Drei Stürze in Kitzbühel Nicht nur für Svindal endet die Streif-Abfahrt im Krankenhaus

Kitzbühel · Drei schwere Stürze haben die Hahnenkamm-Abfahrt 2016 geprägt. Hannes Reichelt kam vergleichsweise glimpflich davon - Georg Streitberger und Aksel Lund Svindal dagegen müssen die Saison vorzeitig beenden.

Schwere Stürze überschatten Fill-Sieg auf der Streif
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Schwere Stürze auf der Streif

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Foto: dpa, sam

Kreuzband und Meniskus gerissen, fast ein Jahr Pause: Skirennfahrer Aksel Lund Svindal hat sich bei seinem Sturz auf der Streif in Kitzbühel schwer am rechten Knie verletzt. "Das ist ziemlich ärgerlich mitten in der Saison, aber so ist das Leben. Es gibt Hochs und Tiefs und damit musst du einfach umgehen", kommentierte Svindal ein Foto, das ihn im Krankenbett vor der Operation am Abend zeigte. Seine Teilnahme an den 2017 stattfindenden Weltmeisterschaften in St. Moritz ist zumindest in Gefahr.

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Svindal hatte nach einem Jahr Pause in diesem Winter sein Comeback im Weltcup gegeben. Im Sommer 2014 war ihm in der Vorbereitung die Achillessehne gerissen. Der zweimalige Gesamtweltcupsieger wollte die große Kristallkugel ein drittes Mal gewinnen und lag vor dem Kitzbühel-Slalom am Sonntag 107 Punkte vor Marcel Hirscher aus Österreich.

Der stieß nach dem Rennen eine Sicherheitsdebatte an. "Leider ist es nicht die einzige Verletzung am Kitzbühel-Wochenende", meinte der österreichische Ski-Star am Samstag im ORF. Er bezog sich auf die Stürze seiner Teamkollegen Georg Streitberger und Hannes Reichelt im Rennen sowie von Florian Scheiber und Max Franz bei den Trainingsfahrten.

"Es ist momentan der Punkt, wo man sich Gedanken machen muss, was ist möglich und was ist schaffbar, und was ist fahrbar und was ist zu gefährlich. Ich bin mir bewusst, dass das ein schmaler Grat ist zwischen Show und zu gefährlich", sagte Hirscher. Er sei sich bewusst, dass diese Entscheidung zu treffen "sicherlich der schwierigste Job" ist. Hirscher hat durch den Ausfall von Svindal nun sehr gute Chancen auf den fünften Gesamtweltcupsieg nacheinander.

Dass Peter Fill aus dem italienischen Team die nach 30 Startern abgebrochene Abfahrt gewann, geriet zur Nebensache. Zweiter wurde Beat Feuz vor seinem Schweizer Teamkollegen Carlo Janka.

An einem denkwürdigen Samstag stürzten die Österreicher Streitberger und Reichelt wie Svindal nach dem Sprung über die Hausbergkante kurz vor der Traverse. Reichelt kam mit einer Knochenstauchung vergleichsweise glimpflich davon. Streitberger muss wie Svindal einen Kreuzbandriss und einen Riss des Außenmeniskus verarbeiten.

Das wichtigste Rennen des Jahres vorzeitig zu stoppen, war für den Präsidenten des Österreichischen Skiverbands die vollkommen richtige Entscheidung. Peter Schröcksnadel wollte das schon nach dem Sturz Svindals bei Renndirektor Markus Waldner erwirken: "Wenn der derzeit beste Abfahrer ohne Fahrfehler so abhebt, weil die Sichtverhältnisse sich verändert haben, dann ist das ein Grund zu überlegen."

Beobachtet von mehreren zehntausend Zuschauern und Promis wie Arnold Schwarzenegger, Kai Pflaume, Ralf Möller oder DJ Ötzi war Svindal regelrecht von der Strecke katapultiert worden. Den Start hatte die Rennleitung zuvor bereits zweimal verschoben und wegen der Witterungsbedingungen schließlich an eine Stelle wenige Meter oberhalb der berühmten Mausefalle verlegt.

Svindals Teamkollege Kjetil Jansrud berichtete zwar von vielen dunklen Stellen und Wind auf der Strecke, einen noch früheren Abbruch hätte es seiner Meinung nach aber nicht geben müssen. "Ein oder zwei Stürze gibt es immer in Kitzbühel. Dass es jetzt so viele aus der Topgruppe sind, das ist nicht normal. Aber das ist halt Kitzbühel", sagte der Vorjahressieger lapidar.

Klaus Brandner durfte mit Startnummer 46 gar nicht mehr antreten, Andreas Sander verbuchte nach den Plätzen zehn (Super-G) und 15 (Kombination) am Freitag als 17. das nächste gute Resultat. Mit 2,00 Sekunden Rückstand auf Fill profitierte er dabei aber vom Abbruch.

"Den Platz nehme ich mit", sagte Sander und betonte: "Nach den ganzen Stürzen ist mir das echt egal. Danach war ich so schockiert, dass ich nur gehofft habe, dass es voll glücklich über die Bühne geht."

Auf seine Stöcke gestützt hatte er die Unfälle seiner Kollegen beobachtet. "Aksel Lund Svindal und Hannes Reichelt, die so super Techniker sind, wenn es die dann noch so schmeißt, das ist doppelt bitter", berichtete Sander. "Da weißt du, es gibt wirklich große Probleme."

Für Fill war es daher schwer, den wichtigsten - und erst zweiten - Weltcup-Sieg seiner Karriere in vollen Zügen zu genießen. Glücklich war er dennoch über den Sieg am zweiten Geburtstag seines Sohnes Leon. "Die Geburt meines Sohnes war mein größter Triumph, das ist mein zweitgrößter."

(dpa)
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