Zweisatz-Niederlage im Finale Williams beendet den Wimbledon-Traum von Kerber

London · Der Wimbledon-Traum von Angelique Kerber ist geplatzt. Die 28-Jährige unterlag in einem packenden Finale der US-Amerikanerin Serena Williams in zwei Sätzen mit 5:7 und 3:6. Für Williams war es der historische 22. Grand-Slam-Titel. Damit zieht sie mit der deutschen Tennis-Legende Steffi Graf gleich.

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Finale: Serena Williams - Angelique Kerber

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Als Angelique Kerber unter dem Jubel der Fans auf dem heiligen Rasen den Trostpreis entgegennahm, hielt Mutter Beate hoch oben in der Box den Moment stolz mit dem Smartphone fest. Die Enttäuschung nach dem 5:7, 3:6 in einem hochklassigen Wimbledon-Finale gegen die große Serena Williams war bei Kerber schnell verflogen.

"Ich hatte die tollsten zwei Wochen hier. Es ist immer eine Ehre, gegen Serena zu spielen", sagte Kerber - dann schossen ihr 161 Tage nach ihrem Australian-Open-Coup Tränen in die Augen.

Das schönste Kompliment kam nach dem bemerkenswerten 81-minütigen Schlagabtausch aber von der frischgebackenen siebenmaligen Wimbledonsiegerin Williams, die mit ihrem 22. Grand-Slam-Coup die Bestmarke von Steffi Graf egalisierte. "Ich liebe es, gegen Angie zu spielen. Sie holt immer das beste aus mir heraus und ist auch abseits des Courts eine wundervolle Person", sagte Williams und blickte erleichtert auf die Venus-Rosewater-Trophäe, die ihr der Duke of Kent zuvor überreicht hatte.

Trotz einer starken Leistung konnte Kerber beim bedeutendsten Turnier (noch) nicht in die Fußstapfen von Graf treten. Die Ikone hatte 1996 als letzter deutscher Profi im All England Tennis Club triumphiert.

Die topgesetzte Williams verwandelte auf dem geschichtsträchtigen Centre Court ihren ersten Matchball gegen Kerber und ließ sich dann rücklings fallen. Damit nahm die Nummer eins erfolgreich Revanche für das verlorene Melbourne-Endspiel Ende Januar.

Für ihren Erfolg kassierte Williams eine Preisgeld in Höhe von umgerechnet 2,3 Millionen Euro. Kerber (28) indes blieb gut fünf Monate nach ihrer Sternstunde Down Under ein weiteres Highlight auf der ganz großen Bühne verwehrt. Die Fed-Cup-Spielerin, die in der Weltrangliste vom vierten wieder auf den zweiten Platz vorrückt, kann sich mit etwa 1,15 Millionen Euro trösten.

Vor 14.979 Zuschauern - darunter auch Kerbers eigens aus Polen angereiste Oma Maria - musste die Linkshänderin gleich in ihrem ersten Aufschlagspiel drei Breakchancen von Williams abwehren. Doch in einer Partie auf höchstem Niveau tat Kerber dies im Stile eines Champions.

Überhaupt agierte die Linkshänderin mutig und ließ sich immer wieder auf intensive Grundlinienduelle mit der Titelverteidigerin ein. Nicht selten mit dem besseren Ende für die Melbourne-Siegerin, die auf ihr Winkelspiel setzte, während Williams immer wieder den Weg ans Netz suchte.

Die Weltranglistenerste war bei ihrem eigenen Service stabil. Bei einer 6:5-Führung nutzte Williams ihren zweiten Satzball. Ihr gelangen im ersten Durchgang 24 direkte Gewinnschläge (Kerber: 6), allerdings hatte die Deutsche bei den unerzwungenen Fehlern klare Vorteile.

Doch auch danach blieb die von den Zuschauern angefeuerte Kerber dran und verlangte Williams alles ab. Bester Beweis: Die Amerikanerin begleitete fast jeden ihrer Hammerschläge mit einem Urschrei. In der Royal Box applaudierte diverse Adelige immer wieder begeistert.

Kerbers erste und einzige Breakchance beim Stand von 3:3 im zweiten Satz wehrte Williams bezeichnenderweise mit ihrem zwölften Ass ab. Das entscheidende Break gelang ihr dann zum 5:3.

Graf hatte Kerber vor dem vielleicht größten Match ihrer Karriere Mut gemacht. "Ich finde es toll, dass Angie diesen Weg bis ins Finale fast schon selbstverständlich gegangen ist", hatte die siebenmalige Wimbledonsiegerin Graf (47) gesagt.

Die Massen allerdings hatte das Finale im Vorfeld nicht gerade elektrisiert. Die altehrwürdige Times hatte dem Duell zwischen der Deutschen und Williams am Samstag gerade einmal eine Seite eingeräumt.

Von Kerber war nur der Satz zu lesen, dass sie im Fall eines Wimbledontriumphs nicht in die Themse springen würde. Der Hintergrund: Nach ihrem Major-Premierencoup Ende Januar hatte die 28-Jährige eine Wette eingelöst und war mit ihrem Team in den Yarra-Fluss gesprungen.

(ems/sid)
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