Düsseldorf 283 Versorger erhöhen die Strompreise

Düsseldorf · Zum 1. Januar steigen für neun Millionen Haushalte die Stromkosten – vor allem in NRW. Im Schnitt liegt die Erhöhung bei 3,4 Prozent.

Kurz vor Toreschluss haben sich viele Versorger nun doch entschieden, zum 1. Januar mehr Geld von ihren Kunden zu verlangen. Bundesweit erhöhen 283 Versorger zum Jahreswechsel die Preise, wie das Verbraucherportal Verivox ermittelte. Im Schnitt liege die Erhöhung bei 3,4 Prozent. Das bedeute für eine drei- bis vierköpfige Familie (Jahresverbrauch: 4000 Kilowattstunden) Mehrkosten von 39 Euro im Jahr. Es gilt eine sechswöchige Frist: Wer zum 1. Januar die Preise anheben will, musste dies bis zum 20. November bekannt machen. Besonders betroffen ist Nordrhein-Westfalen. Hier bittet mehr als jeder zweite Grundversorger seine Kunden stärker zur Kasse, wie das Vergleichsportal Check 24 betont. In den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen blieben die Haushalte dagegen verschont.

Auch innerhalb des Rheinlandes sind die Unterschiede groß: In Gref-rath und Ratingen steigen die Strompreise um mehr als fünf Prozent. In Grevenbroich, Erkrath und bei der NEW Niederrhein liegt der Preisanstieg dagegen unter 1,5 Prozent (siehe Grafik).

Insgesamt fällt die Preisrunde aber weniger dramatisch aus als vor einem Jahr. Anfang 2013 hatten 191 Versorger die Tarife angehoben – im Schnitt um satte elf Prozent. Auch sind die vier großen Versorger zum 1. Januar 2014 nicht mit von der Partie. Doch schon RWE wollte bei der Vorlage seiner jüngsten Zahlen nicht mehr versprechen, als dass die Preise bis zum Jahreswechsel stabil bleiben. Anhebungen im Laufe des nächsten Jahres sind damit nicht ausgeschlossen.

Zwar sind die Großhandelspreise an der Börse gefallen. Doch wie stark ein Versorger davon profitiert, hängt davon ab, ob er auch über den derzeit sehr günstigen Spotmarkt einkauft oder sich schon vor Jahren teuer im Rahmen von Termingeschäften eingedeckt hat.

Zugleich stehen alle Versorger vor dem Problem, dass die staatlichen Abgaben zum Januar steigen. Wenn die Versorger die Erhöhungen nicht an die Kunden weitergeben, sinkt ihr Gewinn. Allein die Umlage zur Förderung des Stroms aus Erneuerbaren Energien (EEG-Umlage) steigt weiter an – von 5,28 Cent auf 6,24 Cent je Kilowattstunde. Auch die Netzentgelte für den Transport von Strom werden in manchen Regionen zulegen.

Verbraucherschützer raten Betroffenen, verschiedene Anbieter zu vergleichen und nach Alternativen zu suchen. Dabei sollte man darauf achten, stets Bruttowerte zu vergleichen, in denen die Anhebung der EEG-Umlage bereits enthalten ist. Wer noch nie gewechselt hat (und in einem alten Grundversorgungs-Tarif ist), kann durch einen Wechsel mehrere hundert Euro pro Jahr einsparen, heißt es bei Verivox. Die Kündigungsfrist beträgt zwei Wochen. Wer schon mal gewechselt hat und in einem Stromtarif mit längerer Laufzeit ist, hat bei einer Preiserhöhung in der Regel ein Sonderkündigungsrecht – allerdings auch dies nur innerhalb einer Frist.

Der Wechsel ist kostenlos, wie die Verbraucherzentrale NRW betont. Wechselgebühren sind unzulässig. Auch müsse keiner fürchten, ohne Strom dazustehen. Zur Not springe immer der örtliche Grundversorger ein. Zugleich warnt die Verbraucherzentrale vor scheinbar preiswerten Anbietern, die Vorauszahlungen verlangen. Wenn der Anbieter insolvent werde, erhalten die Kunden das gezahlte Geld meist nicht zurück. Auch sei es nicht sinnvoll, Strompakete (also vorab vereinbarte Strommengen) einzukaufen. Strom zu sparen lohne sich dann nicht, ein Mehrverbrauch werde in der Regel teuer.

(RP)
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