Biathlon Dahlmeier ist einfach nur froh, dass es vorbei ist

Oslo · Am Ende ihres Rekordwinters streckte Laura Dahlmeier mit allerletzter Kraft die große Kristallkugel in die Luft und jubelte angestrengt über den Gewinn des Gesamtweltcups.

Laura Dahlmeiser posiert mit der großen Kristallkugel.

Laura Dahlmeiser posiert mit der großen Kristallkugel.

Foto: rtr, /FL

"Ich bin einfach nur total K.o. und leer. Natürlich freue ich mich wahnsinnig über die Kugel. Vielleicht kann ich es im Moment nur nicht so ganz zeigen", sagte die Biathlon-Königin nach dem Saisonfinale in Oslo.

Der Fünffach-Weltmeisterin waren die Strapazen der vergangenen Monate anzusehen. Ihr Gang war schwer und behäbig, die Augen klein. Die kleine Kristallkugel für den Massenstart musste Dahlmeier am Sonntag ihrer Dauerrivalin Gabriela Koukalova überlassen, sich selbst nach 12,5 km und drei Schießfehlern mit Platz neun zufrieden geben. Neben der Gesamtwertung gewann sie dank zehn Saisonsiegen und insgesamt 17 Podestplätzen in 24 Rennen jedoch auch die Wertungen in der Verfolgung und im Einzel.

Bei den Männern krönte Martin Fourcade dagegen seinen perfekten Winter mit seinem 14. Saisonsieg. Der Franzose schnappte Simon Schempp (Uhingen/20.) den Gesamtsieg im Massenstart noch weg und nimmt alle fünf Kristallkugeln mit nach Hause. Nachdem er fehlerfrei und überlegen gewonnen hatte, musste Fourcade noch kurz um seinen Sieg bangen: Allerdings verzichtete die Jury auf eine Disqualifikation, obwohl der 28-Jährige ohne Munition losgelaufen war. Bester Deutscher war Arnd Peiffer (Clausthal-Zellerfeld/2) als Fünfter. Schempp schoss drei Fehler.

Dass Dahlmeier Koukalova trotz vorheriger Führung noch zwei der fünf Kugeln abgeben musste, störte die 23-Jährige nicht. "Wir haben den ganzen Winter auf Augenhöhe gekämpft. Ich freue mich, dass die große Kugel an mich gegangen ist, und ich gönne ihr wirklich sehr die kleinen Kugeln. Es war eine super schöne Saison", sagte Dahlmeier.

Koukalova hatte am letzten Weltcup-Wochenende mehr Kräfte mobilisieren können. Bereits am Freitag hatte die Tschechin der zuvor alles überragenden Deutschen die Trophäe für den Sprint abgeluchst. Platz zwei am Sonntag hinter der Norwegerin Tiril Eckhoff reichte Koukalova für den nächsten Triumph in einer Disziplinwertung.

Saison der Superlative

Für Dahlmeier endete in Norwegen dennoch eine Saison der Superlative, die ihre Höhepunkte bei der WM in Hochfilzen hatte. Als erste Biathletin überhaupt räumte die zierliche Bayerin im Februar fünfmal Gold und einmal Silber ab, gewann saisonübergreifend elf WM-Medaillen in Serie und stellte Bestmarken für die Ewigkeit auf.

"Es ist nicht meine Motivation, irgendwelche Rekorde zu brechen", sagte Dahlmeier: "Aber wenn man sich mal in einer stillen Minute hinsetzt und überlegt, wie viele Medaillen man gewonnen hat, ist das ein sehr schönes Gefühl."

In der vergangenen Woche hatte die Ausnahmekönnerin ihren Winter in Kontiolahti mit dem vorzeitigen Sieg im Gesamtweltcup gekrönt. Fünf Jahre nach Magdalena Neuner war Dahlmeier erst die fünfte Deutsche, der das gelang. "Wenn man mir jetzt etwas Zeit gibt, zu verarbeiten, was in letzter Zeit passiert ist, dann kann ich mich wahnsinnig darüber freuen", sagte Dahlmeier: "Was es aber genau für mich bedeutet und was es für Auswirkungen hat? Da lasse ich mich überraschen."

Dahlmeier sehnt sich nach der Sommerpause, doch erst Anfang April kommt sie in ihrer Heimatstadt wirklich zur Ruhe. Sie kann es kaum erwarten. "Ich war einfach nur froh, als es heute vorbei war und ich gewusst habe, die nächsten sechs, sieben Monate stehen einfach keine wichtigen Rennen an", sagte die siebenmalige Weltmeisterin: "Jetzt kommt endlich eine ruhigere Phase, und das bedeutet mir unheimlich viel."

Ihr letztes "Problem" in dieser Saison war am Sonntag, wie ihre drei Kristalltrophäen nach Deutschland kommen. "Die sind super groß und super schwer", sagte Dahlmeier. Ein Transport im Flugzeug? Unmöglich! "Zum Glück haben wir unseren Wachstruck dabei. Da kommen sie sicher nach Hause."

(sid)
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