Deutscher NBA-Superstar Die Leiden des alten Nowitzki

Düsseldorf/Dallas · In der laufenden Saison der NBA fällt Dirk Nowitzki immer wieder verletzt aus. Und Dallas ist aktuell das schlechteste Team der Liga.

Dirk Nowitzki sieht Mavericks-Sieg von der Tribüne
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Nowitzki sieht Mavericks-Sieg von der Tribüne

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Foto: ap, BL

Wie in dem Filmklassiker "Und täglich grüßt das Murmeltier", in dem Bill Murray immer wieder denselben Tag erlebt, musste sich im Juni Dirk Nowitzki vorgekommen sein. Wie in den vergangen Jahren hatte der deutsche Basketballstar auf einen namhaften Zugang gehofft, der ihn entlastet - denn auch noch mit 38 Jahren ist er der wichtigste Akteur im Spiel der Dallas Mavericks. Doch mal wieder gelang es Klubeigentümer Mark Cuban in der Transferperiode nicht, einen zweiten Star nach Texas zu holen. Anstatt eines Weltklassespielers wie dem zweimaligen Olympiasieger Kevin Durant kamen im Sommer zwei Ergänzungsspieler von den Golden State Warriors.

Wie fatal das Versagen auf dem Transfermarkt ist, zeigt sich in dieser noch jungen Saison. Weil Nowitzki und auch andere Leistungsträger verletzt ausfallen, sind die Mavericks zurzeit nicht konkurrenzfähig. Die Mannschaft hat 13 von 16 Spielen verloren und ist damit derzeit das schlechteste Team der NBA. Dabei setzte es zum Teil heftige Niederlagen: Gegen Meister Cleveland gingen die Mavericks mit 38 Punkten Rückstand unter, im Heimspiel gegen die Memphis Grizzlies erzielten sie nur 64 Punkte - so wenige Zähler in einem Spiel hatte Dallas zuletzt vor 19 Jahren erzielt. Nowitzkis voraussichtlich vorletzte Saison - sein Vertrag geht bis 2018 - hätte schlechter kaum beginnen können.

Dabei war der Deutsche meistens zum Zuschauen verdammt. Achillessehnen-Probleme setzen ihn immer wieder außer Gefecht, von den 16 Ligaspielen konnte er nur fünf bestreiten. Doch auch wenn er spielt, kann er der Mannschaft nicht wie gewohnt helfen. Während er in seiner Karriere durchschnittlich 22 Punkte pro Spiel macht, sind es in dieser Saison im Schnitt nur zwölf. Gehandicapt durch die langwierige Verletzung landen seine Würfe aus der Zone und von jenseits der Drei-Punkt-Linie deutlich seltener im Korb. Das Spiel der Mavericks ist weiterhin zu abhängig vom 38-Jährigen. "Wir müssen besser werden. Wir haben nicht genug getan, um konkurrenzfähig zu sein", platzte Nowitzki nach der Klatsche gegen Cleveland der Kragen.

Dabei ist nicht abzusehen, wann Nowitzki wieder vollständig gesund ist. Mitte November kam er für zwei Spiele zurück, doch in der jüngsten Partie gegen New Orleans musste er schon wieder aussetzen. Auch andere Leistungsträger wie J.J. Barea (32), Deron Williams (32) und Devin Harris (33) fallen immer wieder verletzt aus. Das aktuelle Team der Dallas Mavericks scheint überaltert, den jüngeren Spielern fehlt es schlicht an Klasse.

Die zum Teil heftigen Personalrochaden in den vergangen Jahren haben die Mannschaft offensichtlich nicht besser, sondern schlechter gemacht. Nach der Meisterschaft 2011 erreichten die Mavericks zwar in jeder Saison die Play-offs, dort waren sie aber meist chancenlos und flogen jeweils in der ersten Runde raus. Ein Titelkandidat ist Dallas schon lange nicht mehr.

Nowitzki, der in der NBA seit nunmehr 19 Jahren schon nur für die Mavericks spielt, hat trotzdem nie mit einem Wechsel geliebäugelt. "Ich wollte immer meine Karriere hier beenden. 20 Jahre in der NBA für einen Klub wären eine tolle Sache", sagte er unlängst in einem Interview mit "Sport1". Stattdessen hatte er mehrfach auf Geld verzichtet, um seinem Verein Spielräume bei Gehaltsverhandlungen zu ermöglichen. "Wichtiger ist es mir, in einer Mannschaft zu stehen, die gewinnt", sagte er im Sommer.

So wird Nowitzki seinem Klub wohl auch weiterhin die Treue halten, auch wenn er für jeden Sieg kämpfen und leiden muss. Für die Play-offs wird es diesmal wohl kaum reichen. Der Karriereherbst des besten deutschen Basketballspielers aller Zeiten sieht düster aus.

(RP)
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