Hymnen-Streit US-Patrioten wehren sich gegen Proteste

New York · Der Streit um die Hymnen-Proteste in den USA geht weiter. Funktionäre und Vereine reagieren unterschiedlich auf die Aktionen einiger Sportler. Der Eishockey-Nationaltrainer droht mit der Ersatzbank.

US-Footballer Colin Kaepernick beschäftigt die USA. Seine Protestaktionen während der Hymnenzeremonien vor mehren Spielen finden Unterstützer. Auch andere Athleten sind zuletzt während der Hymne nicht aufgestanden und haben sich nicht der US-Flagge zugewandt. Damit wollen sie gegen Rassismus und Polizeigewalt protestieren. Die Aktionen rufen aber auch heftigen Widerstand hervor. Eine Übersicht über die neuesten Reaktionen.

  • Proteste einer Bürgerrechtsbewegung: Football-Star Brandon Marshall von den New York Jets hat Kaepernicks Aktionen verteidigt. "Ob man es mag oder nicht, dies ist eine Bürgerrechtsbewegung", sagte Marshall. Er mahnte aber zu Geschlossenheit. Mit Bezug auf die Bewegung der 1950er und 1960er Jahre sagte er, dass deren Mitanführer Martin Luther King dafür gesorgt habe, dass alle miteinander reden. "Er hat immer gesagt, dass Amerika eine großartige Nation sei. Ob er das geglaubt hat oder nicht, ich weiß es nicht, ich glaube, wenn man etwas erreichen will, muss man dafür sorgen, dass alle an einem Tisch sitzen."
  • Ersatzbank bei Protest: US-Eishockey-Nationaltrainer John Tortorella hat seinen Spielern bei der kommenden Weltmeisterschaft Proteste verboten. "Falls einer meiner Spieler während der Hymne auf der Bank sitzen bleibt, dann wird er dort für den Rest des Spieles sitzen", sagte er. Der Vater eines US-Soldaten sprach sich zwar für Meinungsfreiheit aus, doch Nationalfahne und Hymne dürften nicht in politische Kontroversen mit einbezogen werden. Denn Amerikaner würden ihr Leben für die Fahne, die Hymne und die Familien in der Heimat opfern.
  • Football soll patriotisch sein: NFL-Boss Roger Goodell hat sich deutlich gegen die Proteste ausgesprochen. "Wir glauben sehr stark an Patriotismus in der NFL. Ich persönlich glaube sehr stark daran", betonte er. Generell würde er zwar Spieler dabei unterstützen, wenn sie sich für Veränderungen in der Gesellschaft einsetzten, versicherte Goodell. Protest müsse aber respektvoll geschehen: "Ich denke, dass es wichtig ist, Respekt zu haben für unser Land, für unsere Fahne, für die Leute, die unser Land besser machen, für Ordnungskräfte und für unser Militär, das für unsere Freiheit und Ideale kämpft."
  • Kollektiv statt individuell: Football-Profi Bobby Wagner hat seine Mitspieler von den Seattle Seahawks indes zu geschlossenem Handeln aufgefordert. Teamkollege Jeremy Lane hatte zuletzt wie Kaepernick protestiert. "Es sollte eine Mannschaftsangelegenheit sein. Die Welt braucht es, dass Leute zusammenkommen und nicht, dass sie individuell handeln", sagte Wagner.
  • Rapinoe ausmävriert: In der Frauenfußball-Liga hat das Team Washington Spirit bei einem Heimspiel die Hymne auf die Phase verlegt, in der die Spielerinnen in der Kabine waren. Der Grund: US-Nationalspielerin Megan Rapinoe von der Gästemannschaft Seattle Reign FC hatte zuletzt während der Hymne protestiert. Man habe verhindern wollen, dass jemand die Hymnen-Zeremonie "hijackt", begründete Washington Spirit die Entscheidung. "Es war unglaublich geschmacklos, vier Tage vor einer der schlimmsten Katastrophen dieses Landes zu sagen, dass ich das Event hijacken wollte", sagte Rapinoe mit Bezug auf den Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001.
(sb/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort