Frankfurt Anlegerschützer rüffeln Dax-Konzerne

Frankfurt · Sieben Unternehmen sind mit ihren Prognosen für Aktionäre nur wenig transparent. Das bemängelt die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Lichtblicke sind Fresenius und die Telekom. Auch Bayer erntet Lob.

Die Dax-Konzerne sollten eigentlich für die kleineren Firmen ein Vorbild an Transparenz sein. Das sind sie aber leider nicht immer, bemängelt die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Allerdings gibt es eine positive Entwicklung: Nur noch sieben der 30 Dax-Unternehmen seien wenig transparent, heißt es in einer Studie, die sie zum sechsten Mal zusammen mit der Beratungsgesellschaft Kirchhoff Consult erstellt hat.

Als "niedrig transparent" stuft sie Beiersdorf, Commerzbank, Daimler, Deutsche Bank, HeidelbergCement, Lufthansa und Merck ein. Dafür hat der Chemiekonzern BASF es in die Spitzengruppe von jetzt zwölf Unternehmen mit hoher Transparenz geschafft. In der finden sich auch wie im Vorjahr Allianz, Bayer, Continental, Deutsche Post, Deutsche Telekom, Fresenius, Linde, Munich Re, Siemens, Thyssenkrupp und Volkswagen.

Die Anleger könnten wichtige Informationen aus den Prognoseberichten der Gesellschaften ziehen, die ihnen bei ihrer Investition helfen, glaubt die DSW. "Die Unternehmen werden vom Markt besser bewertet, wenn der sich auf die Prognosen verlassen kann", erläutert Ulrich Hocker, Präsident der DSW. Wenn man absehe von nicht planbaren externen Ereignissen, dann seien deutliche Unter- und Überschreitungen der Planzahlen ein Zeichen für Schwierigkeiten des Managements, die Entwicklung des Marktes korrekt zu bewerten, sagt Hocker. Der Vorstand fahre dann auf Sicht: "Was im Klartext nichts anderes bedeutet als dass er quasi blind unterwegs ist."

Selbst wenn es in manchen Branchen schwierig sei, Vorhersagen zu treffen, könnten die Manager zumindest begründen, warum das so sei, meint Klaus Rainer Kirchhoff, Vorstandschef von Kirchhoff Consult. Er hat zwar Verständnis dafür, dass die Banken aktuell schlecht Vorhersagen treffen können, weil ihr Umfeld stark im Umbruch sei. Doch weil die Manager ihre Parameter nicht näher erklärten, schneiden sie in der Studie schlecht ab. Aktionäre von Baukonzernen seien wahrscheinlich zufrieden, wenn sie erführen, dass in einem Bauunternehmen der "Break Even", also ein ausgeglichenes Geschäftsergebnis meist erst Anfang November erreicht sei. Wenn dann die Witterung bis zum Jahresende die Bautätigkeit erlaube, seien gute Gewinne möglich. Wenn ein Anleger das nicht wisse, komme er zu falschen Rückschlüssen.

Auch die deutliche Unter- oder Überschreitung der Planzahlen sieht die DSW als ein Zeichen für die Schwierigkeiten des Managements, die Entwicklung von Markt und Unternehmen richtig einzuschätzen. Wenn die Vorstände dann nur mit Beschreibungen wie "geringfügig, leicht, erheblich, stark" arbeiteten, diene das nicht der Transparenz. Ähnlich schlecht schneiden Unternehmen ab, die eine Spanne nennen. "Zehn bis 20 Prozent lassen wir durchgehen, alles, was darüber hinaus geht, jedoch nicht", sagte Kirchhoff.

Als erstes hat der Medizin-Konzern Fresenius SE alle Anforderungen an eine transparente Berichterstattung erfüllt. Auch die Deutsche Telekom sei vorbildlich in ihrer Berichterstattung, hieß es.

Der Umfang der Berichte ist dabei kein Indiz für die Transparenz und Qualität der Prognose. Die beiden mit zehn Seiten zweitlängsten Prognoseberichte, die der Deutschen Bank und von HeidelbergCement, fielen ebenso in die Kategorie "niedrige Transparenz" wie der mit zwei Seiten kürzeste von Beiersdorf. Bayer wiederum berichtet zwar auch knapp auf drei Seiten, aber die relevanten Informationen seien alle enthalten, lobt Kirchhoff. Positiv wertet er auch die übersichtliche, klare Strukturierung des Textes.

(RP)
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