Düsseldorf 103 Versorger erhöhen die Strompreise

Düsseldorf · Obwohl die Börsenpreise für Strom drastisch gesunken sind, profitieren viele Kunden weiterhin nicht. Jetzt ist bekannt, welche Stromanbieter zum 1. Januar ihre Preise in der Grundversorgung ändern.

Der Großhandelspreis für Strom sinkt seit Jahren drastisch. Davon spüren die Stromkunden aber nichts. Vielmehr bleiben die Preise stabil oder werden sogar erhöht: Je nach Region steige der Strompreis um bis zu 7,5 Prozent, hat das Verbraucherportal Verivox ermittelt. Bislang haben demnach 103 Versorger Preiserhöhungen zum 1. Januar 2016 von durchschnittlich rund 2,8 Prozent angekündigt. 35 Versorger wollen ihre Preise um durchschnittlich 2,3 Prozent senken. Auch zum Februar wird es vermutlich noch einige Änderungen geben.

Für einen Musterhaushalt mit vier Personen und einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden bedeutet dies eine jährliche Mehrbelastung von 32 Euro. In Nordrhein-Westfalen haben 19 Grundversorger angekündigt, ihre Strompreise zu erhöhen. Die Versorger müssen die Änderung sechs Wochen im Voraus ihren Kunden mitteilen. Die Stromanbieter geben in der Regel nur ihre Kosten an den Kunden weiter, daher profitiert dieser in der Regel nicht vom geringen Großhandelspreis. Die EEG-Umlage steigt im kommenden Jahr von 6,17 Cent pro Kilowattstunden auf 6,35 Cent. Außerdem erheben die Übertragungsnetzbetreiber 2016 voraussichtlich höhere Netznutzungsentgelte.

Welche Stromkunden bezahlen die Grundversorgung?

Grundversorger sind in der Regel die örtlichen Stadtwerke, sie versorgen die Mehrzahl der Haushalte in einem bestimmten Netzgebiet. Die Grundversorgung ist in der Regel der teuerste Tarif, den jeder Haushalt bezahlt, der sich nicht aktiv für einen anderen Tarif entschieden hat. In Deutschland sind das etwa ein Drittel aller Haushalte. Die Grundversorgung ist mit einer Frist von zwei Wochen kündbar.

Die alternativen Verträge sind günstiger, oftmals aber mit einer längeren Laufzeit und Kündigungsfristen verbunden. Der Grund für die billigeren Angebote: Den Vorteil der gesunkenen Großhandelspreise "geben die alternativen Stromtarife in deutlich stärkerem Maße weiter als die Grundversorgung", sagt Udo Sieverding, Energieexperte der Verbraucherzentrale NRW.

Wie finde ich einen günstigeren Stromanbieter?

Beim Wechsel orientieren sich viele Menschen an den Vergleichsportalen im Internet. Diese könnten als erste Anlaufstelle weiterhelfen, bergen aber auch Risiken. Denn oft fänden sich in den Vergleichslisten Billiganbieter auf den ersten Plätzen, die oft Anlass zur Kritik an ihrem Service und ihrer Seriosität böten, warnt die Verbraucherzentrale NRW. Um einen günstigen und vertrauenswürdigen Anbieter zu finden, sei es sinnvoll, mehrere Tarifrechner zu benutzen.

Was muss ich bei einem Vergleichsportal beachten?

Nutzer sollten die Voreinstellungen der Suchfunktion genau überprüfen. Paketpreise erscheinen in den Vergleichslisten oft weit oben. Wer allerdings weniger als die vereinbarten Kilowattstunden verbraucht, zahlt trotzdem den Paketpreis. Zu beachten ist auch: Ein möglicher "Neukunden-Bonus" wird teilweise sofort vom Preis abgezogen. So wird ein günstigerer Preis suggeriert, der aber nur für das erste Jahr gilt.

Ein Energieversorger macht gute Angebote an der Haustüre. Was tun?

Manche Energieversorger versuchen, die Kunden an der eigenen Haustür zu ködern, berichtet Sieverding. Doch hier ist Vorsicht geboten: In der Vergangenheit gab es Fälle, in denen Anbieter sich als Mitarbeiter der örtlichen Stadtwerke ausgegeben haben. Sie trugen den Zählerstand in einen neuen Vertrag ihres eigentlichen Unternehmens ein und ließen sich als angebliche Mitarbeiter der Stadtwerke ihren Besuch quittieren - doch das war die Unterschrift unter einen Vertrag mit dem neuen Unternehmen.

(RP)
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