Kolumne Gegenpressing Von Peppen bis Tucheln - das Sportwort des Jahres

Düsseldorf · Die Größen des Fußballs sind unverwechselbar. Ihr Name steht für ihre wichtigsten Fähigkeiten. Deswegen müssen sie es auf jeden Fall in die Wörterbücher schaffen. Vielleicht erbarmt sich bald der Langenscheidt-Verlag.

Kolumne Gegenpressing: Von Peppen bis Tucheln - das Sportwort des Jahres
Foto: Phil Ninh

Der Langenscheidt-Verlag ergründet in diesen Tagen mal wieder die Geheimnisse der Jugendsprache. Ganz vorn in der Gunst soll das Wort "merkeln" liegen. Es bezeichnet das ganz entspannte Nichtstun, die Kunst des politischen Aussitzens, die die Kanzlerin dem Altkanzler Kohl abgeguckt hat.

Das ist schon ausreichend gewürdigt worden. An dieser Stelle wollen wir nun gemeinsam zum Bundesliga-Auftakt die Großen des Fußballs in ihrer ganzen Pracht preisen. Denn auch sie müssen unbedingt ins Wörterbuch.

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Alles beginnt natürlich mit dem Meister. In München erfreut der Trainer Guardiola mit täglichen Kostproben des "Peppens". Es besteht aus vielsprachigen Lobeshymnen und dem katalonischen Superlativ "supersupersuper" (wahlweise: "toptoptop"). Wer derart geadelt wird, der sollte sich schon mal nach einem neuen Arbeitgeber umsehen. Den Stellenwechsel moderiert bei Bayern München der Vorstandschef. Er hat dazu das "Rummeniggen" erfunden. Es erweitert jeden Wortbeitrag um den Zusatz "am Ende des Tages". Am Ende des Tages muss bei den Bayern viel los sein.

Beim Konkurrenten Borussia Dortmund ist nach dem hochemotionalen "Kloppen" nun das "Tucheln" angesagt. Getuchelt wird mit Fremdwörtern und fußballerischer Gelehrsamkeit. Es bringt den Hörsaal auf den Sportplatz.

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Davon halten Schwaben und Badener gar nichts. Sie finden es am allerbesten, wenn niemand sie versteht. Dafür gibt es nun zwei Ausdrücke. Das "Streichen" hat der Freiburger Fußballlehrer mit dem Vornamen Christian populär gemacht, in Stuttgart lernen Spieler und Publikum gerade das "Zornigern".

In Mönchengladbach hat ein freundlicher Schweizer seit viereinhalb Jahren das "Favrisieren" zur Blüte geführt. Wer richtig favrisieren will, der muss auch den bescheidensten Gegner "sehr schwer" nennen und auf dem Trainingsplatz die Abstände zwischen den sogenannten Mannschaftsteilen auf Millimeterpapier vermessen.

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So eng nimmt es der Bundestrainer nicht. Das "Löwen" erinnert eher ans "Merkeln", und es vertraut dem freien Spiel der Kräfte. Getragen wird es in der öffentlichen Darstellung durch den badischen Superlativ ("högschd") und die feine Satzgarnitur "scho au". Das ist eine späte Verbeugung vor dem Mannschaftsquartier während der WM 2014, als das Team beinahe täglich den "Rio scho au de Jogi" überquerten, den die Brasilianer "Rio Joao de Tiba" nennen.

Von brasilianischer Ausgelassenheit ist in Köln keine Rede mehr, allenfalls noch im Karneval. Den wichtigsten Karnevalsklub hat der Düsseldorfer Manager Jörg Schmadtke abschließend befrieden können. "Schmadtkeln" ist seither die Kölner Antwort auf Zen-Buddhismus und die Fähigkeit, sich bis zur Selbstverleugnung zu entspannen.

Nach noch nicht bestätigten Meldungen soll sich der Frankfurter Trainer Armin Veh in dieser Technik ebenfalls gut auskennen. In einer anderen Disziplin ist er allerdings so überragend, dass ihm dringend das Wörtchen "vehen" gewidmet werden muss. Es umschreibt das Talent, in tiefer Verzweiflung den Job hinzuwerfen und bald darauf zu einem Klub zurückzukehren, der ebenfalls mal nicht gut genug schien. Dazu muss ausgiebig gelächelt werden.

In Bremen wird öffentlich nicht gelächelt. Das "Skripniken" ist das große Talent, ohne zu sprechen Botschaften zu senden. Bekannt wurde diese Kunst unter der Bezeichnung "Schaafen". Dazu wurde und wird ein brummiges Gesicht gemacht.

Mein Favorit ist das Peppen - weil wir es nur noch ein Jahr ertragen müssen.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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