Nordische Kombination Frenzel strahlt nach Rekordsieg — Rydzek am Boden zerstört

Schonach/Köln · Eric Frenzel schreibt mit seinem fünften Sieg im Gesamtweltcup Geschichte. Sein Teamkollege und Kontrahent Johannes Rydzek bricht im letzten Rennen des Jahres ein.

Eric Frenzel gewinnt zum fünften Mal den Gesamtweltcup
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Frenzel gewinnt zum fünften Mal den Gesamtweltcup

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Foto: dpa, pse nic

Eric Frenzel blickte wie verliebt auf seine nigelnagelneue Kristallkugel, Johannes Rydzek war nach dem bitteren Ende einer bis dahin traumhaften Saison nur noch ein Häuflein Elend: Im dramatischen Finale zwischen den deutschen "Dominierern" hat Olympiasieger Frenzel mit einem grandiosen Doppelsieg in Schonach den historischen fünften Gesamtweltcup-Triumph perfekt gemacht. Rydzek brach am Sonntag ein, nachdem sein folgenschwerer Sturz im Duell mit Frenzel tags zuvor für dicke Luft gesorgt hatte.

"Oh, wie ist das schön!", schallte es aus tausenden Fan-Kehlen im Komnbinations-Mekka des Schwarzwaldes, und Frenzel genoss mit feuchten Augen seinen wohl größten Sieg. Als erster Kombinierer darf er nun fünf Kristallkugeln sein Eigen nennen, gewonnen obendrein in Serie. Bislang hatte sich der 28-jährige den Rekord mit dem Finnen Hannu Manninen geteilt. Seine nun 41 Weltcupsiege, zehn davon in der abgelaufenen Saison, werden nur von Manninen (48) übertroffen.

Frenzel, der bei der WM in Lahti trotz zweimal Gold in den Teamwettbewerben in Schatten des Vierfach-Titelrägers Rydzek stand, krönte in Schonach eine sagenhafte Aufholjagd: Mit drei Siegen an den fünf letzten Saisontagen - am Mittwoch in Trondheim sowie nun zweimal im Schwarzwald - fing der Sachse seinen Teamkollegen noch ab. Rydzek war am Samstag nach einem heftig diskutierten Crash mit Frenzel nur Dritter geworden, ehe ihn am Sonntag die Kräfte verließen.

Der Rekordweltmeister hätte das letzte Rennen gewinnen müssen, Frenzel maximal Fünfter werden dürfen. Rydzek riskierte alles, führte lange und musste dann einer brutal langen Saison Tribut zollen: Während Frenzel mit der Deutschland-Fahne in der Hand sowie die Fans zur La Ola animierend den Weg ins Ziel genoss und 7,7 Sekunden vor dem Franzosen Francois Braud lag, quälte sich Rydzek schwer geschlagen auf Platz neun ins Ziel - bei der großen Frenzel-Party war er nur tragischer Gast.

Olympiasieg, fünf WM-Titel, 41 Weltcupsiege: Frenzels Erfolgssammlung war bereits eine für die Geschichtsbücher. Mit dem Gewinn der fünften Kristallkugel lieferte das Energiewunder aus Oberwiesenthal aber nun sein Meisterstück ab: Frenzel besiegte den stärksten Konkurrenten seiner Karriere in dessen mit Abstand bestem Jahr. Rekordweltmeister Rydzek reichten acht Saisonsiege nicht, um die Frenzelsche Vorherrschaft im Weltcup zu brechen.

Ihre Freundschaft, die beide stets betonen, war am Samstag auf eine harte Probe gestellt worden. Nach vielen taktischen Spielchen hatten Rydzek und Frenzel zum entscheidenden Zielsprint angesetzt. Rydzek kam mit reichlich Tempoüberschuss von hinten, setzte zum Überholen an, krachte in den Kontrahenten hinein und landete im Schnee. Frenzel siegte, der Österreicher Willi Denifl zog noch an Rydzek vorbei, der mit blutiger Nase und mächtig geladen ins Ziel trudelte.

"Eric zieht im letzten Moment rüber und schneidet mir natürlich völlig den Weg ab. Er fährt mir über den Ski", polterte Rydzek ins ARD-Mikro, während Frenzel sichtlich indigniert daneben stand und sich verteidigte: "Ich habe hinten keine Augen." Auch Bundestrainer Hermann Weinbuch sah keine Schuld bei Frenzel: "Das war ein Rennunfall und kein Foul von Eric."

Ein wutschnaubender Rydzek schwänzte die offizielle Pressekonferenz, erst mit einigem Abstand ruderte er am Abend per Videobotschaft zurück. "Ich bin einfach ein emotionaler Mensch. Ich habe die komplett falschen Worte gefunden", sagte Rydzek: "Er konnte wirklich nichts dafür, es war ein blöder Rennverlauf."

Für die deutschen Kombinierer war es der krönende Abschluss einer einzigartigen Saison. Inklusive WM haben die "Dominierer" 23 von 25 Einzelrennen gewonnen - nur der Japaner Akito Watabe konnte mit zwei Siegen die DSV-Dominanz durchbrechen.

(sid)
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