Verdacht auf vertuschte Dopingproben Razzia in Österreich — Biathlon-Bosse im Visier

Salzburg/Frankfurt · Dem Biathlon-Sport droht möglicherweise ein Skandal auf höchster Ebene. Bei einer Razzia in der Zentrale des Weltverbandes IBU standen Präsident Anders Besseberg und Generalsekretärin Nicole Resch im Fokus.

IBU-Präsident Anders Besseberg.

IBU-Präsident Anders Besseberg.

Foto: dpa, msc nic hak

Die Biathlon-Bosse im Visier der Justiz: Österreichische Ermittler haben den Sitz des Weltverbands IBU durchsucht und bei ihrer Razzia das Augenmerk auf Präsident Anders Besseberg und die deutsche Generalsekretärin Nicole Resch gerichtet. Entsprechende Vorgänge vom Dienstag bestätigte die IBU in einer Pressemitteilung.

"Der Verband nimmt die Angelegenheit extrem ernst und verpflichtet sich, weiterhin den höchsten Standards von Transparenz und guter Amtsführung zu entsprechen", hieß es in der Stellungnahme vom Mittwoch. Ob genau diese Standards aber während der Amtszeiten des Norwegers Besseberg (72) und von Resch (42) tatsächlich erfüllt wurden, ist nach den neuesten Erkenntnissen äußerst fraglich.

Vertuschte Dopingproben angeblich Grund für die Razzia

Die österreichische Kronenzeitung schrieb von vertuschten Dopingproben als Grund der Razzia. Nahezu zum selben Zeitpunkt berichtete der Fernsehsender NRK von Durchsuchungen, die in Norwegen stattgefunden haben sollen. Ein Sprecher der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) habe dem NRK bestätigt, dass es dabei um Doping gehe und die Razzia in Zusammenhang mit den Vorgängen in Salzburg stünden.

Die zentrale Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftssachen und Korruption in Wien, die bei der Razzia in den Räumlichkeiten der IBU in Salzburg federführend war, äußerte sich auf SID-Anfrage zu den Gerüchten nicht.

Resch zog indes umgehend Konsequenzen und trat von ihrem Amt zurück. Ihre Rolle füllt vorerst IBU-Exekutivdirektor Martin Kuchenmeister aus. Besseberg hatte bereits in den vergangenen Wochen mitgeteilt, nicht mehr als Präsident zu kandidieren. Der neue Verbandsboss und der gesamte Vorstand sollen beim IBU-Kongress Anfang September im kroatischen Adria-Ort Porec gewählt werden.

Schon in der Vergangenheit Kritik an zu laschem Kampf gegen Doping

Die IBU war in der Vergangenheit immer wieder für ihre vermeintlich viel zu lasche Vorgehensweise im Anti-Doping-Kampf kritisiert worden. So boykottierten zahlreiche Nationen zuletzt beispielsweise das Weltcup-Finale, das die IBU trotz des russischen Dopingskandals im sibirischen Tjumen austragen ließ - obwohl möglicherweise ein Skandal droht.

"Ich weiß ganz sicher, dass weitere russische Dopingfälle auftauchen werden", hatte James E. Carrabre, der für medizinische Angelegenheiten zuständige Vize-Präsident der IBU, im ZDF am Rande des Weltcups im finnischen Kontiolahti gesagt.

Nach Bekanntwerden der Ermittlungen war zunächst über einen Zusammenhang mit Razzien bei diversen Firmen spekuliert worden, die mit den Rechten zur Übertragung von Sportveranstaltungen zu tun haben. Diese hatten Ermittler der Europäischen Union (EU) am Dienstag durchgeführt.

(sid)
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