"Jedes Jahr eine Storyline" NFL-Skandal lässt Werner kalt

Indianapolis · Footballer Björn Werner startet am Sonntag in seine dritte NFL-Saison. "Deflategate" interessiert den Berliner nicht, dass Spiele der US-Profiliga nun regelmäßig im deutschen Free-TV laufen, aber sehr wohl.

 Um platte Bälle kümmert sich Björn Werner nicht.

Um platte Bälle kümmert sich Björn Werner nicht.

Foto: dpa, msc ms

Schon nach wenigen Tagen hatte sich die Enttäuschung bei Björn Werner gelegt. "Man hat Ups und Downs, so ist das manchmal", sagt der Footballprofi von den Indianapolis Colts - zurückblicken ist nicht seine Sache. Dass der Berliner im Januar kurz vor dem Play-off-Halbfinale der NFL aus dem Kader gestrichen wurde, ist kein Thema mehr: "Es ist ein neues Jahr, ich will gar nicht darüber nachdenken."

Als Zuschauer hatte der Linebacker miterleben müssen, wie sein Team gegen den späteren Champion New England Patriots unterging (7:45). Werner verpasste nicht nur das deutsche Duell mit Sebastian Vollmer, sondern auch das Spiel, über das in den USA den ganzen Sommer gesprochen wurde. Es war der Auslöser der "Deflategate"-Affäre um zu schlappe Bälle.

"Das ist gar nicht mein Thema. Mir war das ehrlich gesagt egal", sagt Werner im SID-Gespräch. Der 25-Jährige kann die ganze Aufregung nicht verstehen: "Es hatte nichts damit zu tun, dass wir das Spiel verloren haben. Es war mehr ein Thema für die Medien und die Football-Welt da draußen und nicht für die Spieler."

Typisch amerikanisch war der Umgang mit der Frage, ob die Patriots manipuliert haben oder nicht. Auch Kleinigkeiten wurden buchstäblich groß aufgeblasen. Werner, seit vielen Jahren in den USA zu Hause, überraschte der Umgang mit dem Skandal nicht: "Jedes Jahr gibt es eine Storyline. Es ging halt länger als sonst."

Nun gilt es, nach vorn zu schauen. Werner steht vor seiner dritten NFL-Saison, die Vorbereitungsspiele sind vorbei, am Sonntag geht es bei den Buffalo Bills los. Die Bilanz von drei Niederlagen aus vier Tests beunruhigt ihn nicht. "Preseason ist Preseason. Da wird viel herumexperimentiert", sagt das Kraftpaket. Überhaupt hätten die Spiele jetzt "sowieso wieder alle vergessen".

Der frühere College-Spieler glaubt an seine Colts. "Wir haben ein sehr starkes Team", meint der Erstrunden-Draftpick von 2013. Es soll noch weiter gehen als in der abgelaufenen Spielzeit: "Das Ziel ist immer, den Super Bowl zu gewinnen."

Erfolgreich sein will Werner, und er wünscht sich mehr Aufmerksamkeit für seinen Sport in der Heimat. Dass auf dem Free-TV-Sender ProSieben MAXX ab sofort zwei Spiele pro Woche live gezeigt werden, sei "ein großer Step. Ich wünschte, das hätte es gegeben, als ich mit dem Football angefangen habe", sagt Werner: "Für die Leute, die sich den Gamepass nicht leisten können, wird das eine super Erfahrung. Ein NFL-Spiel live im Fernsehen, das ist total klasse."

Zu Hause war er zuletzt im März. Werner hat dabei gemerkt, dass sich etwas tut. Wohl auch, weil Vollmer als erster Deutscher NFL-Champion wurde. "Wenn man in Berlin rumläuft, sieht man echt viele Leute mit einer NFL-Kappe, einem T-Shirt oder einem Jersey", so Werner: "Es wird immer mehr."

Entscheidend für die Entwicklung seien die Profis. "Je mehr Deutsche in die NFL kommen, umso größer wird es auch in Deutschland. Jetzt sind wir schon fünf", sagt Werner. Dafür muss es Mark Nzeocha nach überstandener Knieverletzung aber noch in den Kader der Dallas Cowboys schaffen. "Er ist ein super Typ. Er wird seine Chance kriegen", sagt Werner.

(sid)
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