"Busenfreund" von Beckenbauer Radmann - der Strippenzieher im Hintergrund

Düsseldorf · Das Puzzle um die dubiosen Umstände der Vergabe der WM 2006 nach Deutschland fügt sich zusammen. Ein großes Puzzlestück dürfte dabei den Namen Fedor Radmann tragen. Die "Welt" beschrieb den gebürtigen Berchtesgadener im Vorfeld der WM 2006 mit den Worten: "Radmann entstammt der Wiege der Wertewelt von Gefallen und Gegengefallen, von Kungelei mit maximalem Profit."

Fedor Radmann (r.) gilt als enger Vertrauter von Franz Beckenbauer.

Fedor Radmann (r.) gilt als enger Vertrauter von Franz Beckenbauer.

Foto: dpa, du_awi nic

Als langjähriger Vertrauter von Franz Beckenbauer wirkte Radmann an entscheidender Stelle bei der WM-Vergabe mit. Er war bis 2003 Vizepräsident des Organisationskomitees, ehe er wegen Interessenkonflikten zum "Berater" degradiert wurde.

Der 71-Jährige begann 1968, sein umfangreiches Netzwerk zu spinnen. Als Leiter des Referats Touristik, Unterbringung und Information im Olympischen Komitee war Radmann für die Spiele in München 1972 mitverantwortlich. Danach sammelte er in verschiedenen Positionen weiter fleißig wichtige Kontakte: Als Adidas-Mitarbeiter ab 1979 in der Abteilung "Internationale Beziehungen" oder später in der Vermarktungsagentur ISL des Adidas-Erben Horst Dassler. 1993 organisierte er die Eishockey-WM in München und Dortmund.

Ruhende Beraterverträge mit Adidas und der Kirch-Gruppe waren schließlich Ursache für Radmanns Rücktritt aus dem WM-OK 2003. Journalist Fred Sellin behauptete in seinem 2006 erschienenen Buch "Schmutziges Spiel", bei der Vergabe der Fußball-WM an Deutschland hätten auch Waffenlieferungen an Saudi-Arabien, an denen Radmann beteiligt gewesen sein soll, den Ausschlag gegeben.

Das alles schadete Radmann, der in der Schweiz lebt, nicht. Im Gegenteil: Es festigte seinen Ruf als "Mann fürs ganz Grobe". Er war bis 2007 Geschäftsführer der Bewerbung der Stadt Salzburg für die Olympischen Winterspiele 2014 und arbeitete anschließend an der Bewerbung Australiens für die Fußball-WM 2022 mit.

Radmann wird in Fachkreisen auch "Schiebor" genannt — in Anlehnung an sein wohl größtes Talent: Niemand bekommt von seiner Arbeit etwas mit. Radmann sei mit "allen Wassern gewaschen — mit Weih- aber auch mit Abwasser", hatte ein Kenner des deutschen Fußballs einmal der "Schweiz am Sonntag" gesagt. Der mittlerweile verstorbene ehemalige DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder sagte über Radmann: "Wenn der Fedor einen kennt, wirst du sofort in sein Netzwerk eingeklinkt. Und da kommst du nicht mehr raus."

(erer)
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