Skispringen Freund muss vorerst kleine Brötchen backen

Kuusamo · Mit gedämpften Erwartungen ist Severin Freund am Dienstag zum Weltcup-Auftakt nach Finnland geflogen. Eine Hüftoperation im Frühjahr hat die Saisonvorbereitung des Skisprung-Weltmeisters empfindlich gestört.

Severin Freund – Skispringer, Olympiasieger, Weltmeister
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Das ist Severin Freund

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Foto: dpa/Daniel Karmann

Zwei Monate nach seiner Hochzeit schwebt Severin Freund privat immer noch auf Wolke sieben. Mit einem sportlichen Höhenflug zum Auftakt der WM-Saison rechnet Deutschlands Top-Skispringer dagegen nicht. "Ich weiß, dass es auf der Schanze noch nicht grandios ist und noch ein paar Sachen fehlen. Ich werde nicht aus allen Wolken fallen, sollte das erste Wochenende nicht grandios verlaufen", sagte der Weltmeister und Team-Olympiasieger vor dem Weltcup-Auftakt an diesem Freitag im finnischen Kuusamo in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Eine Hüftoperation hat den 28-Jährigen im Sommer ausgebremst. Erst Ende August konnte er ins Training einsteigen. Für ihn eine schwierige Situation, die er so in seiner Karriere noch nie durchleben musste. "Ich hatte zwar schon einmal eine Rückenoperation, aber da bin ich nach meiner Rückkehr sofort wieder sehr gut gesprungen. Jetzt merke ich, dass es schon eine größere Aktion war", berichtete Freund. "So etwas wie die Hüfte braucht seine Zeit. Du kannst den Heilungsverlauf nicht wahnsinnig beschleunigen."

Weil Freund nach seinem schmerzhaften Sturz bei der Vierschanzentournee Anfang Januar in Innsbruck trotz einer gesundheitlichen Einschränkung die Saison bis zum Ende durchzog, hat sich bei ihm ein technischer Fehler eingeschlichen. Diesen zu beheben, sei komplizierter als gedacht. "Der Sprung ist zu scharf. Derzeit ist es etwas schwieriger, da erfolgreich einzugreifen, weil die automatischen Abläufe nicht so vertraut sind, wie sie es einmal waren", sagte Freund.

Bundestrainer Werner Schuster setzt den deutschen Vorzeigespringer bei der erhofften Rückkehr an die Weltspitze daher nicht unter Zeitdruck. "Wie schnell es geht, kann ich nicht prognostizieren. Da sollten wir uns keine Limits setzen", sagte er. Fernziel ist die WM im Februar. Bis dahin will Freund in Topform sein.

Insgeheim hoffen Athlet und Trainer aber auf einen gelungenen Saisonstart, damit sich für Freund kein nervlicher Ballast aufbaut. "Severin mag die Schanze in Kuusamo. Wenn er sich gleich zum Anfang unter den Top 10 wiederfindet, dann wird ihm das die nötige Sicherheit geben", prophezeite Schuster. "Sollte er gleich hinterherhinken, macht es die Aufgabe allerdings nicht leichter."

Freund selbst gibt sich vor dem ersten Wettkampf des Winters zurückhaltend. "Es ist nicht so, dass ich wahnsinnig überschwänglich bin, aber das wäre auch zu viel erwartet bei dem Jahresverlauf", sagte der Schanzen-Star. Er sei daher "ganz relaxed, weil ich weiß, dass noch eine gewisse Einschränkung da ist. Damit muss ich umgehen. Ich kann auch nicht zaubern."

Ein Highlight gab es im sportlich tristen Sommer aber doch: Anfang September heiratete Freund seine langjährige Freundin Caren, der er im Vorjahr im Urlaub in Myanmar einen Antrag gemacht hatte. "Die Hochzeit war ein sehr, sehr schönes Erlebnis. Ich habe ja immer gesagt, dass das Private auch für den Sport wichtig ist", sagte Freund.

Einfluss auf seine Risikobereitschaft werde das private Glück aber nicht haben. "Dass ich jetzt auf der Schanze stehe und denke, hier springst du lieber nicht runter, das ist nicht passiert", sagte Freund. "Und das wird auch nicht passieren." Abschreiben sollte die internationale Konkurrenz um Vorjahresdominator Peter Prevc den deutschen Weitenjäger also keinesfalls.

(dpa)
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