Erste Vollzeit-Trainerin Kathryn Smith wirbelt die Männerdomäne NFL durcheinander

Buffalo/Köln · Kathryn Smith schreibt Geschichte. Die Assistenztrainerin hat in der Football-Profiliga NFL als erste Frau einen Vollzeit-Vertrag erhalten, im US-Sport zeichnet sich ein Trend ab.

 Kathryn Smith ist die erste Vollzeit-Trainerin in der NFL.

Kathryn Smith ist die erste Vollzeit-Trainerin in der NFL.

Foto: ap

Selbst Barbie wollte ihre Freude über den Aufstieg von Kathryn Smith nicht für sich behalten. "Gratulation an die erste Vollzeit-Trainerin in der NFL. Du bist eine Inspiration", hieß es im offiziellen Twitter-Account der weltberühmten Spielzeug-Puppe. Es gab viele ähnliche Reaktionen, dabei ist der Einbruch einer Frau in die Männerdomäne nur eine Frage der Zeit gewesen.

Smith, 30, arbeitet seit sieben Jahren im US-Football für die Buffalo Bills. Die Beförderung ist im Klub überhaupt keine Überraschung. "Sie hat den Job einfach verdient. Das war ein normaler Prozess", sagt Kim Pegula, Mitbesitzerin der Franchise:
"Den Hype habe ich nicht kommen sehen."

Die Aufregung um die Personalie ist schon verständlich, im Milliardengeschäft NFL dominieren seit jeher nicht nur auf dem Feld die Männer. Die Bills haben insgesamt 25 Trainer, auch die anderen Teams sind im Stab personell breit aufgestellt, für Frauen war bislang kein Platz.

Den Weg für Pionierin Smith haben andere bereitet. Jen Welter, 38, ehemalige Profi-Spielerin und Weltmeisterin, war im Vorjahr beim Traininscamp der Arizona Cardinals dabei, als erste Trainerin überhaupt. Ein Vorbild für Smith - und für den Headcoach der Bills.

"Einige dieser jungen Frauen haben Erfolg im Trainerbereich", sagte Rex Ryan. Natürlich hatte er vor seiner Entscheidung Kontakt zu seinem Amtskollegen Bruce Arians von den Cardinals aufgenommen. Und natürlich hat sich Ryan angeschaut, was im Basketball und anderen Sportarten passiert.

Becky Hammon wurde 2014 als erste Assistenztrainerin in der Profiliga NBA engagiert. Sie arbeitet für die San Antonio Spurs, Nancy Lieberman hat den gleichen Job bei den Sacramento Kings, Justine Siegal coachte im vergangenen Sommer im "Instructional League Camp" für die Oakland Athletics aus der Baseball-Liga MLB. Lange hat es keine Frauen unter den Trainern gegeben, inzwischen werden es immer mehr.

Smith hat eine schwierige Aufgabe vor sich, in einer Liga mit Profis, die in viel zu großer Zahl nicht für ihren respektvollen Umgang mit Frauen bekannt sind. Die NFL hat ein veritables Problem mit häuslicher Gewalt. Das Umdenken der Vereine bei der Trainersuche ist zumindest ein Signal.

Welter hat wertvolle Tipps für Smith. "Sei offen, helfe wo du kannst, lerne. Und lass dir etwas sagen", empfahl die Sportpsychologin: "Es wird jetzt etwas härter für sie, was den Football angeht. Aber sie hat das Vertrauen der Coaches."

Smith atmet Football. An der Highschool hat sie das Team mit Statistiken versorgt statt auf der Tribüne zu sitzen. Selbst gespielt hat sie nicht, auch an der Christian Brothers Universität in Memphis war sie nur im Lacrosse, Schwimmen und Bowling aktiv. "Sie war in den Teams nicht die Beste, aber engagiert und respektiert", sagte CBU-Trainer Buddy Wleklinski.

Auf die Beförderung hat Smith hingearbeitet. Die gute Nachricht sah sie nicht wirklich kommen, irgendwie aber doch. "Ich war zuerst überrascht, aber auch nicht, weil ich weiß, wie offen Rex ist", sagte Smith: "Ich kenne ihn, wir haben ein wirklich gutes Verhältnis."

(ems/sid)
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