Jordan-Deal geplatzt Dallas Mavericks: Was wird jetzt aus Dirk Nowitzki?

Düsseldorf · Die Dallas Mavericks stehen nach dem geplatzten Transfer von DeAndre Jordan vor einem Scherbenhaufen. Der Center hatte den Texanern bereits mündlich zugesagt, sich dann aber doch für einen Verbleib bei den Los Angeles Clippers entschieden. In Dallas macht nun das Wort "Tanking" die Runde.

Dirk Nowitzki – Würzburger, Basketball-Star, NBA-Legende
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Der Wortbruch Jordans war das beherrschende Thema in der NBA in den vergangenen Tagen. Der Center der Los Angeles Clippers hatte sich mit Dallas bereits mündlich über einen Vier-Jahres-Vertrag geeinigt und sollte bei den Mavericks 80 Millionen Dollar dafür kassieren, doch dann kam alles anders. In der Nacht zu Donnerstag traf sich Jordan in seinem Haus in Houston mit Vertretern der Clippers, die ihn von einem Verbleib überzeugten. Die Starspieler Chris Paul und Blake Griffin, Paul Pierce, Coach Doc Rivers und sogar Klubbesitzer Steve Ballmer besuchten Jordan und überredeten ihn, einen neuen Vertrag in Los Angeles zu unterschreiben.

Leidtragende sind die Dallas Mavericks und vor allem der deutsche Superstar Dirk Nowitzki. Der Würzburger hat noch zwei Jahre Vertrag in Dallas, kann aber bereits nach der kommenden Saison aussteigen. Und ein frühzeitiger Abschied wird nach dem geplatzten Jordan-Deal immer wahrscheinlicher.

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Foto: Screenshot Twitter

Zwar würde Dallas auch mit Jordan nicht zu den Topfavoriten zählen, das Erreichen der Play-offs wäre aber wahrscheinlich gewesen. Nun droht Nowitzki im Spätherbst seiner Karriere eine Pleiten-Saison, die er so eigentlich nicht mehr erleben wollte. Nowitzki hat stets betont, wie wichtig es ihm ist, in einem Team zu spielen, das Chancen auf die Meisterschaft hat. Davon sind die Mavericks in der kommenden Saison meilenweit entfernt. Der Transfermarkt ist abgegrast, am Donnerstag wurde Zaza Pachulia verpflichtet, damit die Mavericks überhaupt einen Center im Roster haben. Pachulia ist zwar routiniert, gehört aber nicht zu der Center-Elite der NBA.

Mavs-Besitzer Mark Cuban kündigte bereits vor Jordans Entscheidung, doch in Los Angeles zu bleiben, an, dass die Mavericks einen Schritt zurückgehen. "Wir wollten Wes (Matthews, Anm. d. Red.) und natürlich DeAndre", sagte Cuban gegenüber dem Radio-Sender KTCK-AM 1310. "Hätte es nicht geklappt, hätten wir nicht versucht, einfach das Roster aufzufüllen. Wir haben darüber gesprochen, dass es, wenn wir nicht einen richtig guten Free Agent bekommen, an der Zeit wäre, einen Schritt zurückzugehen."

"Tanken" als Ausweg?

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Was er damit meint: Die Mavericks überlegen, zu "tanken". "Tanking" bedeutet, dass ein Team so viele Spiele wie möglich verliert und am Ende der Saison ganz hinten zu stehen, um beim nächsten Draft, bei dem sich die Mannschaften die besten Nachwuchsspieler sichern, bessere Chancen zu haben. Im Fall der Mavericks ist dieses Vorhaben allerdings riskant: Durch den Trade von Rajon Rondo im Dezember gaben die Texaner ihren Erstrundenpick an die Boston Celtics ab — solange dieser nicht unter die ersten sieben fällt. Um den Erstrundenpick sicher zu haben, müsste Dallas in der Saison 2015/16 zu den vier schlechtesten NBA-Teams gehören. In der vergangenen Spielzeit benötigten die Los Angeles Lakers dafür 21 Siege aus 82 Spielen.

Die "Tanking"-Strategie widerspricht Nowitzkis Wesen allerdings von Grund auf. Der mittlerweile 37-Jährige will immer gewinnen, egal wie stark der Kader ist — genau wie Cuban. Und in Chandler Parsons und Wesley Matthews hat Nowitzki immerhin zwei gute Spieler an seiner Seite, so dass selbst "tanken" schwierig wird. Mindestens 30 Siege sollten mit diesem Trio sicher machbar sein.

Nowitzki könnte Dallas verlassen

Bislang war ein Trade Nowitzkis nicht denkbar, doch wenn die Mavericks tatsächlich "tanken" sollten und Nowitzki den Texanern dabei helfen könnte, ist ein Wechsel des Franchise-Players nicht mehr ausgeschlossen. Das Gehalt Nowitzkis könnten die Mavericks in zwei, drei neue Spieler investieren und ihren Kader damit aufblähen, ohne an Qualität zu gewinnen. Und Nowitzki hätte noch einmal die Chance, für einen Meisterschafts-Contender aufzulaufen.

Von Cuban, der sonst als Lautsprecher der Mavericks fungiert, ist nach dem Jordan-Desaster nur wenig zu hören. In den USA wird darüber spekuliert, dass der Mavs-Besitzer rechtliche Schritte gegen Jordan prüft. Parsons, der bei den Verhandlungen mit Jordan als Vermittler fungierte, war von der Entscheidung seines Freundes "geschockt, sehr enttäuscht und frustriert", wie er im Interview mit ESPN sagt. "So etwas habe ich in meiner ganzen Karriere noch nicht erlebt. Wenn du einer Organisation dein Wort gibst, gerade wenn die Organisation sich so viel Mühe um dich gegeben hat, ist das ethisch nicht in Ordnung und respektlos", sagte Parsons weiter — und spricht den Mavericks-Fans damit aus der Seele.

(seeg)
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