"Ein Traum und eine Hoffnung" "Übermenschliche" Williams besiegt den Fluch

Superstar Serena Williams schaffte es in Wimbledon mit ihrem 22. Grand-Slam-Titel, den Rekord von Steffi Graf zu egalisieren. Doch zuvor hatte die US-Amerikanerin schlaflose Nächte.

Serena Williams feiert den 22. Grand-Slam-Titel
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Serena Williams feiert den 22. Grand-Slam-Titel

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Ikone John McEnroe nannte ihre Leistung auf dem heiligen Rasen "übermenschlich" - und Steffi Graf zog im fernen Las Vegas den Hut. Doch Serena Williams wurde in der Stunde ihres großen Triumphs im Rasen-Mekka von Wimbledon ganz demütig. "Wir hatten früher nicht viel Geld. Aber ich hatte immer einen großen Traum, eine große Hoffnung. Und das ist alles, was man braucht", sagte Branchenführerin Williams nach ihrem 7:5, 6:3 in einem Weltklasse-Finale gegen die Kielerin Angelique Kerber.

In der Box der glamourösen US-Amerikanerin hatte sich unter anderem der singende Superstar Beyoncé die 81-minütige Gala-Vorstellung von Freundin Serena angesehen. Drinnen im Presseraum gab Williams nach ihrem 22. Grand-Slam-Coup, mit dem sie endlich den Rekord von Steffi Graf egalisieren konnte, dann tiefe Einblicke in ihr Seelenleben. "Dieser Sieg ist eine große Erleichterung. Ich hatte schon einige schlaflose Nächte, weil ich so nah dran war, aber es nicht geschafft habe", meinte die 34-Jährige.

Erst im vierten Anlauf konnte sich Williams endlich auf eine Stufe mit Graf stellen. Der Bann war gebrochen, der Fluch besiegt. "Natürlich habe ich viel Druck verspürt und mir Stress gemacht. In dieses Turnier bin ich dann einfach mit einer anderen Denkweise gegangen als bei den gescheiterten Versuchen zuvor", berichtete die siebenmalige Wimbledonsiegerin, die sich nach dem Matchball rücklings auf den Rasen fallen ließ. Sie schien von einer Zentnerlast befreit.

Serena Williams - Angelique Kerber: die Bilder der Partie
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Finale: Serena Williams - Angelique Kerber

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Bittere Pleiten hatten Williams auf dem langen Weg zur "Number 22" fast um den Verstand gebracht. Dem sensationellen Halbfinal-Aus bei den US Open 2015 gegen Roberta Vinci (Italien) folgten die Finalniederlagen von Melbourne gegen Kerber und in Roland Garros gegen Garbine Muguruza (Spanien). Zweifel wurden laut, ob das Kraftpaket aus Palm Beach Gardens/Florida überhaupt noch einmal einen Major-Triumph feiern würde.

Williams versuchte nach dem Rückschlag in Paris, ihre Einstellung zu ändern, um so den Druck zu verringern. "Ich habe gelernt", verriet sie, "dass man nicht alles gewinnen kann. Auch wenn das hart ist." Ihr Trainer Patrick Mouratoglou bestätigte: "Serena hat wieder zu sich selbst gefunden und ist die alte."

Bezeichnend, dass sie den einzigen Breakball von Kerber beim Stand von 3:3 im zweiten Satz mit einem Ass (rund 190 km/h) abwehrte - und auf dem Fuße ein weiteres folgen ließ (knapp 200 km/h).

Zahlen zum Finale zwischen Williams und Kerber
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Zahlen zum Finale zwischen Williams und Kerber

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Auch Graf war tief beeindruckt. "Was für eine unglaubliche Leistung durch Serena in Wimbledon", schrieb Graf in Englisch auf Facebook: "Welch ein Geschenk für alle Sportfans, die gesehen haben, wie sie die erstaunliche Nummer 22 geholt hat."

Die Frage nach den weiteren Zielen und den vermeintlichen Major-Streichen Nummer 23, 24, 25 musste dann natürlich auch kommen. Doch Williams hat ihre Lehren gezogen. "Eine Sache, die ich aus den letzten Monaten gelernt habe, ist, dass ich den Augenblick genießen muss", sagte die Zeugin Jehovas, die vor fünf Jahren eine lebensbedrohliche Lungenembolie erlitten hatte.

Doch Williams, über die es mittlerweile eine Film-Doku ("Serena") gibt, kämpfte sich zurück. "Sie ist einer der größten Champions, die der Sport jemals hatte", sagte Major-Rekordgewinner Roger Federer aus der Schweiz.

(sid)
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