Verunglückte Freeriderin Estelle Balets Vater: "Sie war sehr vorsichtig, kein Hitzkopf"

Düsseldorf · Bei einem Lawinenunglück kommt die 21 Jahre alte Schweizer Snowboarderin Estelle Balet ums Leben. Der Unfall ereignet sich bei Dreharbeiten. Menschen, die sie kennen, versichern: Balet war immer sehr vorsichtig.

Estelle Balet tot – Fotos aus dem Leben der Freeride-Weltmeisterin
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Bilder aus dem Leben von Estelle Balet

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Foto: dpa, jcb bjh lis

Erst vor zwei Wochen hatte sich Balet beim Finale der Freeride World Tour den zweiten Titel in Folge gesichert. Nun wurde die begeisterte Wintersportlerin von einer Lawine aus dem Leben gerissen. "Ruhe in Frieden, Estelle, unser strahlender Stern" heißt es in einer Mitteilung der Freeride World Tour. Das Unglück ereignete sich bei Portalet in der Nähe von Osiéres in der Schweiz. Balet konnte aus der Lawine befreit werden, verstarb aber noch am Unfallort. Eine Untersuchung der Unfallumstände ist eingeleitet worden. Das gab die Kantonspolizei Wallis bekannt.

Ihr Vater Eric Balet ist fassungslos. "Sie war sehr vorsichtig, alles andere als ein Hitzkopf", sagte er der Nachrichtenagentur AFP über seine jüngste Tochter. "Estelle war keine Kamikazefahrerin", sagte der fühere Profi-Snowboarder Thierry Kund "20 Minuten". Auch die Verunglückte selbst hatte erst vor zwei Wochen im Interview mit "Blick" betont: "Wir sind keineswegs verrückt. Wir analysieren alles, um die Risiken zu minimieren." Es sei wichtig, "mit dem Kopf am Berg zu sein", sagte sie. "Emotionen sollten nicht die Kontrolle übernehmen."

Freerider wagen sich mit ihren Boards in raues Gelände und extrem steile Abhänge abseits der Pisten vor. Das Fahren im Tiefschnee ist ein elementarer Teil des Extremsports, der seine Anfänge in den Achtziger Jahren hat. In Wettkämpfen sind eine flüssige Fahrt, Linienwahl, Kontrolle, Sprünge, Technik und Style Kriterien, nach denen die Athleten bewertet werden.

Die zweimalige Freeride-Weltmeisterin Balet war für Filmaufnahmen mit der Produktionsfirma Timeline Missions in den Bergen unterwegs, wie Katja Cramer, Verantwortliche Kommunikation Audi von Amag, "20 Minuten" bestätigte. "Bei dem Projekt, wurde extrem auf Sicherheit geachtet, es waren Guides vor Ort und erfahrene Skifahrer", sagte Cramer. "Estelle war die zweite Person im Hang, vor ihr war eine Person abgefahren, um die Bedingungen zu testen. Es war ein tragischer Unfall."

Ähnlich äußerte sich Ueli Mosimann von der Fachgruppe Sicherheit im Bergsport beim Schweizerischen Alpenclub (SAC). Er glaube nicht, dass Balet und die Film-Crew fahrlässig gehandelt hätten: "Das sind Profis, ich glaube nicht, dass sie ein solches Risiko eingehen. Sie wissen, wie fatal das enden kann", sagte er. Vor allem im Frühjahr könne es in den Bergen lokal große Unterschiede geben, was das Lawinen-Risiko angeht. Das Wetter am Dienstagmorgen sei gut gewesen. "Aber ein Restrisiko bleibt immer."

"Für mich ist unser Sport weniger gefährlich, als wenn jemand mit den Ski Abfahrt fährt", hatte Balet noch vor zwei Wochen gesagt. Nun ist sie auf tragische Weise bei ihrem Sport ums Leben gekommen. "Sie war ein Sonnenstrahl und immer sehr aufmerksam anderen gegenüber. Sie hat ihr Leben mit Leidenschaft gelebt. Sie ist viel zu schnell von uns gegangen", sagte ihr Vater.

(areh)
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