Düsseldorf Apples Bezahldienst startet in der Schweiz

Düsseldorf · Kritisiert wird das abgeschottete System. Verbraucherschützer haben eine Klage eingereicht.

Der US-Technikkonzern Apple macht Druck bei seinem neuen Bezahldienst Apple Pay. Bislang stand dieser nur Kunden in den USA, Großbritannien, Australien, Kanada, China und Singapur zur Verfügung. Gestern startete Apple Pay auch auf dem europäischen Festland. Genauer gesagt: in der Schweiz.

Bei Apple Pay können die Nutzer mit Hilfe ihres iPhones, iPads oder der Apple-Watch in Geschäften an den Bezahlterminals zahlen, die auch für kontaktloses Bezahlen mit Kreditkarte ausgerüstet sind. Aktuell seien dies in der Schweiz rund 100.000 Terminals, erklärte der Chef von Mastercard in der Schweiz, Guido Müller. Die Industrie rüstet schrittweise alle Kassen-Terminals entsprechend um.

Bei dem Bezahlvorgang wird das iPhone in Nähe des Lesegeräts gehalten und die Transaktion mit einem Fingerabdruck abgesegnet. Technikexperten zufolge gilt Apples System als sicher, weil auf dem Gerät keine Kartennummer gespeichert wird und keine persönlichen Daten an den Händler weitergeleitet werden. Apple Pay ist nur mit neueren iPhone-Modellen nutzbar (ab 6 aufwärts), bei iPads muss es das Modell Pro, Air 2, Mini 3 oder 4 sein.

Auch die Konkurrenz ist an dem Thema dran. Neben dem Bezahldienst Android Pay vom Suchmaschinen-Anbieter Google ist vor allem Samsung dabei, entsprechende Angebote auszubauen. Ab Mitte Juli geht der Konzern mit seinem Pay-Dienst in Singapur an den Start und will von dort den asiatischen Markt aufrollen. In Europa ist der Dienst in Spanien verfügbar.

In der Schweiz formiert sich derweil massiver Widerstand gegen Apples Projekt. Denn auf Apple-Geräten soll das bequeme Zahlen ausschließlich mithilfe der hauseigenen Anwendung möglich sein. Konkurrenzsoftware wie etwa die für Herbst angekündigte App Twint, hinter der unter anderem die Credit Suisse, die UBS, die beiden Supermarktketten Migros und Coop sowie die Swisscom stehen, könnten zwar auf den Apple-Geräten installiert werden, dürften aber nicht auf die für den Bezahlvorgang wichtige NFC-Schnittstelle des Smartphones zugreifen. Wer ein iPhone hat und trotzdem einen anderen Dienst wie Twint oder Paymit nutzen will, muss dann umständlich an den Kassen einen QR-Code scannen - und dafür dann auch mit dem Smartphone ins Internet gehen. Da etwa jeder zweite Schweizer Smartphone-Besitzer ein iPhone besitzt, ist das aus Sicht der Konkurrenz ein echtes Problem.

Moritz Hunzinger, Vorstandschef des Anbieters Cashcloud, warf Apple vor, "zum Hemmschuh für das mobile Bezahlen" zu werden. "Dieses Vorgehen ist in hohem Maße geschäftsschädigend." Die Stiftung für Konsumentenschutz hat nach einem Bericht der "Neuen Zürcher Zeitung" bereits Klage gegen Apple bei der Wettbewerbskommission eingereicht. Diese machte den Klägern allerdings wenig Aussicht auf Erfolg. Man werde vorerst kein Verfahren einleiten, hieß es vonseiten der Wettbewerbshüter.

Als nächstes europäisches Land hat Apple übrigens Frankreich anvisiert. Ob und wann der Dienst in Deutschland startet, ist offen.

(maxi)
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