Tennis in Wimbledon Zverev geht an seine Grenzen

London · Der 18-jährige Hamburger steht zum ersten Mal im Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers. In Wimbledon kämpft er fünf Sätze lang.

Alexander Zverev: Deutschlands Nummer eins im Tennis
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Das ist Alexander Zverev

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Foto: dpa/Michel Euler

Den größten Gefallen dürfte man Alexander Zverev vermutlich damit tun, ihn nicht zum Hoffnungsträger des deutschen Tennis auszurufen. In Ermangelung von Alternativen muss man allerdings nicht besonders viel Fantasie mitbringen, um zu erahnen, was diesem jungen Burschen widerfahren wird, sollte er im "All England Lawn Tennis and Croquet Club" im Londoner Stadtteil Wimbledon weiter erfolgreich spielen. Zverev ist 18 Jahre alt, er ist bereits die Nummer 74 in der Weltrangliste. Beim dritten Grand-Slam-Turnier des Jahres steht der gebürtige Hamburger zum ersten Mal im Hauptfeld eines Wettkampfs dieser Kategorie. In der ersten Runde besiegte er seinen russischen Kontrahenten Teimuras Gabaschwili mit 6:3, 1:6, 6:3, 3:6 und 9:7.

Zverev, Sohn russischer Eltern, braucht etwas, bis er das Erlebte in Worte fassen kann. Er hat sich zum Sieg gequält. Während seines vierstündigen Arbeitseinsatzes muss er sich übergeben und wird von Krämpfen geplagt. "Die Tennisgötter wollten mir direkt eine Aufgabe stellen", sagt Zverev. "Die habe ich doch ganz gut erfüllt. Mental war es noch schwieriger als physisch, mal sehen, wie ich das verkrafte." Er hat noch keine Erfahrungswerte in dieser Klasse - noch nie zuvor hat er ein Fünf-Satz-Match absolviert.

Alexander Zverev hat schon Anfang des vergangenen Jahres in Melbourne nachhaltig Werbung in eigener Sache betrieben. Bei den Australian Open gewann der damals 16-Jährige die U18-Konkurrenz. Vor Zverev gewannen den Wettbewerb der Junioren in Australien erst drei Deutsche: Dirk Dier (1990), Nicolas Kiefer (1995) und Daniel Elsner (1997). Dirk, wer? Daniel, wer? Immerhin mit dem Namen des Hannoveraners Kiefer werden einige noch etwas anfangen können. Er ist mittlerweile als Co-Kommentator für den TV-Sender "Sat.1" am Mikrofon im Einsatz.

Der frühere Wimbledon-Sieger Michael Stich, der Zverev schon seit Jahren mit Rat zur Seite steht, warnt vor überzogenen Ansprüchen. "Er ist jung, er muss noch wahnsinnig viel lernen", sagt der Wimbledonsieger von 1991 im Gespräch mit dem Sportinformationsdienst. "Er hat in den ersten Monaten auf der Tour nicht immer die richtigen Entscheidungen getroffen, hat sich aber gefangen und ist konstanter geworden."

Zverev, Spitzname Sascha, geht unbekümmert an sein Tagwerk. In der zweiten Runde trifft er auf dem "heiligen Rasen" auf den US-Amerikaner Denis Kudla - ein durchaus machbares Duell für den 1,95-Meter großen Schlaks, dessen älterer Bruder Mischa ebenfalls Profispieler ist. "Mir gefällt es zu kämpfen", sagt Alexander Zverev. Der Anfang war zumindest vielversprechend.

(RP)
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