Vierschanzentournee Schlierenzauer ist noch nicht durch

Gregor Schlierenzauer steht nach dem Heimsieg in Innsbruck dicht vor dem zweiten Tournee-Erfolg nacheinander, drückt aber auf die Euphorie-Bremse. Severin Freund hat unterdessen Platz drei in der Gesamtwertung ins Auge gefasst.

Vierschanzentournee 12/13: Das 3. Springen
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"Gewaltig, sensationell, unglaublich": Als Gregor Schlierenzauer geschlaucht von der Siegesparty den Hexenkessel Bergisel verließ, suchte der neue Führende der 61. Vierschanzentournee verzweifelt nach den passenden Worten. "Das war ein fantastischer Tag. Es war ein absoluter Adrenalinkick, oben auf der Schanze die vielen Fahnen zu sehen. Auf diese Momente arbeitet man sein ganzes Sportlerleben hin", sagte der 22-Jährige, als er im Tal endlich wieder zur Ruhe gekommen war.

Chancen bei "80:20"

Mit einem Polster vom 10,7 Punkten auf den Norweger Anders Jacobsen, umgerechnet gut sechs Meter, reist Schlierenzauer nun zum Tournee-Finale am Sonntag in Bischofshofen. Im Normalfall sollte das reichen, sogar Trainer Alexander Pointner sieht die Chancen seines Vorfliegers bei "80:20". Doch der Topfavorit trat noch am Abend auf die Euphoriebremse: "Man hat gesehen, wie schnell so ein Vorsprung weg sein kann. Gewonnen ist noch nichts, aber die Motivation ist enorm."

In der Tat: Alleine in Innsbruck machte Schlierenzauer mehr als 23 Punkte auf seinen Rivalen gut, profitierte dabei aber auch von einem schwachen Hüpfer Jacobsens. "Ich habe oben zwar gehört, dass Anders offenbar nur 117 Meter gesprungen ist, aber ich dachte, dass sich die Leute dort vielleicht nur versprochen haben", sagte der Tiroler. "Gerade im zweiten Durchgang fiel es mir schwer, aber trotzdem ist mir zum Glück ein guter Sprung gelungen."

Nykänens Rekord im Kopf

44 Weltcupsiege hat Schlierenzauer nun auf dem Konto, der Rekord des Finnen Matti Nykänen steht bei 46. Es scheint nur eine Frage von Wochen, bis diese Marke fällt. "Diese Statistik habe ich immer im Kopf. Jeder weiß, wie viel es mir bedeuten würde, Matti Nykänen in der ewigen Bestenliste abzulösen", sagt der Österreicher, der am Montag seinen 23. Geburtstag feiert: "Ich bin diesem großen Traum wieder einen Schritt näher gekommen, was will ich mehr?"

Zumindest einem kleinen Traum kam in Innsbruck auch Severin Freund näher. Zwar schrammte der beste DSV-Adler nur einen Punkt am Podest vorbei, verbesserte sich aber in der Gesamtwertung auf Rang vier. Ganze 1,2 Punkte beträgt der Rückstand auf den Norweger Tom Hilde, der erste deutsche Podestplatz in der Gesamtwertung seit 2008 ist zum Greifen nahe. "Ich wusste immer, dass die Form noch da ist. In Bischofshofen kann jetzt noch viel passieren. Ich fühle mich fit", sagte Freund.

Noch in der Nacht fuhr das deutsche Team in knapp zweieinhalb Stunden nach Bischofshofen, wo am Samstag das Training und die Qualifikation anstanden. "Wir wollen uns jetzt schnell auf die Schanze einstellen. Dann ist die Chance auf Platz drei intakt, auch wenn Hilde und Anders Bardal harte Konkurrenten sind", sagte Bundestrainer Werner Schuster: "Das wäre doch ein schöner Prestigeerfolg."

Mehr Möglichkeiten in Bischofshofen?

Möglich scheint das auf alle Fälle. Zwar zeigte Freund während der Tournee einige Formschwankungen, die letzte Schanze dürfte ihm aber entgegenkommen. "In Bischofshofen werden die Punkteabstände wieder größer sein. Da kann man auch mal acht, zehn Meter mit einem Sprung rausholen", sagte Schuster, der daher auch das Rennen um den Gesamtsieg noch nicht entschieden sieht. "Ich habe schon vor der Tournee gesagt, dass Gregor Schlierenzauer der Favorit ist. Aber Bischofshofen ist eine Fliegerschanze. Und dass Jacobsen fliegen kann, hat er bewiesen."

(sid)
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