Eiskunstlauf Es war einmal der große Glanz

Dortmund/Essen · Die guten Zeiten des deutschen Eiskunstlaufs liegen lange zurück. Der Kontrast zwischen einem Werbeauftritt von Katarina Witt in Dortmund und den Deutschen Meisterschaften in Essen macht das deutlich.

Das ist Katarina Witt
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Katarina Witt hat die gefüllte Westfalenhalle noch vor Augen. Sie erinnert sich gut daran, wie sie in den Zeitungsartikeln als "vielversprechendes Talent" gefeiert wurde. 1980 war das. Sie war 14 Jahre alt. Der zehnte Platz bei den Weltmeisterschaften in Dortmund war ein Riesenerfolg für das Mädchen aus Karl-Marx-Stadt. Drei Jahre später holte sie an gleicher Stelle ihren ersten Titel: Europameisterin. Nun ist Katarina Witt wieder in Dortmund. Die zweimalige Olympiasiegerin wirbt für "Disney On Ice" (die Show wird vom 10. bis 13. März 2016 in der Westfalenhalle gezeigt). Eine Schar Kinder tummelt sich um sie. und singt ihr nachträglich ein Ständchen zum 50. Die Eltern zücken Handys und fotografieren den Weltstar. Witt fordert den Nachwuchs auf, fleißig weiter zu trainieren. Vielleicht werde eins der Mädchen oder der einzige Junge in der Runde ja auch mal Welt- oder Europameister, gibt sie ihnen mit auf den Weg.

An Stars mit Strahlkraft, an Galionsfiguren, wie Katarina Witt sie über anderthalb Jahrzehnte war, mangelt es dem Eiskunstlauf in Deutschland. An diesem Wochenende finden in der Eissporthalle Essen-West die Deutschen Meisterschaften statt. Sie bieten die letzte Qualifikationsmöglichkeit für die Europameisterschaften Ende Januar im slowakischen Bratislava. Die Starterfelder sind - vorsichtig formuliert - sehr übersichtlich: vier Eiskunstlaufpaare, vier Paare im Eistanz, sechs Damen und acht Männer stehen auf der Meldeliste. Der Berliner Peter Liebers, einer der wenigen von internationaler Klasse, hat seine Teilnahme kurzfristig wegen einer Adduktorenverletzung abgesagt. Immerhin ist die Zahl der Mitglieder der Deutschen Eislauf-Union (DEU) nach stetigem Rückgang nunmehr konstant. Mit 18.293 liegt sie in diesem Jahr exakt beim Vorjahreswert.

1500 Zuschauer erwartet die DEU an den beiden Wettkampftagen in Essen. Immerhin. "Die Menschen in der Region haben den Eislauf schon immer geliebt", sagt Witt, die vor zehn Jahren mit ihrer Abschiedsshow in Oberhausen gastierte. Die Dortmunderin Dagmar Lurz, Bronzemedaillengewinnerin bei den Spielen 1980 in Lake Placid, Vize-Europameister Rudi Cerne aus Wanne-Eickel, die WM-Dritte Tanja Szewczenko aus Düsseldorf - sie waren in den 80er und 90er Jahren die Aushängeschilder des Westens. Sie waren Stars über die Szene des Eiskunstlaufs hinaus.

Aufmerksamkeit bei Olympischen Spielen

Hin und wieder erregt die Sportart auch heute noch Aufmerksamkeit. Während der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi sahen sich knapp acht Millionen deutsche Fernsehzuschauer das Kurzprogramm der Paare an. Der Eiskunstlauf war Quotensieger im Vergleich zum Fußball, der an diesem Abend mit dem DFB-Pokalspiel zwischen Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund nur auf Rang zwei lag. Aljona Savchenko und Robin Szolkowy zogen das Interesse auf sich. Doch auf Dauer haben die beiden das breiten Publikum nicht für sich gewinnen können. Trotz der vier Europameistertitel, der fünf Weltmeistertitel und trotz olympischer Medaillen in Vancouver und Sotschi. Nicht zuletzt die Stasi-Vergangenheit ihres Trainers Ingo Steuer belastete ihr Image.

In Essen gibt die gebürtige Ukrainerin Savchenko nach vielversprechenden Starts in Estland und Polen nun ihre Deutschland-Premiere mit neuem Partner. Der Franzose Bruno Massot ersetzt Robin Szolkowy, der seine Karriere beendet hat. 18 Monate hatten die beiden auf eine Wettkampferlaubnis warten müssen. Erst gegen eine Zahlung von 30.000 Euro gab der französische Verband Massot im November für die Deutsche Eislauf-Union frei. Es war ein Kraftakt für den finanziell eher schwachen Verband. Die Summe soll durch Spenden hereinkommen. Doch bis gestern waren erst 2029 Euro hereingekommen.

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