Eishockey in der NHL Las Vegas feiert Premiere in Trauer

Las Vegas · Las Vegas steht unter dem Eindruck des Anschlags bei einem Country-Music-Festival. Die Ereignisse rücken auch die NHL-Premiere der Vegas Golden Knights in den Hintergrund.

Präsentation der Vegas Golden Knights
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Foto: afp, em

Die ganze Vorfreude im Spielerparadies — auch sie wurde von einem Schießwütigen grausam zerstört. Las Vegas hat seit Wochenbeginn ganz andere Sorgen, als sich auf eine Eishockey-Premiere einzustimmen. Und auch die Vegas Golden Knights, das nun 31. Team der nordamerikanischen Profiliga NHL, sind in Gedanken vor allem bei den Opfern der Tragödie auf dem berühmten Strip.

Ein geplantes Fanfest vor der Debütsaison wurde abgesagt. Stattdessen beteiligten sich Spieler und Verantwortliche an Hilfsaktionen. Umfangreiche Spenden an Bedürftige wurden angekündigt. "Wir drücken aus tiefstem Herzen den Opfern unser Beileid aus", ließ die Franchise wissen. "Das ist eine schreckliche Tragödie, wir werden den Menschen zur Seite stehen", sagte Mehrheitseigner Bill Foley.

Die Tage vor ihrer Premiere in der besten Eishockey-Liga der Welt haben sich die Golden Knights selbstredend anders vorgestellt. Wenn die Mannschaft von Headcoach Gerard Gallant am Freitag bei den Dallas Stars antritt, sollte eigentlich darüber gesprochen werden, ob dieses Team konkurrenzfähig ist, wie es in der Glücksspiel-Metropole angenommen wurde und so weiter. Nun sind erst einmal alle in Trauer vereint.

Las Vegas und Spitzensport, dabei denkt man nicht an Eishockey, sondern eher an große Boxkämpfe der Vergangenheit. Von Muhammad Ali über George Foreman bis zu Evander Holyfield, Mike Tyson, Floyd Mayweather oder auch die Klitschko-Brüder. Die "City of Entertainment" warf auf viele große Stars einer Szene ihr Scheinwerferlicht, die ein gewisses Rotlicht-Image ebenso stets mit sich trug wie Vegas selbst.

Ab sofort will sich inmitten von Glamour, Casinos, Showbusiness ein Eishockey-Team einen Namen machen. Das funktioniert in einem solchen Umfeld freilich nicht mit einer Ansammlung von chancenlosen Nobodys. Foley, der 500 Millionen Dollar Lizenzgebühr an die Liga zahlte, ist das bewusst. Und auch General Manager George McPhee, der einen durchaus ansprechenden Kader zusammenstellte, weiß das.

Der in Europa wohl bekannteste Spieler ist der russische Top-Star Wadim Schipatschjow (30), zum ersten Gesicht der Franchise soll Goalie Marc-Andre Fleury (32) werden, der mit den Pittsburgh Penguins dreimal den Stanley Cup gewann. Der Franko-Kanadier ist als Typ allerdings der exakte Gegenentwurf zum lauten, schrillen, bunten Vegas-Charakter. "Es geht mir nicht darum, dauernd in den Schlagzeilen zu stehen", sagt Fleury.

Dennoch besuchte Fleury bereitwillig als Knights-Botschafter Schulen, steht mit Kindern auf dem Eis, um Begeisterung für die Goldenen Ritter zu wecken. Zumindest die Neugier scheint groß auf das erste Team aus einer der großen nordamerikanischen Ligen in der "Sin City". Und es ist nur der Anfang: Die Football-League NFL schickt die Oakland Raiders ab 2020 nach Las Vegas.

Die Spielstätte der Knights mit 17.500 Zuschauern liegt günstig in unmittelbarer Nähe zu all den berühmten Hotels oder Nachtklubs, der Dauerkartenverkauf lief blendend. Am 10. Oktober öffnet die Arena erstmals ihre Tore für ein NHL-Punktspiel gegen die Arizona Coyotes mit dem deutschen Nationalspieler Tobias Rieder. Das Gedenken an die Opfer des fürchterlichen Massakers mit mindestens 59 Toten wird dann gewiss noch immer einen breiten Raum einnehmen.

(sid)
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