München Allianz-Gewinn stürzt ab

München · Deutschlands größter Versicherer leidet unter den Unwettern in Europa und unter der Schwäche der amerikanischen Vermögensverwaltungstochter Pimco. Die Aktie verliert vier Prozent. Konzernchef Bäte ist dennoch zuversichtlich.

Zahlreiche Unwetter haben der Allianz im Frühjahr das Geschäft verhagelt. Hinzu kamen der verlustreiche Rückzug aus Südkorea und die anhaltende Schwäche der US-Fondstochter Pimco. Am Ende stand im zweiten Quartal ein herber Gewinneinbruch zu Buche. Vorstandschef Oliver Bäte sprach von einer Momentaufnahme. Er gibt das Ziel nicht auf, dass Europas größter Versicherer in diesem Jahr einen operativen Gewinn von zehn bis elf Milliarden Euro schafft. Knapp die Hälfte haben die Münchner schon geschafft. In den kommenden Monaten werde sich zeigen, dass der Umbau greife, die Allianz sei grundsolide aufgestellt, betonte Bäte: "Beim nächsten Mal scheint hier wieder die Sonne."

Im abgelaufenen Vierteljahr gab es dagegen viel Schatten. Der operative Gewinn ging um 17 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro zurück, der Überschuss sogar um 46 Prozent auf rund eine Milliarde Euro. Beides lag deutlich unter den Markterwartungen. Die erfolgsverwöhnten Anleger flohen in Scharen aus der Aktie: Mit einem Minus von vier Prozent war das Papier größter Dax-Verlierer.

Selbst die Ankündigung der Allianz, mit einer "Kriegskasse" von bis zu drei Milliarden Euro auf der Suche nach Zukäufen zu sein, lockte niemanden. "Wenig gute Nachrichten", fassten die Analysten der UBS die Quartalsbilanz zusammen.

Die größten Einschläge gab es in der Schadenversicherung, wo das Ergebnis um mehr als ein Drittel zusammenschmolz. Hier reihte sich ab April quasi eine Naturkatastrophe an die nächste: Hagelstürme im US-Bundesstaat Texas, Waldbrände in Kanada, Starkregen und Überschwemmungen in Deutschland, Frankreich, Belgien und den Niederlanden. Das alles kostete die Allianz rund 1,2 Milliarden Euro. Das war doppelt so viel wie im gleichen Vorjahreszeitraum, wie Finanzchef Dieter Wemmer vorrechnete. Auch die französische Rivalin Axa und die Hannover Rück hatten in dieser Woche über die außergewöhnlich hohen Schadenbelastungen durch die Unwetter geklagt.

Bei der Allianz kamen im zweiten Quartal dieses Jahres aber auch noch Sonderbelastungen hinzu. Denn Konzernchef Bäte, seit Mai des vergangenen Jahres an der Allianz-Spitze, greift bei defizitären Töchtern stärker durch als sein Vorgänger Michael Diekmann - vor allem in der Lebensversicherung, wo langfristige Zinsgarantien in einigen Ländern dem Konzern inzwischen richtig wehtun. So kündigte Bäte im April an, die Tochter in Südkorea an den chinesischen Versicherer Anbang zu verkaufen. Die Münchner nehmen für die Trennung, die noch unter dem Vorbehalt der Aufsichtsbehörden steht, einen Verlust in Kauf: Die Belastung liegt bei rund 352 Millionen Euro. Wird Südkorea bereits komplett herausgerechnet, konnte die Leben-Sparte ihr Ergebnis um sieben Prozent steigern. Denn insbesondere neue Produkte in Deutschland laufen gut.

Die größte Schwachstelle im Konzern bleibt die Vermögensverwaltung, die beim Gewinn auf der Stelle tritt. Sie managt 1,8 Billionen Euro Vermögen, davon 1,3 Billionen Euro für externe Kunden. Das wichtige Anleihehaus Pimco hat die erhoffte Wende noch nicht geschafft. Im zweiten Quartal verlor es unter dem Strich noch einmal 18 Milliarden Euro. Nach den Worten von Finanzchef Wemmer entfielen 17 Milliarden Euro auf einen einzigen Kunden. An anderer Stelle kämen schon wieder neue Kundengelder herein. Deshalb sei es "durchaus realistisch", dass Pimco die Abflüsse in der zweiten Jahreshälfte wie gewünscht stoppen könne.Durch den angelaufenen Personalabbau gingen zudem die Kosten runter.

Mehr als drei Jahre dauert die Misere beim einstigen Gewinntreiber allerdings schon. Ab November steht bei der US-Tochter ein neuer Mann an der Spitze: Emmanuel "Manny" Roman, der vom weltgrößten börsennotierten Hedgefonds Man Group kommt. Bäte glaubt, dass Pimco dann auch wieder auf Wachstum einschwenken kann. Die Weichen seien gestellt.

(rtr)
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