Verstorbener Biathlontrainer Domratschewa und Co. trauern um "Supermann" Siebert

Der Tod von Erfolgstrainer Klaus Siebert hat in der Biathlonszene für Bestürzung gesorgt. Vor allem Dreifach-Olympiasiegerin Darja Domratschewa verabschiedete sich emotional von ihrem größten Förderer.

 Klaus Siebert

Klaus Siebert

Foto: dpa, geb nic fux fdt

Für Darja Domratschewa war Klaus Siebert immer mehr als nur ein Trainer. "Er ist für mich ein zweiter Vater", pflegte die dreimalige Biathlon-Olympiasiegerin stets zu sagen. Gemeinsam feierten der Sachse und die Weißrussin ihre größten Erfolge, auch seine schwere Krebserkankung konnte das lange nicht verhindern. Doch am Sonntagabend verlor Siebert fünf Tage vor seinem 61. Geburtstag seinen schwersten Kampf.

"Ich werde ihn immer in bester Erinnerung behalten. Sein Charisma war einzigartig, und ich bin ihm enorm dankbar für alles", schrieb Domratschewa bei Instagram über den stets positiven Mann, der als Aktiver selbst dreimal Weltmeister war: "Unsere gemeinsame Zeit ist unbezahlbar und bleibt unvergesslich."

Der im erzgebirgischen Schettau geborene Siebert hatte bereits Ricco Groß zu WM- und Olympia-Gold verholfen, war auch lange als Co-Trainer beim Deutschen Skiverband (DSV) tätig gewesen, ehe er die österreichischen und chinesischen Skijäger betreute. 2008 folgte der Wechsel nach Weißrussland, bis nach den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi wurde daraus eine Erfolgsgeschichte. Klaus Siebert machte Darja Domratschewa zur Nummer eins der Welt.

Die in Russland geborene Ausnahmeathletin hatte ihren eigenen Vater früh verloren, Siebert schlüpfte ein wenig in dessen Rolle. Beide waren in Spitzenzeiten etwa 220 Tage pro Jahr gemeinsam unterwegs, holten zusammen WM-Titel und den Gesamtweltcupsieg. "Darja kann mit all ihren Problemen zu mir kommen, wir sind eine Familie", sagte Siebert einst.

Auch nach dem Ende der Zusammenarbeit standen beide in engem Kontakt, Domratschewa wünschte ihrem größten Förderer bei jeder Gelegenheit das Beste. Doch gegen den Krebs hatte er keine Chance. Am 23. Dezember 2010 erfolgte die erste Operation am Darm, wenig später wurden drei Viertel seiner Leber entfernt. In den sechs Jahren seiner Krankheit folgten immer wieder Zwangspausen.

Doch Siebert hatte bis zuletzt Hoffnung. "Ich habe diese Krankheit nie akzeptiert. Das hat mir geholfen", sagte er der Sächsischen Zeitung in einem Interview. 2014 folgte ein weiterer schwerer Eingriff. In den Lymphknoten hatten sich Metastasen gebildet, die entfernt werden mussten.

Trotzdem blieb Siebert dem Biathlon immer verbunden, stand selbst noch lange auf Langlaufskiern und unterstützte bis zuletzt den sächsischen Skiverband als Honorartrainer. "Er war unser Supermann. Er war Trainer und Psychologe, dazu ein Lehrer und Freund", schrieb die Weißrussin Nadeschda Skardino, die ebenfalls stark von Sieberts Arbeit profitierte und in Sotschi sensationell Olympiabronze im Einzel gewann.

Auch Michael Rösch, einziger noch aktiver deutscher Biathlon-Olympiasieger, zeigte sich bestürzt. "Du warst und bleibst ein besonderer Mensch, und so werden wir dich alle in Erinnerung halten", schrieb Rösch, der mittlerweile für Belgien startet. Siebert hatte dem 32-Jährigen bis zuletzt mit Rat und Tat zur Seite gestanden.

Domratschewa pausierte in der abgelaufenen Saison wegen Pfeifferschen Drüsenfiebers und will im kommenden Winter nach der Geburt ihres ersten Kindes in den Weltcup zurückkehren. Siebert, mit seiner markanten Mütze mit dem auffälligen Flammenmotiv jahrelang hinter dem Schießstand postiert, wird sie dann besonders vermissen. "Ich bin für jede Minute mit ihm dankbar", schrieb die zweimalige Weltmeisterin.

(sid)
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