im ersten Quartal 2016 waren demnach 47,4 Prozent aller Neuwagen Diesel, im Vorjahr betrug der Anteil 48,4 Prozent. Ob dies eine Ausnahme ist oder eine dauerhafte Umkehr des Trends, lässt sich noch nicht seriös sagen.

(frin)
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