Biathletin Preuß "Hoffe, dass ich die Nerven behalte"

Düsseldorf · Am Sonntag startet die Weltcup-Saison im Biathlon. Eine deutsche Kandidatin für Podestplätze ist Franziska Preuß.

Franziska Preuß ist seit einem Jahr mit Mannschaftskollege Simon Schempp liiert.

Franziska Preuß ist seit einem Jahr mit Mannschaftskollege Simon Schempp liiert.

Foto: dpa, Kombo rpo

An Östersund hat Franziska Preuß keine schönen Erinnerungen. In der schwedischen Provinz zog sich die Biathletin im Januar dieses Jahres einen Haarriss am Steißbein zu, musste mitten in der Saison ein paar Wochen pausieren. Am Sonntag startet nun die neue Weltcup-Saison mit der Mixed-Staffel - in Östersund. "Es ist schwierig, eine Prognose zu geben. Ich freue mich einfach, dass es wieder losgeht", sagt Preuß im Gespräch mit unserer Redaktion. "Wenn ich mir Druck mache, dann läuft es sowieso nicht."

Druck, ein Wort, das im Zusammenhang mit Franziska Preuß häufig fällt. Als Beweis für ihr wackeliges Gemüt gelten immer noch die Bilder von den Olympischen Spielen in Sotschi 2014. Als Startläuferin der Staffel stürzte Preuß bereits nach 600 Metern. Sie rappelte sich auf, lief zum Schießstand. Doch dort ging das Drama weiter. Noch während des Schießens liefen der damals erst 19Jährigen Tränen über die Wangen, sie schoss dreimal daneben. Das Rennen war gelaufen, die Spiele wurden aus deutscher Sicht zum Desaster. Von "Versagerinnen" war zu lesen, die Biathlon-Damen standen scharf in der Kritik. "Es war schon hart, zu hören: Die haben nix drauf, die sind so schlecht", sagt Preuß.

Das ist vorbei. In der vergangenen Saison feierten die Biathletinnen wieder Erfolge, lagen in der Team-Gesamtweltcup-Wertung auf dem ersten Platz vor Tschechien und Frankreich. Preuß wartet zwar weiter auf einen Einzelsieg, Podestplätze sind aber regelmäßig zu bejubeln. "Das Jahr war super. Es macht einfach Spaß, wenn es läuft", sagt Preuß. "Jetzt haben wir natürlich ein bisschen Druck. Es wird erwartet, dass wir an diese Leistungen anknüpfen".

Die nun 22-Jährige weiß, wie wichtig mentale Stabilität ist, um die gesetzten Ziele zu erreichen. "Man versucht, sich vorzubereiten auf das, was von außen auf einen zukommt. Man versucht, cool zu bleiben, nicht darauf zu hören, was andere sagen. Das lernt man von Jahr zu Jahr besser", erklärt die ausgebildete Zolloberwachtmeisterin aus Wasserburg am Inn in Bayern. "Wenn ich mich nicht aufs Wesentliche konzentriere, komme ich nicht an meine 100 Prozent heran. Von daher hoffe ich, dass ich die Nerven behalten werde."

Professionelle Hilfe, um den Geist zu trainieren, nimmt Preuß nicht in Anspruch. Sie ist davon überzeugt, dass der Kontakt zur Familie ihr dabei mehr hilft. "Da kann ich genauso gut über meine Probleme reden wie mit einem Psychologen", sagt Preuß. Zum erweiterten Familienumfeld gehört auch ihr Freund: Mannschaftskollege Simon Schempp. In dieser Woche bestätigte der 28-Jährige die seit langer Zeit kursierenden Gerüchte. "Wir sind seit einem guten Jahr zusammen", verriet Schempp der "Bild". "Wir kennen uns vom Sport her ja schon lange, und dann ist halt daraus mehr geworden."

Zusammen mit Schempp, der noch angeschlagen ist, aber spätestens am 1. Dezember im Einzel in die Saison starten will, tritt Preuß auch am 28. Dezember beim Biathlon auf Schalke an. "Ich freue mich sehr auf die gute Stimmung", sagt Preuß. "Dort ist der Druck eben nur Nebensache. Da geht es neben der Leistung vor allem um Spaß."

(erer)
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