WTA-Finale Kerber muss sich im Kreis der Besten beweisen

Angelique Kerber hat in dieser Saison nicht einmal die zweite Woche eines Grand-Slam-Turniers erreicht und sich dennoch für das WTA-Finale der acht besten Spielerinnen qualifiziert. Ab Sonntag liegt es an der Kielerin zu beweisen, dass sie doch eine Spielerin für die große Bühne ist.

Tennis: Angelique Kerber erscheint im schwarzen Kleid zur Auslosung
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Kerber erscheint im schwarzen Kleid zur Auslosung

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Erst in Singapur fiel die Entscheidung. In der Heimat hatte Angelique Kerber noch hin- und herüberlegt, in welchem Kleid sie die beste Figur im Kreis der acht Topspielerinnen abgeben würde, und vorsichtshalber zwei Outfits eingepackt. Stilsicher wählte sie das Kleine Schwarze und präsentierte sich mit Superstar Maria Scharapowa und Co. elegant den Fotografen für das offizielle Turnierposter.

Modische Fehltritte sind von Kerber, 27, allerdings auch kaum zu erwarten, immerhin ist Deutschlands beste Tennisspielerin bereits zum dritten Mal beim WTA-Saisonfinale dabei. Längst gehört sie zur Weltelite ihrer Zunft. Seit mehr als drei Jahren steht sie beinahe ununterbrochen unter den Top 10, in diesem Jahr hat sie vier Turniere auf vier unterschiedlichen Belägen gewonnen, nur Ausnahmeerscheinung Serena Williams war erfolgreicher. Auf dem Weg zum Triumph in Stuttgart schlug Kerber die früheren Branchenführerinnen Scharapowa und Caroline Wozniacki. Es ist die Bilanz einer herausragenden Spielerin.

Umso erstaunlicher lesen sich dagegen Kerbers Grand-Slam-Resultate 2015: Erstrunden-Aus bei den Australian Open in Melbourne, Drittrunden-Aus bei den French- und US-Open sowie in Wimbledon. Das ist graues Mittelmaß, das sind sportliche Fehltritte. "Natürlich kann ich mit meinem Abschneiden bei den Majors nicht zufrieden sein", sagt sie selbst, "aber insgesamt war es ein sehr gutes Jahr".

Die Hoffnung auf einen Erfolg auf der ganz großen Tennis-Bühne hat Kerber längst noch nicht aufgegeben. "Ich hatte einige Aufs und Abs. Aber ich weiß, dass ich jede schlagen kann", sagt sie. Das muss sie - mit Ausnahme von Serena Williams, die sich das WTA-Finale schenkt, - ab Sonntag in Singapur tun, um endlich einen dieser prestigeträchtigen Titel zu gewinnen, nach denen sich Tennis-Deutschland seit dem Karriereende von Steffi Graf sehnt.

Im 12.000 Zuschauer fassenden Indoor Stadium trifft Kerber in der Weißen Gruppe auf Angstgegnerin Garbine Muguruza (Spanien), gegen die sie in diesem Jahr bereits dreimal, unter anderem in Paris und Wimbledon verlor, sowie auf die Tschechinnen Petra Kvitova und Lucie Safarova. In der Roten Gruppe spielen Scharapowa (Russland), Simona Halep (Rumänien), Agniezska Radwanska (Polen) und Flavia Pennetta (Italien) gegeneinander. Eine Pleite bedeutet hier noch nicht das Aus; eine gute Gelegenheit für Kerber, das Kräftemessen der Besten mit der nötigen Lockerheit anzugehen.

"Ich spiele immer dann am besten, wenn ich mir selbst keinen Druck mache", sagt Kerber, ihre Bundestrainerin und Vertraute Barbara Rittner weiß: "Sie setzt sich manchmal selbst zu sehr unter Druck. Aber ich traue ihr nach wie vor den großen Coup bei einem Grand-Slam-Turnier zu." Oder aber beim Saisonfinale, das früher einmal Masters genannt wurde oder schlicht Tennis-WM.

Bei ihren bisherigen WM-Auftritten 2012 und 2013 in Istanbul gewann Kerber gerade einmal ein Match, zweimal war in der Vorrunde Endstation. Viele meinen, die Kielerin sei nicht durchschlagskräftig genug für die Spitze, andere sagen, Kerber sei die beste Konterspielerin der Welt und damit zäh gut genug für den Triumph in Singapur. Eine Qualität, die ihr zumindest im pulsierenden Stadtstaat zu gute kommen könnte, denn kaum eine Spielerin schleppt sich derzeit ohne Blessuren dem Saisonende entgegen. "Wer es schafft, nochmal über seine Grenzen zu gehen, der hat die besten Chancen", sagt Kerber.

(sid)
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