Wolfsburg 100.000 Klagen deutscher VW-Kunden angekündigt

Wolfsburg · Neben den geprellten Fahrzeugkunden erhöhen auch die Investoren den Druck auf den Konzern.

Der Hamburger Rechtsdienstleister My-right.de kündigt vor der VW-Hauptversammlung "Sammelklagen" von 100.000 geprellten Dieselskandal-Kunden an. "VW erwartet, dass die Sache im Sande verläuft, weil die Kunden in Ermangelung vernünftiger Alternativen irgendwann entnervt aufgeben", sagte My-right.de-Gründer Jan-Eike Andresen dem "Tagesspiegel". Da klassische Sammelklagen wie in den USA hierzulande nicht möglich sind, lässt sich das Unternehmen von seinen Kunden die Ansprüche abtreten und versucht, vor Gericht einen Vergleich durchzusetzen. Laut Homepage seien Entschädigungen von "bis zu 5000 Euro pro Auto" möglich. My-right.de verlangt für seine Dienste eine Erfolgsprovision. Die Kunden selbst können nach Abtretung ihrer Schadenersatzforderung übrigens in der Sache nicht mehr selbst gegen VW vorgehen.

Neben den Klagen der Fahrzeug-Besitzer kommen auf den Wolfsburger Konzern auch Forderungen von Anteilseignern zu. Die Stiftung Volkswagen Investors Claim forderte VW erneut zu einem Vergleich auf, mit dem der finanzielle Schaden aus dem Diesel-Skandal für Investoren ausgeglichen werden könnte. Ein gerichtlich bestätigter Vergleich nach niederländischem Recht könnte europaweit angewendet werden und die zu erwartende Prozesswelle eindämmen, sagte Anwalt Eric Breiteneder. Wie andere Anlegervertreter auch meint die Stiftung, dass die Volkswagen AG die Öffentlichkeit im September 2015 zu spät über die Manipulationen bei der Abgasreinigung und die damit verbundenen Milliardenrisiken informiert hat. VW weist diese Vorwürfe zurück.

Auch die Stiftung strebt einen Vergleich mit dem Autobauer an, während beim Landgericht Braunschweig bereits mehr als 100 Klagen eingegangen sind, die voraussichtlich in einem Musterverfahren gebündelt werden. Die Stiftung vertritt nach eigenen Angaben Investoren aus 26 Ländern mit 13 Milliarden Euro investiertem Kapital. Zur Höhe des entstandenen Schadens äußerte sich die Stiftung nicht. Sie sucht derzeit nach Anlegern, die sich ihrem Vergleichsweg anschließen wollen. Im Erfolgsfall sollen 18 Prozent der Schadenssumme an die Stiftung fließen. Da bis dahin keine Kosten anfallen, hat die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz Anlegern den Beitritt empfohlen.

(RP)
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