Eiskunstlauf-EM in Bratislava Schauspieler auf dem Eis

Düsseldorf · Bei der Europameisterschaft am Monatsende in Bratislava möchte Mari Vartmann glänzen. Die Neusserin startet für die Düsseldorfer EG und bildet seit dieser Saison mit dem Belgier Ruben Blommaert ein Eiskunstlaufpaar.

 Mari Vartmann und Ruben Blommaert gehen bei der EM in Bratislava zusammen an den Start.

Mari Vartmann und Ruben Blommaert gehen bei der EM in Bratislava zusammen an den Start.

Foto: Imago

Allzu lange scheint sie es nicht an der Seite eines Mannes aushalten zu können. Drei Partner innerhalb von neun Jahren: erst ein Süddeutscher, dann ein Kanadier und jetzt ein Belgier. Ist er nun der Richtige? Für Mari Vartmann stimmt das Gefühl. "Er ist wie ein kleiner Bruder für mich", sagt die 27-Jährige über ihren vier Jahre jüngeren Eiskunstlaufpartner Ruben Blommaert. Das neue Eiskunstlaufpaar ist kürzlich in Essen deutscher Vizemeister geworden. Nur die deutsche Eislaufkönigin Aljona Savchenko (31) und deren neuer Partner Bruno Massot (Frankreich) waren noch besser.

Vartmann endlich angekommen

Doch nach vielen Umwegen in Vartmanns Karriere scheint sie nun rechtzeitig angekommen zu sein, um für Deutschland bei der EM in Bratislava (25. bis 31. Januar) zu glänzen. Im Alter von fünf Jahren stand Vartmann in der Halle des Ski-Klubs im Neusser Stadtteil Reuschenbrg erstmals auf Kufen. Nach vier Jahren wechselte sie zur Düsseldorfer EG. 2002 holt sich die 14-Jährige den Titel bei den deutschen Junioren-Meisterschaften.

Zum Jahresbeginn 2004 fällt die erste wegweisende Entscheidung: Vartmann wird Paarläuferin. Zunächst läuft sie an der Seite von Florian Just. Das Training wird professioneller. Unter Trainer Knut Schubert arbeiten die beiden in Dortmund und Berlin. Nach fünf sportlich guten Jahren trennen sich die Wege. Der Kanadier Aaron van Cleave wird der Mann an ihrer Seite.

Dreimal deutscher Vizemeister, Fünfter bei der EM 2012 - und doch, etwas stimmte nicht. "Ich habe mich in Berlin nicht mehr wohlgefühlt", sagt die 27-Jährige. Irgendetwas war da, das die Eiskunstläuferin aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Als Deutsche Meister haben sie ihren letzten gemeinsame Auftritt bei der WM 2015. Der Reißverschluss ihres weinroten Kostüms reißt, van Cleave patzt bei den Einzelsprüngen. Ein holpriger Abgang, der die Wochen zuvor widerspiegelt.

"Im Eiskunstlauf merkt man nach einer gewissen Zeit, ob es passt oder nicht." Sportlich und menschlich - beides passte nicht mehr. Sie habe ihre Zeit "nicht weiter verschwenden" wollen und musste dafür das größte Risiko eingehen: Sie trennte sich von van Cleave und verlor damit auch all ihre Weltranglistenpunkte. Der Entschluss, neue Weg zu gehen, führte sie von Berlin nach Oberstdorf und damit an die Seite des Nachwuchstalentes Ruben Blommaert. "Wir haben gemerkt, dass wir gut ankommen", sagte Vartmann im Blick zurück auf ihr Debüt vor drei Monaten.

Sechsmal die Woche Training

Sechs Mal die Woche trainieren die beiden. Sie arbeiten in drei Einheiten a 50 Minuten. Das kostet Kraft und Zeit. Vor allem aber Geld, denn für ein Kurzprogramm und eine choreographierte Kür zahlt man etwa 6000 Euro. Hinzu kommen gut 1000 Euro für Kostüme. "Ohne die Bundeswehr könnte ich den Sport nicht ausüben", sagt Feldwebel Vartmann. Die 27-Jährige ist in Sonthofen stationiert. Im englischen Sheffield werden die Kufen der Weltelite präpariert. Denn die gleiten am besten.

Vor der EM 2016 im Januar, bei der das Paar neben Aljona Savchenko und Bruno Massot für Deutschland starten darf, wollen die beiden noch an ihren Würfen arbeiten. Das Timing stimmt noch nicht. Die persönliche Bestleistung (179 Punkte) könnte für einen EM-Platz unter den Top 6 reichen. Die Choreographie ist für die Realisierung dieses Ziels elementar. Auch diesmal hat sie Mark Pillay konzipiert. "Ich vertraue ihm und seinen Ideen", sagt die 27-Jährige. Pillay weiß, dass ihr Stil dem einer Schauspielerin auf der Musicalbühne gleicht. Und Vartmann gleitet am liebsten zu ausdrucksstarker, pompöser Musik übers Eis. Es passt, dass derzeit "Somewhere, there is a place for us" von Leonard Bernstein zu hören ist, wenn Vartmann/Blommaert laufen.

(ball)
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