Deutsche Biathlon-Hoffnung Dahlmeiers Kampf gegen Druck und überzogene Erwartungen

Ruhpolding · Der Druck auf Biathletin Laura Dahlmeier vor den Olympischen Winterspielen ist riesig. Bundestrainer Gerald Hönig muss seine Vorzeigeläuferin bereits jetzt in Schutz nehmen.

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Foto: dpa/Uwe Anspach

Wo Laura Dahlmeier auftaucht, herrscht Ausnahmezustand. Seit ihrem historischen WM-Triumph fühle sie sich mitunter wie ein Stück Allgemeingut, verriet die Biathlon-Königin zuletzt der Heilbronner Stimme. Der Satz "'Laura kannst du bitte mal schnell' ist wirklich brutal. Den höre ich sehr, sehr oft - und da muss ich auch knallhart sein und sagen: 'Nein, ich kann jetzt nicht mal schnell.'"

Beim Heimweltcup in Ruhpolding ist der Rummel um die 24-Jährige besonders groß. Entsprechend riesig ist auch der Druck, wenn Dahlmeier, frisch gekürte Sportlerin des Jahres, erstmals am Donnerstag (14.20 Uhr/ZDF und Eurosport) im Einzelrennen über 15 km an den Start geht.

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Bundestrainer Gerald Hönig musste seine Vorzeigeläuferin deshalb schon in Schutz nehmen. Auch bremste er bereits die seiner Meinung nach überzogenen Erwartungen mit Blick auf die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang (9. bis 25. Februar). Zumal Dahlmeier durch zwei Infekte zuletzt in ihrer Vorbereitung stark beeinträchtigt wurde.

Doch es geht aufwärts. Sie sehe sich gut vier Wochen vor Pyeongchang "alles in allem wieder im Plan. Meine Form ist aufsteigend. Insgesamt passt das jetzt schon", sagte die siebenmalige Weltmeisterin der Sport Bild. Bis Südkorea sei "ja noch eine Zeit lang hin. Es geht einfach in den nächsten zwei Wochen in Ruhpolding und Antholz darum, weiter an der Form zu feilen."

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Foto: dpa, hpl

Für Hönig besteht zumindest "kein Grund zur Panik", obwohl Dahlmeier derzeit noch nicht das Topniveau des vergangenen Winters erreicht hat, als sie bei der WM in Hochfilzen fünfmal Gold und einmal Silber holte und zudem den Gesamtweltcup gewann. Aber, so fügte er bestimmt an: "Klar ist auch: Jetzt darf gesundheitsmäßig nichts mehr passieren. Laura braucht nun harte Wettkämpfe, um ihr Niveau zu steigern."

In Oberhof war Dahlmeier in der vergangenen Woche nach überstandener Erkältung im Sprint 13. und in der Verfolgung Siebte geworden. Dass es danach Kritik gegeben hatte, kann Hönig überhaupt nicht verstehen.

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Foto: dpa, msc wok

"Man darf doch nicht vergessen, dass fünf Tage vor Oberhof nicht einmal feststand, ob Laura überhaupt würde teilnehmen können. Doch dann steht sie vom Krankenbett auf, läuft geschwächt die Rennen und ist auf Anhieb in der Lage, unter die Top 15 zu kommen", sagte der 59-Jährige dem Münchner Merkur. Dies zeige doch auch "die Besonderheit einer Athletin, wenn sie nach einer Erkrankung sofort wieder in Richtung Weltspitze angreifen kann".

Doch trotz dieser Besonderheit warnt Hönig davor, die Messlatte für Südkorea zu hoch zu legen. "Es wäre doch sehr vermessen zu glauben, dass in Pyeongchang erneut fünf Goldmedaillen rauskommen."

Dahlmeier, so Hönig weiter, beherrsche zwar den Biathlonsport in seiner Komplexität wie kaum eine andere Sportlerin, "es gibt aber derzeit auch drei, vier andere Konkurrentinnen, die das ähnlich können." Er denkt an Kaisa Mäkäräinen (Finnland), Darja Domratschewa (Weißrussland), Justine Braisaz (Fankreich) oder Anastasiya Kuzmina (Slowakei). Die hätten zudem gegenüber Dahlmeier "den Vorteil, dass sie nicht ganz so dem Druck und der Erwartungshaltung ausgesetzt sind".

(sid)
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