Gehälter der Sportfunktionäre NFL-Boss kassiert 44 Millionen Dollar pro Jahr

Anti-Korruptionskämpfer fordern von Sportfunktionären die Offenlegung ihrer Vergütungen. IOC-Präsident Thomas Bach ging mit gutem Beispiel voran, viele andere wollen nicht folgen.

 NFL-Boss Roger Goodell verdient an zwei Tagen so viel wie IOC-Präsident Thomas Bach im Jahr.

NFL-Boss Roger Goodell verdient an zwei Tagen so viel wie IOC-Präsident Thomas Bach im Jahr.

Foto: ap

An Roger Goodell werden sie wohl alle nicht herankommen. Roger Goodell ist der Commissioner der National Football League (NFL) in den USA, er leitet die Geschäfte im Auftrag der Eigentümer der 32 "franchises" — sein Gegenstück in Deutschland wäre wohl Christian Seifert von der Deutschen Fußball Liga (DFL). Und die Bosse von Roger Goodell sind ganz offensichtlich der Ansicht, dass der einen prima Job macht: Bis 2019 zahlen sie ihm 44 Millionen Dollar — jährlich!

Was andere wichtige Sportfunktionäre für ihre zumeist noch als ehrenamtlich deklarierte Arbeit erhalten, ist wenig bis gar nicht bekannt. Eine rühmliche Ausnahme ist Thomas Bach: Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees ließ vor gut zwei Wochen seine jährliche Aufwandsentschädigung in Höhe von 225.000 Euro bekanntgeben. Anti-Korruptionskämpfer wie Sylvia Schenk von Transparency International begrüßten dies als "wichtigen ersten Schritt" hin zu mehr Transparenz.

Ein Schritt, den andere nicht gehen wollen, allen voran der Präsident des Fußball-Weltverbandes Fifa. Sepp Blatter hat im Jahr 2011 eine jährliche Vergütung von einer Million Dollar eingestanden. Mehr nicht. Die Hochrechnungen stützen sich seitdem auf einen Fifa-Finanzreport aus dem Jahre 2012: Darin ist eine Gesamtentschädigung für 35 Top-Mitarbeiter in Höhe von 33,5 Millionen Dollar angegeben. Wie viel Blatter aus diesem Topf erhält, ist unklar.

Das Schweizer Wirtschaftsmagazin Bilanz hat Blatter im Jahr 2012 auf ein Grundgehalt von 1,2 Millionen Franken taxiert — plus etwa 800.000 Schweizer Franken Bonuszahlungen (damals zusammen etwa 1,6 Millionen Euro). Andere Schätzungen gehen aufgrund der Zahlen davon aus, dass Blatter tatsächlich auf fünf bis sieben Millionen Euro pro Jahr kommt. Ebenso unklar ist, wie hoch der Anteil von Präsident Michael Platini an den 39,3 Millionen "Administrationskosten" der Europäischen Fußball-Union (Uefa) ist.

Wenig zur von Schenk geforderten Transparenz trägt auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) bei. Präsident Wolfgang Niersbach arbeitet ehrenamtlich, er erhält eine Aufwandsentschädigung von angeblich 75.000 Euro im Jahr. Dazu kommt später mal die Betriebsrente im vermutlich niedrigen sechsstelligen Bereich — Niersbach war früher jahrelang als Mediendirekor und danach als Generelsekretär Angestellter des DFB. Aber Transparenz sieht auch in diesem Fall anders aus.

Fußball-Prominenz wie Franz Beckenbauer oder Günter Netzer fordert nicht erst seit gestern, dass der Präsident des DFB angesichts der Fülle seiner Aufgaben hauptamtlich werden und dann auch entsprechend bezahlt werden muss. So sei es ja auch bei Fifa und Uefa, sagt etwa Netzer. Kritikern einer solchen Regelung entgegnet DFL-Chef Christian Seifert: "Ein hauptamtlicher DFB-Präsident versteht doch nicht deshalb die Basis weniger gut, nur weil er hauptamtlich ist."

Wie viel Seifert kassiert, ist nicht bekannt — anzunehmen ist, dass er für die angeblich 75.000 Euro von Niersbach nicht mal aufstehen würde. Von seinen Kollegen in den USA ist mehr bekannt: Bud Selig, bis Ende 2014 Commissioner der Major League Baseball (MLB), kassierte rund 22 Millionen Dollar von den Klub-Eigentümern. Günstiger machen es Adam Silver von der NBA (Basketball/zehn Millionen) und Gary Bettman von der NHL (Eishockey/acht Millionen).

Die NFL-Eigentümer halten Goodells Einkommen offensichtlich für gerechtfertigt angesichts der 9,5 Milliarden Dollar, die die Liga jährlich nur mit ihren großen, landesweiten TV- und Werbeverträgen umsetzt. Jeder Klub erhält etwa 230 Millionen Dollar pro Jahr — für 16 reguläre Saisonspiele. Jeder der 30 Baseball-Klubs bringt es sogar auf 244 Millionen Dollar pro Jahr — allerdings für 162 reguläre Saisonspiele. Einnahmen aus der lokalen Vermarktung sind da nicht eingerechnet.

(sid)
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