Grund für Kopfverletzungen Neue Studie schockt den Football

Düsseldorf · American Football ist ein harter, teils rücksichtsloser Sport. Und er scheint auch für die schwere Gehirnerkrankung CTE verantwortlich zu sein. Indizien für einen Zusammenhang liefert eine neue Studie von US-Wissenschaftlern.

 Die Boston University veröffentlichte diese Aufnahmen. Oben ist ein gesundes Gehirn zu sehen, unten das Hirn des ehemaligen Footballspieler Greg Ploetz, der an CTE erkrankte.

Die Boston University veröffentlichte diese Aufnahmen. Oben ist ein gesundes Gehirn zu sehen, unten das Hirn des ehemaligen Footballspieler Greg Ploetz, der an CTE erkrankte.

Foto: ap

"Play Smart. Play Safe" heißt die Gesundheitsoffensive der US-amerikanischen Profiliga NFL, die im September 2016 gestartet wurde. 100 Millionen US-Dollar nahm die Liga in die Hand, um die Gefahr von Kopfverletzungen zu reduzieren.

Seit 2002 hat die NFL 42 Regeländerungen vorgenommen, um die Spieler besser zu schützen. In verschiedenen wissenschaftlichen Untersuchungen wurde bereits ein Zusammenhang zwischen den zahlreichen Kopfstößen und Krankheiten wie Alzheimer, Depressionen und Demenz gefunden.

Nun haben US-Wissenschaftler neue Hinweise für den Zusammenhang zwischen Football und schweren Kopfverletzungen entdeckt — bei einer gemeinsamen Studie der Boston University und VA Boston Healthcare System, einer Vereinigung von Krankenhäusern rund um die Hauptstadt von Massachusetts.

110 von 111 Gehirnen betroffen

Untersucht wurden 111 Gehirne von ehemaligen und mittlerweile verstorbenen NFL-Spielern. Das schockierende Ergebnis: Bei 110 Footballern wurde die Gehirnerkrankung CTE festgestellt.

CTE ist die Abkürzung für Chronische Traumatische Enzephalopathie, einer degenerativen Erkrankung des Gehirns, die bei Menschen auftreten kann, die mehrere Schädel-Hirn-Traumata erlitten haben. Beim Football sind Zusammenstöße mit den Köpfen an der Tagesordnung, Schädel-Hirn-Traumata kommen regelmäßig vor.

Bei der neuen Studie wurden insgesamt 202 Gehirne verstorbener Footballer untersucht — auch von Sportlern, die kaum oder gar nicht bei den Profis gespielt haben. In 87 Prozent der Fälle konnte CTE nachgewiesen werden. Der Nachweis der Gehirnerkrankung ist derzeit nur nach dem Tod möglich.

Die Studie aus Boston ist allerdings nicht repräsentativ. Denn: Es konnten nur Gehirne von ehemaligen Footballern analysiert werden, die Angehörige zur Verfügung stellten. Und die Angehörigen hatten natürlich eher den Drang, eine Untersuchung anzuregen, wenn es schon zu Lebzeiten CTE-Symptome gab, oder wenn sich der Spieler das Leben nahm. Außerdem hat sich die Sportart weiterentwickelt. Die Gehirne aber stammen teilweise von Footballern, die vor längerer Zeit auf dem Platz standen.

Der Zusammenhang zwischen Football und CTE wird nicht zum ersten Mal gezogen. Das Thema ist seit Jahren omnipräsent. Das Hollywood-Drama "Erschütternde Wahrheit" mit Will Smith in der Hauptrolle beschäftigte sich schon im Jahr 2015 mit den Gesundheitsrisiken im American Football.

(jado)
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