Youngster polarisiert in Wimbledon Kyrgios wird für "Null-Bock-Einstellung" ausgepfiffen

London · Im vergangenen Jahr ging der Stern des Australiers Nick Kyrgios in Wimbledon auf, als er überraschend Rafael Nadal aus dem Turnier warf und bis ins Viertelfinale einzog. Ein Jahr später hat sich der Australier in der erweiterten Weltspitze etabliert, sich auf dem Weg dahin aber nicht nur Freunde gemacht.

Nick Kyrgios unterliegt Richard Gasquet im Achtelfinale
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Kyrgios unterliegt Gasquet im Achtelfinale

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Foto: afp, dan

Diesmal war für den 20-Jährigen im Achtelfinale Schluss. Gegen den Franzosen Richard Gasquet setzte es eine 5:7, 1:6, 7:6, 6:7-Niederlage. Bemerkenswert dabei war die Art und Weise, in der Kyrgios den zweiten Satz beim gradezu herschenkte, in dem er beim Stand von 0:2 zwischenzeitlich mit dem Eifer eines Reptils beim Sonnenbaden agierte.

Kyrgios hatte sich zuvor über den Stuhlschiedsrichter geärgert und zeigte daraufhin allzu deutlich, dass er gründlich beleidigt war. Die Reaktion des Publikums: Pfiffe. Im Verlauf des Matches bekam Kyrgios dann doch wieder Lust, gewann den dritten Satz, wobei er drei Matchbälle abwehrte, verlor dann aber im Tie-Break des vierten Satzes, weil er sowohl bei eigenem Satzball als auch bei Matchball Gasquet Doppelfehler servierte.

Kyrgios ist der neue aufstrebende Star im Tennis, der "Typ", die "Persönlichkeit", nach der sich dieser Sport so sehr sehnt. Auf dem Platz flucht Kyrgios wie ein Rohrspatz und wandelt stets zwischen spektakulären Gewinnschlägen und kuriosen Fehlern, die aus einem etwas zu großen Hang zur Show resultieren. Neben dem Platz spricht er offen über sein Sexleben, das ihn nach eigenem Bekunden derzeit voll auslastet und legt sich vor allem via Twitter gerne mit seinen Kritikern an.

Eines hat er damit schon erreicht: Über Kyrgios spricht man. John McEnroe sieht in ihm schon die neue Nummer eins. Andere sehen in ihm den neuen McEnroe, weil der junge Australier, der während der Pausen bei Seitenwechseln gerne mit pinken Kopfhörern Musik hört, schon in jungen Jahren polarisiert wie derzeit kein Zweiter. Noch andere, wie beispielsweise Günter Bresnik, Ex-Trainer von Boris Becker, sehen Kyrgios wegen technischer Defizite langfristig gegenüber anderen Talenten wie Kyrgios' Landsmann Thanasi Kokkinakis oder auch Alexander Zverev aus Hamburg im Nachteil. In seiner jungen Karriere hat Kyrgios zudem schon einige Verletzungen hinter sich.

Was Kyrgios in den technischen Grundlagen vermissen lässt, macht er allerdings durch Brachialgewalt wieder wett. Sein krachender Aufschlag ist einer der besten der Tour. Zudem zeigt er, anders als viele erfahrenere Kollegen, vor den großen Namen keine Angst. Neben Nadal hat er auch Roger Federer schon geschlagen. Zwei der sogenannten großen Vier Nadal, Federer, Novak Djokovic und Andy Murray. Andere schaffen das in ihrer gesamten Laufbahn nicht.

Wimbledon 2015: Nick Kyrgios besiegt Milos Raonic im "Ärmel-Duell"
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Kyrgios besiegt Raonic im "Ärmel-Duell"

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Foto: dpa, hm

Auf dem Weg nach oben wartet auf Kyrgios nun ein Balanceakt. Bei den großen Turnieren macht er regelmäßig auf sich aufmerksam. Bei kleineren Turnieren fehlt dem "Showman" häufig die Konstanz. Oder auf der kleinen Bühne vielleicht die Motivation? Eines ist klar: Für die ganz großen Ziele darf sich der Australier "Null-Bock-Phasen" wie gegen Gasquet nicht allzu häufig erlauben.

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