Wimbledon Kerber-Bezwingerin Muguruza wird zur Überraschungs-Finalistin

21 Jahre nach dem ersten und bislang einzigen Triumph einer Spanierin im All England Club greift erneut eine junge Frau von der iberischen Halbinsel nach dem Titel beim bedeutendsten Tennisturnier der Welt. Garbine Muguruza, geboren 1993, im Jahr vor Conchita Martinez' Wimbledonsieg, kämpfte sich gegen Agnieszka Radwanska ins Endspiel. Dort werden ihr am Samstag sogar gegen die Superstars Serena Williams oder Maria Scharapowa Chancen eingeräumt.

Garbine Muguruza zieht in ihr erstes Major-Finale ein
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Muguruza zieht in ihr erstes Major-Finale ein

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Muguruza bezwang im Halbfinale die Polin Radwanska, immerhin Finalistin des Jahres 2012, mit 6:2, 3:6, 6:3. Nach 1:57 Stunden Spielzeit verwandelte sie ihren ersten Matchball, fiel auf dem Heiligen Rasen zuerst auf die Knie, dann flach auf den Bauch. "Ich habe keine Worte dafür, ich bin so glücklich. Das ist etwas, wofür ich mein ganzes Leben lang gearbeitet habe", sagte Muguruza.

Mit ihrer beeindruckenden Kombination aus Präzision und Geschwindigkeit hatte sie in Runde drei Deutschlands größte Rasenhoffnung Angelique Kerber (Kiel) aus dem Turnier geworfen. "Es ist wie ein Traum, aber ich will den Titel und muss mich weiter konzentrieren", sagte sie.

Im vergangenen Jahr bei den French Open in Paris hatte Muguruza erstmals auf der großen Bühne bleibenden Eindruck hinterlassen. Die in Caracas geborene Tochter eines Basken und einer Venezolanerin ließ Williams nicht den Hauch einer Chance. Noch ist ihr offensives Spiel allerdings anfällig, noch fehlt ihr die Konstanz. Gegen Radwanska führte sie im zweiten Satz bereits 3:1 und gab danach sieben Spiele in Folge ab.

Es spricht jedoch für die 1,82 m große Muguruza, dass sie sich trotz ihrer geringen Erfahrung in großen Matches aus Krisen befreien kann. Nerven zeigte sie in der Endphase auf dem Centre Court jedenfalls keine. Wie gegen die Weltranglistenzehnte Kerber, die Weltranglistenfünfte Caroline Wozniacki und die Weltranglisten-15. Timea Bacsinszky in den Runden zuvor übernahm sie die Initiative, als es darauf ankam.

Die große Tennis-Nation Spanien, gesegnet mit einer Armada an männlichen Ausnahmespielern, wartet bereits länger als Deutschland auf eine Grand-Slam-Siegerin. Als letzte Spanierin triumphierte Arantxa Sanchez 1998 in Paris bei einem der vier Majorturniere.

Muguruza trauen viele Experten auch aus der Heimat zu, diese Durststrecke zu beenden, wenn nicht in diesem Jahr in Wimbledon, dann sicherlich in naher Zukunft. Dabei hat sie mit ihren bekannten Landsfrauen und Vorgängerinnen Martinez und Sanchez nicht mehr als die Staatsbürgerschaft gemein. Ihr offensives und riskantes Spiel passt perfekt ins moderne Frauentennis, auch den anfangs ungeliebten Rasen entdeckte sie im Rekordtempo für sich.

Conchita Martinez' Gratulation per SMS ließ nicht lange auf sich warten. Strahlend berichtete Muguruza davon. Ab Montag wird sie erstmals in ihrer Karriere unter den besten zehn Spielerinnen der Welt geführt werden und dort aller Voraussicht nach eine ganze Weile bleiben.

(sid)
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